Affäre Müller-RömerDas eigentümliche Verständnis des FC-Vorstands von Pressefreiheit

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Geißbockheim 240920

Das Geißbockheim im Äußeren Grüngürtel

  • Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat aus einer Mail von Stefan Müller-Römer, bisheriger Vorsitzender des Mitgliederrats, zitiert.
  • Müller-Römer hatte sich darin abfällig über die Geschäftsführung und Mitglieder geäußert. In der Folge trat der Anwalt von seinem Posten zurück.
  • Der Vorstand des 1. FC Köln kritisiert nun den „Kölner Stadt-Anzeiger“ für dessen Vorgehen. Ein Kommentar zur Pressefreiheit.

Das Wesen der freien Presse besteht nicht darin, dass sie nur veröffentlicht, was Amtsträger – zu denen auch Vorsitzende großer Fußballvereine gehören – zur Veröffentlichung freigegeben haben. Sondern sie veröffentlicht, was für möglichst viele Menschen wichtig ist. Was das ist, darüber kann man streiten. Nicht alles, was berichtet wird, ist für alle gleichermaßen relevant. Umgekehrt stößt aber vieles, was Amtsträger lieber nicht veröffentlicht sehen wollen, auf großes Interesse.

Für die Berichterstattung gibt es natürlich Bedingungen: Die Presse ist nicht nur der Wahrheit verpflichtet, sondern Gesetze regeln, was Journalisten dürfen und was nicht.

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Im besten Sinne geht es ganz allgemein um Teilhabe an demokratischen Prozessen, um Meinungsbildung und Aufdecken von Verstößen, aber eben auch um das Fehlverhalten Einzelner. Im Speziellen geht es um den Ärger in der Schule, Murks in der Stadtverwaltung, den folgenreichen Streit im Vereinsvorstand. Selbstverständlich möchten diejenigen, die für den Murks Verantwortung tragen, ihn am liebsten unter der Decke halten. Die Aufgabe der freien Presse besteht darin, den Murks ans Tageslicht zu bringen.

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FC-Vorstand nutzte Presse-Informationen für weiteres Vorgehen 

Das gilt auch im Falle der Streitereien beim 1. FC Köln. Konkret: Der Mitgliederratsvorsitzende des FC, Stefan Müller-Römer, hat sich in einer Mail in ehrenrühriger und verletzender Weise über Mitglieder geäußert. Aufgrund seiner Funktion haben seine Worte Gewicht. Aus dieser Mail, die uns zugänglich gemacht wurde, hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ zitiert.

Natürlich gab und gibt es von unserer Seite eine Vereinbarung über Vertraulichkeit gegenüber denjenigen, die uns die Mail zur Verfügung gestellt haben – den Informanten. Nicht aber gegenüber demjenigen, der sie geschrieben hat – Stefan Müller-Römer. Wenn der FC-Vorstand nun rügt, dass der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus vertraulichen Mails zitiert, ist dies nachgerade absurd. Er selbst hat die „vertrauliche“ Information dankbar aufgegriffen, um Müller-Römer zum Rücktritt zu bewegen.

Dass weder Müller-Römer noch der FC-Vorstand ein Interesse daran haben, dass die Mail öffentlich wird, kann man verstehen. Aber Journalisten, die Vorfälle dieser Art verschweigen, müsste man den Vorwurf machen, dass sie ihre Aufgabe nicht verstanden haben. 

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