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50.000 beim DerbyWehrle rechtfertigt sich – FC will Stadionordnung verschärfen

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Am Samstag galt auf den Tribünen die Maskenpflicht, doch nicht alle Zuschauer hielten sich daran. 

Köln – Der 1. FC Köln muss im Nachgang des Derbys gegen Borussia Mönchengladbach (4:1) nicht mit einer Strafe rechnen, weil ein Teil der Zuschauer nicht der Aufforderung zum Tragen einer Maske am Platz gefolgt war. Die Anordnung könne keine Rechtsfolge auslösen, hieß es im Anschluss an ein Gespräch mit der Stadt am Montagmittag.

FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle erläuterte anschließend noch einmal die Abläufe vom Samstag. „Wir haben ein tragfähiges Hygienekonzept, das wurde uns am Donnerstag vor dem Derby durch das Gesundheitsamt noch einmal bestätigt. Dann haben wir vier Stunden vor Spielbeginn erfahren, dass wir eine Maskenpflicht am Platz durchsetzen müssen. Das haben wir im Rahmen unserer Möglichkeiten getan, und es haben sich erfreulicherweise viele Fans daran gehalten", sagte der 46-Jährige.

Auch die Vertreter der Stadt kamen zu der Ansicht, der FC habe alles Zumutbare getan, um die Anordnung umzusetzen. Um die Maskenpflicht künftig besser durchsetzen zu können, will der FC die Stadionordnung dahingehend verschärfen, dass Zuschauer ohne Maske aus dem Stadion verwiesen werden können.

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Krisengipfel von 1. FC Köln und Stadt Köln

Am Samstag hatte der FC vor 50.000 Zuschauern das Derby gegen Borussia Mönchengladbach 4:1 gewonnen. Teilnehmer der Videokonferenz sprachen anschließend von einer konstruktiven Atmosphäre. Mit den Maßnahmen sei der 1. FC Köln seiner Verantwortung gerecht geworden, insgesamt nahm die Stadt wohlwollend zur Kenntnis, dass der FC mit der frühen Einführung der 2G-Regel im Stadion ein bundesweiter Vorreiter war.

Auch die Impfstation am Stadion, an der am Samstag mehr als 380 Menschen geimpft oder geboostert wurden, sorgte für milde Stimmung. Wehrle betonte die nach wie vor vergleichsweise guten Corona-Zahlen in Köln – trotz ausverkaufter Fußballspiele und der Feiern am Elften im Elften. „Wir haben uns im August für 2G entschieden, es war die richtige Entscheidung. Ich hätte mir auch von der Politik schon im August gewünscht, 2G flächendeckend einzuführen, dann hätten wir heute vielleicht eine andere Diskussion", sagte der FC-Chef.

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Auch die Stadt kommt zu dem Ergebnis, dass die Hygienekonzepte im Stadion funktionieren, weil nach den Spielen „lediglich ein unterdurchschnittliches Infektionsgeschehen festgestellt werden konnte“.

Dennoch rechnet auch Wehrle mit eingeschränkten Kapazitäten, mahnt aber, bei Entscheidungen die Faktenlage im Auge zu behalten. „Perspektivisch müssen wir uns weiterhin an der Hospitalisierungsquote orientieren, wir liegen in NRW sehr, sehr gut, weil wir eine gute Impfquote haben – vor allem in Köln und das sicherlich auch, weil wir 2G-Entscheidung beim Fußball und im Karneval hatten."

50.000 Zuschauer wird es beim 1. FC Köln in naher Zukunft wohl kaum geben

Die Corona-Schutzverordnung des Landes NRW hatte grundsätzlich etwa 48.200 Zuschauer vorgesehen, da die Stehplätze nicht voll ausgelastet werden dürfen. Weil der 1. FC Köln allerdings ein nach Ansicht des Gesundheitsamts tragfähiges Hygienekonzept vorgelegt hatte und im Stadion die 2G-Regel galt, waren 50.000 Zuschauer genehmigt worden. 

Kölns Gesundheitsdezernent Harald Rau hatte am Montagmorgen mitgeteilt, dass er vorerst nicht mehr mit einem ausverkauften Kölner Stadion rechnet. In diese Richtung ging auch das Gespräch am Montag zwischen FC und Stadt. Man rechnet mit Einschränkungen für die anstehenden Heimspiele, die Entscheidung darüber trifft letztlich die Landesregierung. 

Harald Rau äußert sich kritisch

Rau äußerte sich am Montag im Morgenmagazin des ZDF. Er sei „erheblich besorgt. Wir haben eine dramatische Entwicklung. Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch angeraten. Wir können dem Gesetz nach viele Kontakte haben und auch auf Veranstaltungen sein. Ich appelliere aber an die Menschen, zurückhaltend zu sein, weil wir in ein großes Risiko laufen.“

Die Verantwortung für das volle Stadion wies er von sich. „Die Verfügung, dass das Fußballspiel auf der Grundlage der Corona-Schutzverordnung stattfinden kann, hat das Land getroffen. Wir haben kurzfristig nachgeschärft und dem FC zusätzlich zu 2G die Maskenpflicht am Platz auferlegt“, sagte Rau, der kritisch auf dem vergangenen Samstag zurückblickt: „Aufgrund der Entwicklung über das Wochenende bin ich zunehmend unglücklich, dass wir ein volles Fußballstadion in Köln hatten.“

Kaum Infektionsgeschehen beim Fußball

Bislang gab es allerdings praktisch kein Infektionsgeschehen bei den Spielen der Bundesliga, auch in Köln nicht. Von 3,7 Millionen Stadionbesuchern an den ersten elf Spieltagen der Ersten und 13 Spieltagen der Zweiten Liga hatte es zehn positive Tests gegeben, 72 Nachverfolgungen hatten anschließend keine weitere Ansteckung ergeben, die auf den Stadionbesuch zurückzuführen war.

Die Argumentation, dass auf der Anreise zum Spiel oder den Feiern danach ein hohes Risiko entstehen könnte, dürfte keine Rechtfertigung für einen Eingriff in den Geschäftsbetrieb der Vereine sein. Zumal An- und Abreise Teil des Hygienekonzepts sind: „Wir arbeiten mit Timeslots, jeder Fan bekommt mit seinem Ticket seine Einlasszeit mitgeteilt, daran halten sich die Leute sensationell. Das führt zu einer Entzerrung. Wir haben mit der KVB gesprochen, die eine höhere Taktung zur Verfügung stellt. Wir haben ein positives Feedback bekommen, was die Einlasssituation angeht", sagt Wehrle.

Rau rechnet jedoch fest mit Konsequenzen: „Ich erwarte, dass wir das sehr genau bewerten, auch die Befolgung der Maskenpflicht. Ich nehme an, dass wir zur Entscheidung kommen werden, dass ein solches Spiel angesichts der aktuellen Dynamik nicht mehr stattfinden wird.“

Geisterspiele ein „fatales Signal"

Mit einem vollständigen Zuschauerausschluss rechnet Wehrle zunächst allerdings nicht, jedenfalls nicht in NRW. „Wir sind auch Wirtschaftsunternehmen, jedes Geisterspiel bedeutet 1,8 Millionen Euro Verlust. Die Stabilität des Gesundheitssystems muss über allem stehen, da wird auch der Fußball zurücktreten müssen. Dennoch sage ich: Lasst uns an Fakten orientiert bleiben. Wir sind als Großveranstaltungen nicht die Hotspots. Daher: Mit Hygienekonzepten sollten wir Lösungen finden, um nicht von Geisterspielen sprechen zu müssen.“

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