1:5 in DortmundKlare Niederlage hinterlässt gemischte Gefühle beim 1. FC Köln

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Sancho Köln

Jadon Sancho trifft zum 3:0 für Borussia Dortmund gegen den 1. FC Köln.

Dortmund/Köln – Irgendwo entlang der Autobahn 1, jenseits der Großstaus rund um den Dortmunder Signal Iduna Park, trafen am frühen Samstagmorgen in der Kassenschlange einer Autobahnraststätte zwei Fußballfans aufeinander. Einer trug Gelb und Schwarz, der andere Rot und Weiß, und eindeutig war keiner der beiden noch in der Lage, ein Auto zu steuern.

5:1  hatte Borussia Dortmund zuvor den 1. FC Köln vor mehr als 80 000 Zuschauern aus dem Stadion geschossen, daher glaubte der Dortmunder, sein Mitgefühl ausdrücken zu müssen. Doch der Kölner, schwankend, war in Geberlaune. „Nicht so schlimm“, sagte er heiter, um anzufügen: „Ihr braucht die Punkte ja dringender als wir.“

Eine vergleichsweise verschmerzbare Niederlage für den 1. FC Köln

Ganz richtig lag der FC-Fan da nicht. Selbstverständlich waren die Dortmunder nach den jüngsten Ergebnissen in Gefahr geraten, ihre Titelchancen aus den Augen zu verlieren. Und gewiss hätte Trainer Lucien Favre in Schwierigkeiten gesteckt, wäre seiner Mannschaft daheim gegen den Aufsteiger etwas anderes als ein deutlicher Sieg gelungen.

Doch trotz zuvor vierer Siege in Serie befinden sich die Kölner nach diesem Wochenende weiterhin voll im Abstiegskampf. Allerdings hat sich der FC in die vergleichsweise angenehme Lage gebracht, dass wegen einer Niederlage gegen einen Champions-League-Teilnehmer nicht gleich die Welt untergeht.

Markus Gisdol: „Es fühlt sich nicht wie 5:1 an“

Markus Gisdol jedenfalls erschien heiter gestimmt zur Pressekonferenz. Die Partie war da schon eine Dreiviertelstunde vorüber, das riesige Stadion verlassen. Doch wegsortiert hatte der Kölner Trainer den Abend noch nicht. „So richtig weiß ich nicht, was ich mit dem Spiel anfangen kann. Es fühlt sich irgendwie nicht wie ein 5:1 an. Wir waren knapper in der Partie“, befand er.

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Nach 53 Sekunden waren die Kölner in Rückstand geraten, in der 29. Minute hatten sie das 0:2 kassiert. Vorausgegangen waren jeweils lange Bälle des Innenverteidigers Mats Hummels hinter die Kölner Abwehrkette. Borussia Dortmund ist herausragend besetzt, die Mannschaft hat unzählige Möglichkeiten, Tore vorzubereiten. Lange Bälle aus der Abwehr sind ein eher banaler. Wer so in Rückstand gerät, hat wenig zu bestellen im Signal Iduna Park, wo der 1. FC Köln seit bald 30 Jahren nicht gewonnen hat. „Darüber haben wir oft gesprochen, die langen Bälle von Hummels“, sagte Gisdol.

Lucien Favre: „Nicht so einfach, wie man jetzt denkt“

Sanchos 3:0 war gleich nach Wiederanpfiff gefallen, für die Gastgeber war die Partie perfekt verlaufen. „Wir haben dominiert und unsere Tore in den richtigen Momenten gemacht“, sagte Dortmunds Trainer Lucien Favre, aber auch: „Es war nicht so einfach, wie man jetzt denkt.“

Tatsächlich hatten die Kölner auch in Dortmund immer wieder Phasen, in denen ihre Spielidee zu erkennen war. Zwar wurden sie oft genug auseinandergespielt; unfähig, sich gegen das Tempo des Gegners zu wehren. Doch wenn sie ihr Pressing aufzogen, waren sie für Momente sie selbst. „Wir werden aus dieser Partie mit unseren jungen Burschen lernen und es sauber analysieren, damit wir zukünftig in solchen Spielen das Ergebnis besser gestalten können“, sagte Gisdol.

Mark Uth: „Dortmund eine Nummer zu groß“

Mark Uth hatte zwar einen schönen Vollspanntreffer zum 1:3 erzielt, dennoch war der Kölner Winterzugang weit davon entfernt, nach seinem ersten Tor für die FC-Profis zufrieden nach Hause zu fahren. „Das 1:5 klingt scheiße und ist scheiße. Dortmund war eine Nummer zu groß für uns. Wir müssen uns auf die anderen Spiele konzentrieren“, sagte der Angreifer.

Dass die Niederlage so deutlich ausfiel, hatte jedoch einen weiteren Grund, und es ist derzeit schwierig zu sagen, was das für die weiteren Dortmunder Gegner bedeutet: Erling Haaland, diesmal in der 65. Minute eingewechselt, traf noch zweimal.

Erling Haaland mit einem unglaublichen Auftritt

Der 19-Jährige ist nun der erste Spieler der Bundesligageschichte, der in seinen ersten beiden Einsätzen fünf Tore geschossen hat. 57 Minuten brauchte er dafür, selbstverständlich auch das ein Rekord – allerdings können diese Fakten nicht im Ansatz beschreiben, welche Wirkung der Norweger auf das Spiel hatte.

Niemand der 80 000 Zuschauer wird am Freitagabend das Stadion verlassen und gesagt haben, er habe einen wie Haaland schon einmal gesehen. Der 1,94 Meter große Mittelstürmer bewegt sich nicht nur in absurdem Tempo, sondern gleichzeitig vollendet elegant über den Platz – und beim 5:1 aus sagenhaftem Winkel zeigte er zudem, was für ein Gefühl er im Fuß hat. Ein unglaublicher Auftritt – fand auch sein Trainer. „Haaland ist nicht zu bremsen“, sagte Favre: „Für einen Trainer ist es fantastisch, einen solchen Spieler zur Verfügung zu haben.“

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