1. FC Köln trainiert wiederEin Hauch von Normalität – FC appelliert an Fans

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Training beim 1. FC Köln - mit dem nötigen Sicherheitsabstand

  • Nach drei Wochen im Home Office nimmt die Mannschaft des 1. FC Köln am Montag unter außergewöhnlichen Bedingungen das Training wieder auf.
  • Abgeschirmt und unter Beachtung der Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen trainieren die Kölner in Kleingruppen und zeitversetzt. Geduscht wird zu Hause.
  • Virologe Kekulé hält eine Forsetzung der Bundesliga ohne Fans im Mai für möglich, spricht aber von einer Spezialquarantäne für ganze Mannschaften.

Köln – Drei Wochen lang versuchten sich die Profis des 1. FC Köln daheim fitzuhalten und bekamen dafür Trainingspläne an die Hand. „Das war schon ein sehr intensives Programm, jeweils zwischen 90 und 120 Minuten. Da waren Läufe dabei, die kannte ich so in 13 Profijahren auch noch nicht“, schilderte Torhüter Thomas Kessler. Die Zeit des Solo-Trainings im Home Office ist ab Montagvormittag vorbei. Doch wenn die Mannschaft von Coach Markus Gisdol das Training aufnimmt, ist dennoch vieles immer noch fern jeder Normalität.

Die NRW-Landesregierung hatte in der vergangenen Woche genehmigt, dass Berufssportler in der Corona-Krise trainieren dürfen. Das regelt die Coronaschutzverordnung, Paragraf drei, Absatz zwei. Die Kölner haben damit wieder Rasen unter den Füßen. „Wir sind im engen Austausch mit dem Gesundheitsamt. Wir werden in den Kabinen auf den Abstand achten und die nötigen Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen umsetzen“, sagt FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle.

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Das Training findet im Franz-Kremer-Stadion und unter Ausschluss der Öffentlichkeit in drei Gruppen und in Schichten zeitversetzt statt. Zwei Gruppen trainieren am Geißbockheim, die dritte Gruppe absolviert extern Leistungstests. Die Spieler wurden darauf hingewiesen, Zweikämpfe und direkte Kontakte zu vermeiden. Medizinisch beraten wird die Mannschaft von den langjährigen Teamärzten Peter Schäferhoff und Paul Klein. Da außer den Profis aktuell keine andere Mannschaft am Geißbockheim trainiert, können sich Spieler auch in den Kabinen des Nachwuchsleistungszentrums umziehen. Duschen sollen sie ohnehin zu Hause.

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Der FC appellierte explizit an die Fans, sich trotz des schönen Wetters nicht zum Geißbockheim zu begeben. Auch Journalisten und Fotografen sind nicht am Platz zugelassen.

DFL-Task-Force berät über Spiel- und Trainingsbetrieb

Wie die Fortführung eines Spiel- und Trainingsbetriebs aussehen könnte, das eruiert derzeit eine medizinische Task Force im Auftrag der DFL. Geleitet wird diese vom bekannten Sport- und Präventivmediziner Tim Meyer, der seit fast 19 Jahren die deutsche Nationalmannschaft begleitet.

Alexander Kekulé, einer der profiliertesten Virologen Deutschlands, hält eine Fortsetzung der Bundesliga im Mai für möglich. „Machbar ist alles“, sagte der Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum Halle im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF. Allerdings werden seiner Ansicht nach Fußballspiele im Jahr 2020 nur noch vor Geisterkulissen stattfinden. „Ich würde für dieses Jahr nichts mehr planen mit Publikum.“

Virologe Kekulé spricht von Spezialquarantäne für ganz Mannschaften

Der 61-Jährige erklärte, dass man für die Spiele die Profis speziell sichern müsse. Für die Spieler sei das aber mit „drakonischen“ Maßnahmen verbunden. „Man müsste für sie den Lockdown verlängern. Sie müssten privat unter besonderen Sicherheitsbedingungen weiterleben. Die ganze Mannschaft müsste in eine Art Spezialquarantäne. Außerdem müsste man sie vor jedem Spiel neu testen“, sagte Kekulé, der überschlagen hat, dass für die Spieler und deren direktes Umfeld rund 20000 Corona-Tests bis Saisonende nötig seien. Zuletzt war die Rede davon, dass die Profis alle drei Tage getestet werden sollen.

Man müsse berücksichtigen, dass die Spieler nicht zur Risikogruppe gehören, so Kekulé: „Rein virologisch wäre das Problem deshalb lösbar. Aber nur, wenn man eine Art spezielle Blase für die Fußballspieler schafft.“ Die Frage wäre nur, wie man diese Spezialbehandlung der Fußballer der Gesellschaft erkläre, wenn es ganz vielen anderen Leuten draußen schlecht gehe.

Bayerns Innenminister Herrmann lehnt Sonderrechte für den Profifußball ab

Und exakt gegen diese Ausnahmeregelungen für den Profifußball stellt sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Der CSU-Politiker weiß auch, dass die Bundesligen so bald wie möglich den Spielbetrieb wieder aufnehmen wollen, um die wirtschaftlichen Schäden für die Klubs zu begrenzen, doch Herrmann  spricht sich klar gegen eine Sonderbehandlung aus: „Wir wollen den Sport-Interessen gerecht werden. Aber es kann kein Sonderrecht allein für Fußballvereine geben. Alles, was auch Fußballvereine machen, muss sich in das Gesamtgeschehen der Bundesrepublik Deutschland vernünftig einfügen.“

In Nordrhein-Westfalen gelten die Ausgangs- und Kontaktbegrenzungen zunächst bis zum 19. April. „Wie es nach dem 19. April weitergeht, das wird von den Ministerpräsidenten am 14. April beraten. Deshalb kann ich für Fußballvereine noch nicht spekulieren“, sagte Herrmann. (mit dpa)

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