Analyse zum 1:5 in München1. FC Köln geht spät beim FC Bayern unter

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Bayern-Torjäger Robert Lewandowski (links) trifft.

München/Köln – Der 1. FC Köln hat beim FC Bayern einen nicht untypischen Münchner Bundesliganachmittag erlebt: Nach ordentlichem Beginn kassierte die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol in der ersten Halbzeit zwei Gegentore, die man unglücklich nennen kann, wenn man es gut meint mit der FC-Defensive. Vier Minuten nach dem Seitenwechsel traf Ellyes Skhiri gegen zeitweise arg nachlässig verteidigende Bayern zum Anschluss; es folgte eine Phase, in der Köln mindestens gleichwertig war. Doch Sekunden nach seiner Einwechslung legte Thomas Müller Lewandowski das 3:1 (65.) auf. Zehn Minute später gewann der eingewechselte Dominick Drexler ein Duell mit Manuel Neuer, kam auf dem rechten Flügel an den Ball, visierte den zweiten Pfosten an und traf – den zweiten Pfosten.

Köln schien nun gleichwertig, das 3:1 als Zwischenstand sogar zu hoch. Doch dann gelang Nationalspieler Serge Gnabry mit Toren in der 82. und 86. Minute ein Doppelpack – und der FC fuhr doch noch schwer geschlagen nach Hause.

Die Tore

In der 18. Minute kam Leroy Sané zu leicht an Elvis Rexhbecaj vorbei und passte zu Leon Goretzka, der an den zweiten Pfosten flankte, wo Choupo-Moting sich freigelaufen hatte und per Kopf zum 1:0 traf. Zwar verteidigten die Kölner konzentriert weiter, doch dann spielte ihr Mittelstürmer Emmanuel Dennis einen Steilpass in die eigene Hälfte, der Lewandowski erreichte. Wieder kam Goretzka an den Ball, der Rafael Czichos ins Karussell schickte und Lewandowski das 2:0 perfekt vorlegte.

Alles zum Thema Ellyes Skhiri

Nach zwei unnötigen Gegentoren und einer ordentlichen ersten Hälfte gelang Ellyes Skhiri kurz nach dem Seitenwechsel der Anschluss. Am Sechzehner hatte der Tunesier den Ball eigentlich verloren, blieb jedoch aufmerksam, während sich die Münchner Defensive nicht entscheiden konnte, wer denn nun klären sollte. Skhiri ergriff seine Chance und traf nach feinem Dribbling und wundervollem Heber.

Hansi Flick reagierte auf die folgende starke Phase der Kölner, indem er Thomas Müller einwechselte, um Druck von der Münchner Abwehr zu nehmen. 31 Sekunden war Müller im Spiel, als er auf Lewandowski passte, der Timo Horn mit einem schnellen Abschluss überraschte.

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Die Partie war damit soweit entschieden; Köln  schien zwar mit ein paar Schrammen, aber nicht vollends verprügelt zurück ins Rheinland fahren zu dürfen. Doch dann legte Serge Gnabry bei seinem Comeback nach Verletzung erst nach Hereingabe von links mit dem Fuß, dann nach Goretzkas Flanke per Kopf nach.

Moment des Spiels

In der 75. Minute erkämpfte sich Dominick Drexler auf dem rechten Flügel kurz nach seiner Einwechslung den Ball gegen Manuel Neuer, zog einen Sprint an – und traf aus machbarem, aber nicht ganz leichtem Winkel nur den Pfosten. Eine gute Aktion mit schlechtem Ausgang, die das 2:3 hätte bringen können. Für einen Profi sollte solch eine Chance grundsätzlich zum Tor führen, doch Drexler wird sich keinen Spott seiner Kollegen gefallen lassen müssen. Salih Özcan sprach von einer „ekligen Situation, den Ball aus dem Winkel reinzudrehen. Da kann man nichts machen.“

Spieler des Spiels

Ellyes Skhiri. Der Tunesier hat noch nie in dieser Saison so schwach gepasst wie in der ersten Hälfte, das dürfte den perfektionistischen Mittelfeldmann gewurmt haben. Dann aber erzielte er nicht nur per Willensleistung ein auch technisch herausragendes Tor. Er wurde das Zentrum des Kölner Spiels und zeigte eine überragende zweite Hälfte gegen den Weltpokalsieger, die ihn auf den Listen der Scouts in Nah und Fern ein paar weitere Stufen nach oben befördert haben dürfte.

Das war gut

Der Wille und die Bereitschaft der Kölner Mannschaft, dem FC Bayern einen guten Kampf zu liefern.

Das war schlecht

Vor allem der Endstand. Und obwohl die Münchner viele Räume öffneten und an die mäßigen Abwehrleistungen dieser Saison anknüpften, schafften es die Kölner nicht, strukturiert nach vorn zu spielen. Das lag am erneut enttäuschenden Emmanuel Dennis. Aber nicht nur.

Das sagen die Trainer

Hansi Flick (FC Bayern): „Wir sind zufrieden mit dem Sieg. Aber es ist klar, dass mir das ein oder andere nicht gefallen hat. Wir schauen nicht darüber hinweg, was in einer gewissen Phase des Spiels passiert ist.“

Markus Gisdol (1. FC Köln): „Es war ein verdienter Sieg der Bayern, der aber deutlich zu hoch ausgefallen ist. Bayern war sehr, sehr effektiv. Ich habe aber einiges gesehen, was wir gut gemacht haben.“

Das sagen wir

Das 1:5 ist ein schwieriger Ausgang, denn Köln zeigte zwar ordentliche Phasen, wer allerdings fünf Treffer kassiert, darf nicht zufrieden sein. Vor dem Heimspiel gegen Bremen muss Markus Gisdol nun die Moral seiner Mannschaft stützen und gleichzeitig konsequente Fehleranalyse betreiben.

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