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1. FC KölnPräsident betrachtet Antrag zur Mitglieder-Einbindung als „Misstrauen“

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Geschäftsführer Wehrle (l.), Präsident Spinner während der Saisoneröffnung.

Geschäftsführer Wehrle (l.), Präsident Spinner während der Saisoneröffnung.

Köln – Werner Spinner staunte am Sonntag nicht schlecht, als während der Saisoneröffnung des 1. FC Köln ein zwölfjähriger Fan auf ihn zukam und dem Präsidenten folgendes sagte: „Herr Spinner, Kommerz zerstört den Fußball.“

Sehr viel dreht sich derzeit im Profi-Fußball um die Themen Kommerzialisierung, Mitbestimmung, das Bewahren oder den Verlust von Traditionen. Und diese Themen werden von allen Beteiligten fast immer äußert emotional geführt. Und jetzt offenbar auch von Zwölfjährigen – ob sie nun womöglich von jemanden vorgeschickt worden sind oder nicht.

Thema mit Sprengkraft

Beim FC gibt es derzeit auch ein Thema mit Sprengkraft: Es geht konkret um den Antrag der Initiative „100% FC – Dein Verein“ zur Einbindung der Mitglieder. Auf der Mitgliederversammlung am 25. September wird abgestimmt, ob die Mitglieder bei jedem Anteilsverkauf an Investoren mitbestimmen können. Bislang können Vorstand und gemeinsamer Ausschuss über einen Verkauf von unter 25 Prozent alleine entscheiden. Die Initiative will eine Satzungsänderung erreichen und braucht dafür eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Um über ihr Vorhaben erneut zu informieren, verteilte sie am Sonntag Flyer (Auflage: 20.000).

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Und nicht nur über diese Aktion war Spinner hörbar verstimmt. Der Präsident ergriff auf der Bühne das Wort, zeigte sich „irritiert“ und sprach davon, dass durch solch eine Aktion „Misstrauen in den Verein hereingebracht wird, die nicht in den Verein gehört.“ Spinner rief den 50.000 Fans zu, möglichst alle zur Mitgliederversammlung zu kommen – auch wenn das für Platzprobleme in der Lanxess-Arena sorgen dürfte.

Initiatoren: Keine Kritik an Vereinsführung

Es war das erste Mal überhaupt, dass sich die Vereinsführung zu dem Antrag geäußert hatte. Bisher hieß es von FC-Seite: „Der Antrag ist eingegangen und wird geprüft.“ Am Montag wiederholte Spinner gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ seine Kritik: „Wir betrachten den Antrag als Misstrauen. Und das ist nicht nur meine Überzeugung, sondern die des gesamten Vorstandes und der Geschäftsführung. Der Verein wurde zudem nicht über die Flyer-Aktion informiert.“

Philipp Herpel, einer der drei Initiatoren des Antrags und FC-Mitglied, versteht nicht, warum Spinner Schärfe in die Angelegenheit bringe. „Die Tonart überrascht, sie ist grundsätzlich schade und widerspricht dem, was wir von Anfang an – auch gegenüber dem Vorstand selbst – ausdrücklich kommuniziert haben. Sie dient auch nicht der Sache“, sagt Herpel dieser Zeitung. Die Initiative wolle durch den Antrag in keiner Weise die Arbeit der Vereinsführung kritisieren oder Misstrauen säen. Sie sei auch nicht grundsätzlich gegen einen Einstieg von Investoren beim FC. „Ich denke, die Sachargumente sprechen für uns. Und ich glaube, dass die Mitglieder dafür auch ein feines Gespür haben“, so Herpel. Und dass die Initiative Flyer verteilt habe ohne den FC zu informieren, hält Herpel auch nicht für problematisch: „Hätten wir den FC informieren sollen, dass wir als Antragsteller und Teil des Vereins auf einer öffentlich zugänglichen Veranstaltung die anwesenden Mitglieder informieren wollen?“

Die Antragsteller hoffen in Kürze auf einen direkten Austausch mit der Vereinsführung. „Ein persönliches Gespräch gab es noch nicht – wir stehen dem weiterhin zur Verfügung. Denn am Ende wollen auch wir eine harmonische Mitgliederversammlung und eine in allen Belangen sachliche Diskussion.“

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