1. FC Köln vor BayernGisdol fordert volle Konzentration

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Gisdol

Markus Gisdol auf dem Trainingsplatz

Köln – Zwei Spiele in Folge ungeschlagen, seit zwei Wochen schon ist der 1. FC Köln nicht mehr punktlos. Das ist eine deutliche Verbesserung nach den Niederlagen zum Saison-Auftakt, wenn auch auf bescheidenem Niveau. „Jeder Punkt tut gut, speziell den letzten Punkt merkt man“, berichtete Markus Gisdol am Donnerstag. Gegen Frankfurt und in Stuttgart lag seine Mannschaft jeweils zurück – und jeweils schaffte sie noch den Ausgleich. „Die Spieler kommen ins Selbstvertrauen, Stück für Stück hat man bessere Abläufe im Training, die Stimmung verbessert sich“, beschreibt der Kölner Trainer. Das alles deutet auf einen grundsätzlich positiven Trend, Gisdol scheint ein intaktes Verhältnis zu seiner Mannschaft zu haben, weshalb die Debatte um den Trainer am Geißbockheim trotz Saison-übergreifend 15 Bundesligaspielen ohne Sieg noch nicht geführt wird. Es haperte zwar zuletzt an der Konzentration, das Gegentor in Stuttgart kassierten sie, ohne den Ball berührt zu haben. Nach einer Viertelstunde hätten sie das Spiel schon verloren haben können, doch fingen sie sich und schafften noch den Ausgleich.

„Die größte Aufgabe im Weltfußball“

Für eine Mannschaft in Not sind das Indizien, die Besserung erwarten lassen, und grundsätzlich fieberte man nun dem nächsten Spiel entgegen – voller Spannung, was aus dem zarten Trend wird. Doch am Samstag erwartet die Kölner, was Gisdol die „momentan vielleicht größte Aufgabe im Weltfußball“ nennt: Der FC Bayern kommt nach Müngersdorf.

Die Kölner Trainer analysieren seit Tagen die jüngsten Auftritte des Rekordmeisters, die Erkenntnisse stimmen Gisdol mäßig zuversichtlich. „Es gab die unterschiedlichsten Ansätze, und die meisten endeten damit, dass die Bayern mehr als vier Tore erzielen“, sagt er.

„Maßlos geärgert“

Gewiss ist, dass sich die Kölner gegen die Bayern von einer verschlafenen Startphase wohl nicht mehr erholen würden, auch daher hat Gisdol die ersten Spielminuten noch einmal zum Thema gemacht. „Wir haben mit der Mannschaft darüber gesprochen. Soll das dahin führen, dass die Gegner wissen: Gegen Köln musst du eigentlich nur die ersten Minuten Vollgas gehen. Dann wirst du sie irgendwo erwischen, weil sie schläfrig rauskommen?“ Gisdol hat seine Ansprache variiert, es mal ruhiger versucht, dann engagierter. Geändert hat sich wenig, doch will er als Trainer nicht allein verantwortlich sein dafür, wie seine Leute aus der Kabine kommen. „Zum Schluss liegt es an jedem Einzelnen, da hat jeder seine Verantwortung. Wir haben es thematisiert, weil es mich maßlos geärgert hat.“

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Personell steht Gisdol vor denselben Herausforderungen wie zu Beginn der Woche. Kapitän Jonas Hector wird zum vierten Mal nacheinander nicht zur Verfügung stehen, weil er weiter an den Folgen seiner im Spiel gegen Arminia Bielefeld erlittenen Nackenverletzung leidet. Wenig Hoffnung besteht zudem auf eine Berufung Anthony Modestes, „das wird eher schwierig“, sagt Gisdol. Der Mittelstürmer hat mit muskulären Beschwerden zu tun. Auch Rechtsverteidiger Benno Schmitz droht auszufallen, ihn plagen Fersenprobleme.

Lob für Limnios

Die rechte Seite war allerdings ohnehin in besonderer Konstellation besetzt, in Stuttgart spielten dort eine Stunde lang Marius Wolf und Dimitris Limnios, beide eher offensive Akteure. Nach einer frühen Gelben Karte und einem wirren Auftritt hatte Gisdol Außenverteidiger Kingsley Ehizibue vom Feld genommen, Wolf zurückgezogen und Limnios auf den Flügel geschickt. „Ich fand total erstaunlich und gut, wie Dimitris ins Spiel gekommen ist. Ich sehe das als gute Variante an, die beiden sich einspielen zu lassen“, sagt der Trainer.

Auch Limnios war zufrieden. Der 22-Jährige hatte wegen einer Corona-Infektion erst verspätet zum Kölner Kader stoßen können und schon bald wieder wegen einer Länderspielreise mit der griechischen Nationalmannschaft gefehlt. Keine einfache Eingewöhnung für einen Spieler, der erstmals außerhalb der Heimat unter Vertrag steht. „Ich kam in Stuttgart komplett unaufgewärmt ins Spiel, war aber froh, dass ich zeigen konnte, was ich draufhabe. Ich will auch gegen die Bayern Vollgas geben, aber erstmal würde ich mich freuen, wenn der Trainer mich aufstellt.“

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