1. FC Köln nach dem 1:2 gegen die BayernViel Lob, keine Punkte

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Sane-Zweikampf

Die Kölner setzen sich am Samstag heftig zur Wehr.

  • Nach zwei unglücklichen Gegentoren lagen die Kölner am Samstag trotz guter Leistung zur Halbzeit 0:2 zurück.
  • Trainer Markus Gisdol sprach seiner Mannschaft später Komplimente aus, trauerte aber einer vergebenen Chance nach.
  • Münchens Trainer Hansi Flick rettete das Ergebnis mir allen Mitteln ins Ziel.

Köln – Markus Gisdol hatte seinen Spielern schon in der Vorbereitung auf die Partie gegen den FC Bayern gesagt, dass er nicht auf Komplimente aus war am Samstag. „Ich will nicht, dass eure Gegenspieler hinterher lachend vom Platz gehen und sagen: Hast du toll gemacht“, berichtete der Trainer des 1. FC Köln nach der 1:2 (0:2)-Niederlage gegen den Rekordmeister. So gesehen konnte Gisdol zufrieden sein mit dem Ausgang des Nachmittags, allzu viele Schulterklopfer verteilten die Bayern nach dem Schlusspfiff tatsächlich nicht. „Ich habe hinterher Pavard gesehen, der geflucht hat, weil er Ismail Jakobs nicht in den Griff bekommen hat“, berichtete Gisdol nicht ohne Stolz. Jakobs hatte den Weltmeister von einer Not in die nächste gestürzt, nach seinem zweiten schweren Foul hätte Pavard zudem schon in der 23. Minute Gelb-Rot sehen müssen und schleppte sich am Ende schwer gezeichnet vom Rasen. „Das sagt eigentlich schon alles über Ismails Leistung“, sagte Gisdol.

Solider Beginn

Die Kölner hatten mutig begonnen, die zuletzt gezeigten Schwächen in der Anfangsphase traten diesmal nicht zutage. Dann aber nahm das Unheil einmal mehr seinen Lauf, als Serge Gnabry aus einer nicht allzu torgefährlichen Situation Marius Wolf anköpfte und den Unterarm des Kölners traf. Der Tatbestand eines strafbaren Handspiels war erfüllt, und weil es in der gefährlichen Zone passiert war, entschied Schiedsrichter Frank Willenborg auf Elfmeter. Thomas Müller versenkte, 0:1. „Die Regel ist, dass das Hand ist. Wer mal Fußball gespielt hat, der weiß, dass der Spieler das nicht mit Absicht macht“, sagte Gisdol ein wenig müde. Vier von elf Gegentoren hat seine Mannschaft in dieser Saison per Elfmeter kassiert, die meisten anderen durch schwere persönliche Fehler. So ist es extrem schwierig, Spiele zu gewinnen, zumal gegen den Rekordmeister. „Normalerweise kippt so ein Spiel dann in Richtung der Bayern“, befand er.

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Doch das passierte nicht, stattdessen hielten die Kölner an ihrem Plan fest, berannten die Münchner und legten vor allem die fehlende Beweglichkeit der Schwerathleten Süle, Boateng und auch Martinez bloß. Die Kölner hatten viel vom Spiel, daher war es umso bitterer, dass sie durch einen Konter in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs das 0:2 kassierten: Skhiri verlor tief in der Münchner Hälfte den Ball, Serge Gnabry rauschte den Flügel entlang, und kein Kölner Verteidiger kam auch nur in die Nähe eines Zweikampfs mit dem Nationalstürmer. Gnabrys Schuss war gut getroffen und für Timo Horn zudem erst spät zu sehen – Köln lag 0:2 zurück, damit war es dann eigentlich aus.

Bittere Pausenbilanz

Zur Pause zog Gisdol eine bittere Bilanz. „Eigentlich war es ein gutes Spiel von uns, eigentlich war alles aufgegangen. Es musste 1:1 stehen, stand aber 0:2“, sagte der Trainer. Gisdol wechselte offensiv, brachte Dominick Drexler für Skhiri, und in der 82. Minute gelang Drexler tatsächlich der Anschlusstreffer, als er Thielmanns Schuss ins Tor lenkte. Köln attackierte weiter, der FC Bayern hatte die Kontrolle verloren. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge jedenfalls fluchte auf der einsamen Kölner Tribüne vor sich hin, schimpfte über Boatengs Flugbälle ins Nichts und schien endgültig bedient, als der für den extrem lustlosen Sané eingewechselte Costa kaum mehr die Motivation aufbrachte, wenigstens aus dem Abseits zu traben.

„Es geht ums nackte Ergebnis“

Hansi Flick war am Ende jedes Mittel recht, in der vierten Minute der Nachspielzeit wechselte er Gnabry aus, und selbst wenn Marc Roca keine Ballberührung mehr verzeichnete, half er doch, den Münchner Sieg ins Ziel zu bringen. „Am Ende geht es um das nackte Ergebnis“, resümierte Flick, beinahe entschuldigend.

Die Statistiker verzeichneten ein Torschussverhältnis von 9:7 für Köln, so wenig hat kein Gegner zugelassen, seit Flick Trainer des FC Bayern ist. „Irgendwie fühlt es sich heute eigenartig an. Niemand hätte sich beschwert, wenn es am Ende 1:1 geheißen hätte oder 2:2“, urteilte Markus Gisdol, der die entscheidende Frage jedoch selbst formulierte – und gleich eine Antwort versuchte: „Was bleibt? Das, was wir in den letzten beiden Spielen schon angedeutet haben: Die Mannschaft entwickelt sich.“

Trend bestätigt

Eine Bestätigung des Trends also, mehr war es dann trotz allem nicht. Fand auch Torschütze Dominick Drexler, als er gefragt wurde, ob man sich für eine achtbare Niederlage gegen die Bayern nun etwas kaufen könne. „Da würde ich generell mal nein sagen“, sagte der 30-Jährige, bemüht, die Dinge realistisch zu sehen: „Die Bayern waren offenbar müde. In der Verfassung kriegt man sie nicht oft“, sagte er: „Und wenn es möglich war, hätte man natürlich auch gerne etwas mitgenommen.“

Heldt zuversichtlich

Horst Heldt stimmte dem zu, „wir müssen es nicht besser machen, als es war, weil wir keine Punkte geholt haben. Und ich finde es richtig, dass wir uns ärgern, wenn wir verlieren“, sagte der Kölner Sportchef. Dennoch schloss er zuversichtlich: „Wir finden schon vieles, das uns Auftrieb geben sollte. Wenn wir diese Dinge beibehalten, werden wir die nötigen Punkte holen, um die Klasse zu halten.“

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