1. FC KölnMit welcher Strategie der Vorstand 30 Millionen Euro mehr einnehmen will

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Werner Wolf und seine Vorstandskollegen planen langfristig. 

Köln – Die Strategie, mit der das Präsidium des 1. FC Köln nachhaltige Erfolge erzielen will und die am 17. Juni anlässlich der Mitgliederversammlung präsentiert werden soll, hat einen schwierigen Start gehabt. In monatelanger Arbeit wurde definiert, auf welchen Feldern und mit welchen Maßnahmen der Verein Möglichkeiten hat, besser zu werden. Am vergangenen Dienstag präsentierte Vizepräsident Eckhard Sauren (49) dann Teile des Konzepts, als der Verein nach der Entlassung seines Sportchefs Horst Heldt eigentlich die Neuordnung der sportlichen Leitung erklären wollte.

„Wir haben eine Strategie ausgearbeitet, in der wir auf sieben Jahre denken“, hatte Sauren erklärt. Sieben Jahre bedeuten im Profifußball zwar eine sehr lange Zeit. Doch sei der Plan „sehr sorgfältig und gewissenhaft ausgearbeitet. An dieser Stelle auch schönen Dank an die McKinsey-Leute, die uns da unterstützt haben“, sagte Sauren.

Unglücklicher Verlauf beim 1. FC Köln

Die Strategie hatte damit einen Namen, sie hieß nun „Sieben-Jahres-Plan“. Und als Urheber galten die Berater von McKinsey. Das sorgte weder beim 1. FC Köln noch bei McKinsey für Freude, zumal die Darstellung dem Projekt nicht gerecht wird. Denn es waren zwar durchaus Mitarbeiter der berühmten Beratung beteiligt. Allerdings entstanden dem FC nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ dafür keine Kosten. Außerdem habe McKinsey den Prozess nur begleitet, „es waren alle Abteilungsleiter eingebunden, wir haben das mit unseren Geschäftsführern gemacht“, sagte Sauren.

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Der Anlass ist spätestens seit Montag klar: „Wir haben die Schnauze voll vom Fahrstuhl“, sagte Werner Wolf beim virtuellen Mitglieder-Stammtisch: Der Präsident stelle sich eine Saison vor, „die wir in Ruhe angehen können und in der wir nicht bis zum Schluss zittern müssen“.

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Die Kölner haben ausgerechnet, dass ihnen grundsätzlich rund 30 Millionen Euro pro Jahr zu einem Mannschaftsetat fehlen, der eine regelmäßige Teilnahme an der Ersten Liga garantiert. Diese Berechnungen erinnern an den Sommer 2005, als die Kölner unter der Leitung von Finanzchef Claus Horstmann auf Basis einer ähnlichen Berechnung beschlossen, ihr Budget für die Profimannschaft von damals 17 auf mindestens 22 Millionen Euro zu treiben.

Der FC verschuldete sich damals – und stieg trotzdem ab, was vor allem bewies, dass neben der Menge eine Rolle spielt, wofür man sein Geld ausgibt. Auch damals waren die Berater von McKinsey beteiligt, ganz falsch ist das alles trotzdem nicht: Die Tabelle der Bundesliga entspricht meist der  Geldrangliste. Ausnahmen bestätigen die Regel, eine dieser Ausnahmen ist immer wieder der 1. FC Köln.

1. FC Köln in wenigen Jahren in der Erfolgszone

Das zu durchbrechen, ist Ziel des Sieben-Jahres-Plans, der nicht so heißen soll, weil erste Maßnahmen bereits greifen sollen, bevor alles abgearbeitet ist. „Die nächsten zwei Jahre müssen wir irgendwie in der Klasse bleiben. In zwei, drei Jahren werden die Themen greifen, die wir uns zum Amtsantritt vorgenommen haben“, erklärte Sauren.

Im Konzept, das sieben Handlungsfelder umfasst, darunter zum Beispiel Marketing, Internationalisierung und Stadionerlebnis, geht es vor allem darum, die Potenziale eines Vereins zu heben, der trotz 115.000 Mitgliedern und dem Standortfaktor der viertgrößten Stadt Deutschlands nicht vom Fleck kommt.

Bewusste Entscheidung

Nach beinahe zwei Jahren im Amt einen Sieben-Jahres-Plan vorzulegen, wirkt nicht wie ein Befreiungsschlag für den Kölner Vorstand, der nach wie vor Schwierigkeiten hat, Nähe herzustellen zu den FC-Fans. Es gehört Mut dazu, im Profifußball eine nachhaltige Strategie vorzustellen. Man könne sich kurzfristig Geld besorgen und den einen oder anderen Starspieler verpflichten, diese Möglichkeit sieht auch der FC-Vorstand.

Doch will man eines Tages „etwas hinterlassen“, heißt es. Das Konzept sei unabhängig von Liga und Personen. „Wir als Vorstand denken in einem aufgeregten Umfeld in einer aufgeregten Stadt extrem langfristig. Das ist nicht ganz einfach zu vermitteln und zu kommunizieren“, räumt Sauren ein: „Aber wir sind davon überzeugt, dass man in der Bundesliga erfolgreich sein kann, wenn man langfristig denkt.“

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