1. FC Köln nach der Pleite gegen StuttgartHorst Heldt schaltet auf Angriff

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Horst Heldt am Samstag auf der Kölner Bank 

Köln – Vielleicht hatte Horst Heldt einfach keine Lust mehr, eine unveränderte Lage immer wieder neu zu besprechen. Womöglich witterte er aber auch, dass aus manchen Reaktionen der FC-Profis auf das 0:1 gegen den VfB Stuttgart ein Konflikt zwischen Trainer und Mannschaft gelesen werden könnte. Oder, so schien es Heldt zu empfinden: konstruiert werden sollte. Jedenfalls reagierte der Sportchef gereizt, als er am Sonntagmorgen auf die immer wieder gleichen Muster angesprochen wurde, nach denen der 1. FC Köln in dieser Saison seine Spiele verliert. Denn auch gegen Stuttgart hatte Köln eine seriöse Leistung geboten, kaum Chancen zugelassen und kämpferisch wie läuferisch überzeugt. Dann jedoch mit dem ersten Gegentreffer das Spiel verloren, weil der Mannschaft in der Offensive die Mittel fehlen.

Die Offensive stagniert

In den neun Bundesliga-Spielen seit dem Jahreswechsel blieben die Kölner nun sechsmal ohne Treffer, und trotz kleiner Entwicklungsschritte scheint die Mannschaft im Angriff zu stagnieren. Heldt hat sich offenbar daran gewöhnt. „Mich wundert, dass Sie das wundert“, sagte er am Sonntag an die Adresse eines Reporters, als habe der ihn gefragt, warum die Straßen nass werden, wenn es regnet. Er habe schließlich oft genug geäußert, dass die Mannschaft bis zum Ende der Saison im Abstiegskampf stecken werde. Und „bis zum Ende heißt bis zum Ende – und nicht bis zum 22. Spieltag. Ich kritisiere nicht die Kritik. Aber Sie müssen akzeptieren, dass ich mit Ihrer Kritik nichts anfangen kann. Weil sie einfach daneben ist. Es interessiert mich nicht, weil ich glaube, da mehr Ahnung zu haben als Sie.“

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Zu kritisieren am Kölner Offensivspiel gab es genug, und über das Ausmaß der Kölner Harmlosigkeit am Samstag durfte man sich durchaus ein wenig wundern. Kein Eckball, keine Abseitsstellung, kein Tor – in der Stuttgarter Hälfte geschah am Samstag extrem wenig, sogar nach den Kölner Maßstäben in diesen Tagen. Auch Heldt war nicht glücklich über den Vortrag. Er hatte nur keine Lust mehr, ihn zu schon wieder zu verhandeln. „Wir müssen es wegschlucken. Es gefällt keinem, aber es ist, wie es ist“, sagte der Sportchef. Der Kampf sei mit Glücksmomenten verbunden, etwa mit einem Derbysieg in Mönchengladbach. Grundsätzlich aber werde sich die Mannschaft vor dem 34. Spieltag nicht dergestalt befreien können, dass sie in Ruhe dem Klassenerhalt entgegen segelt. „Es ist anstrengend, es ist schwierig.“

Gisdols Erinnerungen

Die Erinnerung ans Hinspiel im Oktober hatte offenbar die Kölner Vorbereitung bestimmt. Damals war der VfB in der ersten Minute in Führung gegangen und hätte nach einer Viertelstunde 3:0 führen können, dann hatte Markus Gisdol umgestellt und Köln noch ein 1:1 erarbeitet. Immer wieder haben die Stuttgarter seitdem Phasen wie diese Viertelstunde gegen Köln geboten, mit 39 Saisontoren stellen sie die fünftbeste Offensive der Liga. „Wir wollten den Stuttgartern nicht das Spiel geben, das sie gern möchten. Deshalb war klar, dass es heute kein Chancenfestival wird, auf beiden Seiten, weil beide sich gut gelesen hatten“, erläuterte Markus Gisdol. Von der Defensivstärke war im Nachgang der Partie jedoch weniger die Rede als vom Versagen der Offensive – auch im Fußball gibt es offenbar eine Art Präventionsparadox, Gisdol lebt allerdings ganz gut damit.

„Analysieren und besser machen“

Dass der Siegtreffer nach einem Standard gefallen war, bedeutete noch eine Bestätigung der Kölner Position: In der 49. Minute fand eine weite Freistoßflanke des Stuttgarter Kunstschützen Borna Sosa den Weg zu Sasa Kalajdzic, der per Kopf versenkte.  Aus dem Spiel war den Gästen kaum etwas gelungen. Dennoch kritisierten auch Kölner Spieler hinterher die Spielanlage. „Vielleicht haben wir in der ersten Halbzeit zu tief gestanden, das müssen wir uns ankreiden“, sagte Marius Wolf: „Das müssen wir analysieren und besser machen.“ Torhüter Timo Horn befand, Köln habe „zu wenig nach vorn investiert“, für die defensive Leistung könne man sich „nichts kaufen: Nur wenn man Tore schießt, kann man Spiele gewinnen.“

Rafael Czichos analysiert

Rafael Czichos ging in seiner Analyse etwas tiefer, und womöglich war der Verteidiger ein ganzes Stück näher am Kern des Problems als seine Kollegen. Denn tatsächlich hatten die Kölner bei Ballbesitz derart lausig gespielt, dass sich die Frage nach einem Konzept erübrigte. „Es fehlt nicht die Idee, die Idee ist gut. Wir spielen zu ungenau. Das ist Bundesliga, da geht es dann schnell nach hinten“, befand Czichos, und auch sein Trainer hatte zu viele „einfache technische Fehler“ seiner Mannschaft im Spiel nach vorn gesehen.

Heldt hatte am Sonntag keine Lust auf weitere Kommentare zum Kölner Offensivkonzept, weder von Reportern noch von Kölner Profis: „Die Ausrichtung“, grantelte er, „die ist vollkommen wurscht.“

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