1. FC Köln nur 1:2 gegen DarmstadtDurch Müngersdorf weht ein Orkan des Frusts

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Der 1. FC Köln kassierte gegen Darmstadt 98 die zweite Niederlage in Folge. Zuvor gab es ein 0:3 in Dresden.

Köln – Wohl selten zuvor ist ein Tabellenführer derart ausgepfiffen wie der 1. FC Köln an diesem Freitagabend in Müngersdorf. Als Schiedsrichter Marco Fritz nach vier Minuten Nachspielzeit das Zweitligaspiel zwischen dem Spitzenreiter Köln und dem SV Darmstadt 98 abpfiff, brodelte es im Stadion.

Aber nicht vor Freude. Die Fans machten nach dieser schwer zu fassenden 1:2-Niederlage ihrem Unmut Luft. Sie pfiffen nicht nur, nein, etliche Fans skandierten „Anfang raus“, dann wieder „Vorstand raus“. An die Rufe gegen den Vorstand ist man mittlerweile gewöhnt beim FC. Doch die Heftigkeit, mit der etliche Zuschauer die Entlassung des umstrittenen Trainers Markus Anfang forderten, die war neu.

FC muss Aufstiegsfeier verschieben

Ein Orkan des Frusts. So ist sie also, die Stimmung beim 1. FC Köln. Nach der achten Saisonniederlage und dem vierten sieglosen Spiel in Folge fällt die Aufstiegsfeier, die eine auf dem Sofa gewesen wäre, auch an diesem Wochenende flach.

Alles zum Thema Timo Horn

Der FC kassierte eine Pleite, die er nie hätte kassieren dürfen. 27 Torschüsse, 15 Ecken, 34 Flanken und 61 Prozent Ballbesitz reichten nicht zum Sieg. Nach dem 0:1 durch Serdar Dursun (34.) waren die Hausherren spätestens in der zweiten Halbzeit turmhoch überlegen, um dann wieder einmal an sich selbst zu scheitern. Zwar erzielte Jhon Córdoba mit seinem nunmehr 17. Saisontor den Ausgleich (66.), der FC zog danach ein Powerplay auf.

Horn patzt gegen Platte

Doch als fast jeder im Stadion mit der Kölner Führung rechnete, patzte erst Marco Höger im Luft-Duell mit Dursun und dann Torhüter Timo Horn, der gegen Felix Platte ohne Sinn aus seinem Tor rannte. Der Darmstädter umkurvte den Kölner und schob in der 76. Minute zum 2:1-Siegtreffer für die Gäste ein, die mit diesem Erfolg den Klassenerhalt perfekt machten. Der Torhüter sprach danach von einem „Ping-Pong“-Gegentreffer und „extremer Leere“ nach solch einem Spiel. „In so einer Phase triffst du dann auch noch die falsche Entscheidung“, entgegnete er auf die Frage, wie er denn das 1:2 gesehen hatte. Dieses Gegentor war übrigens das bereits 41. in der laufenden Saison.

Drei Fragen drängen sich jetzt auf. Die erste: Gerät der Aufstieg des FC doch noch in Gefahr? Die Kölner müssen zwar jetzt aufpassen, doch immer noch acht Punkte Vorsprung auf Platz drei sollten reichen. Zudem spielen die  vier Konkurrenten, die mit Ausnahme von Paderborn zuletzt in Serie patzten, an diesem Wochenende untereinander und nehmen sich so gegenseitig die Punkte weg.

Anfang bekommt Probleme bei Fans und Spielern

Die zweite: Wie ist es um das Verhältnis zwischen Anfang und seinen Spielern bestellt? Horn, der sich als einziger Kölner Spieler nach dem Abpfiff in der Mixed Zone den Fragen stellte, sah es so: „Die zweite Halbzeit hat doch gezeigt, dass die Mannschaft intakt ist und der Trainer uns erreicht.“

Und die dritte, entscheidende Frage: Wie geht es mit Anfang weiter? Ist es sinnvoll, mit ihm langfristig weiterzumachen? Die Forderung etlicher Fans wird sich wohl nicht erfüllen, Anfang wird diese Saison sicherlich auch zu Ende führen. Ob es aber danach mit ihm (in der Bundesliga) weitergeht, das ist mehr als fraglich. Sportchef Armin Veh wollte nach dem Abpfiff keine Fragen mehr beantworten, schon gar nicht diese. „Ich muss das erst einmal sacken lassen. Ich sage  etwas, wenn ich was zu sagen habe“, entgegnete er noch schnell, nachdem  er zuvor den Ausführungen seines Wunsch-Trainers gelauscht hatte.

Der sprach von einem „wahnsinnig bitteren Abend“, von einem „Spiel auf ein Tor“. Er könne seiner Mannschaft im Gegensatz zur 0:3-Niederlage zuletzt in Dresden diesmal nur vorwerfen, dass sie das zweite Tor nicht gemacht und zweimal in der Defensive nicht aufgepasst habe. „Ein Unentschieden wäre schon fast wie eine Niederlage für uns gewesen. Heute tut es brutal weh, die Jungs sind sehr niedergeschlagen. Es tut mir für jeden Fan leid, aber auch für uns“, sagte Anfang. Die lautstarken Pfiffe gegen seine Person wollte er nicht kommentieren: „Dazu sage ich gar nichts. Ich bin einfach wahnsinnig enttäuscht darüber, dass wir das Spiel verloren haben.“

Es passte zu diesem frustrierenden Abend, dass auch noch ein Spieler voraussichtlich sehr lange und erneut ausfallen wird: Eine erste MRT-Untersuchung ergab, dass sich Kölns Pechvogel Christian Clemens bei einem Zusammenprall in der ersten Halbzeit eine schwere Knieverletzung zugezogen hat.

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