Analyse zum 1. FC KölnDer Aufsteiger zahlt nun Lehrgeld

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Die Kölner Spieler versammeln sich nach dem Schlusspfiff, während auf der Nordseite des Stadions die Gäste aus Mönchengladbach feiern.

  • Die Kölner lieferten nach dem Erfolg in Freiburg eine überraschend nervöse Leistung.
  • Die Neuzugänge enttäuschten nach bemerkenswerten Leistungen zu Saisonbeginn.
  • Das Offensivkonzept des FC geriet zu eindimensional, es fehlte die Durchschlagskraft.

Köln – Die Klarheit der Niederlage half Achim Beierlorzer in der Analyse. Der Trainer des 1. FC Köln wirkte nach dem 0:1 im rheinischen Derby gegen Borussia Mönchengladbach zwar enttäuscht, aber durchaus aufgeräumt. Zumindest mit dem Resultat der Partie gab es nicht viel zu hadern, „es war ein verdienter Sieg von Gladbach, das müssen wir anerkennen“, resümierte  der 51-Jährige nach seiner ersten Niederlage im ersten Derby als FC-Trainer.

Wissen, worauf es ankommt

Die Fans im Stadion hatten einen frustrierenden Nachmittag erlebt, nach dem aufmunternden 1:3 gegen Borussia Dortmund im ersten Heimspiel der neuen Saison und dem mit starker Willensleistung erspielten Sieg in Freiburg vor der Länderspielpause war Köln voller Hoffnung in die Partie gegangen. Und sie hatten ja ausreichend besprochen, worauf es ankommt im Derby: Einen kühlen Kopf gelte es zu bewahren, das war eine der Vorgaben. Doch dann lieferte Köln eine flatterhafte Leistung. „Wir müssen schauen, dass wir über 90 Minuten die Nervosität  ablegen. Wir haben heute Lehrgeld gezahlt“, sagte Dominick Drexler.

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Neben den Nerven werde die Einsatzbereitschaft eine wichtige Rolle spielen, „in so einem Derby ist es egal, ob die 100 Millionen mehr wert sind oder nicht“, hatte Rafael Czichos formuliert, und immerhin der Abwehrchef hatte seinen Worten Taten folgen lassen und eine tadellose Abwehrleistung präsentiert. Doch damit war Czichos zeitweise allein. Besonders in den Zweikämpfen war der Gegner den Kölnern überlegen, etwa vor Pléas entscheidendem Treffer in der 13. Minute, als sich Embolo im Mittelfeld mit Leichtigkeit gegen Ellyes Skhiri durchsetzte. Dessen Pass fälschte der am Samstag ebenfalls unglücklich auftretende Kingsley Ehizibue in Pléas Lauf ab, der zum Endstand traf.

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Mönchengladbacher Wucht

Doch war es nicht fehlender Wille, der zur schwachen Kölner Bilanz führte. Zakaria, Embolo, Thuram und Pléa erwiesen sich vor allem körperlich derart überlegen, dass diese Unwucht nicht durch Entschlossenheit aufzufangen war. Es wäre auch an der Mannschaftstaktik  gewesen, die Mönchengladbacher Wucht aufzufangen. Doch Köln fand keine Mittel.

Allerdings blieb die Partie lange Zeit offen. Zwar dauerte es bis tief in die zweite Hälfte, ehe Drexler Kölns ersten Torschuss abgab. Doch in der Schlussphase musste Yann Sommer gegen Simon Terodde und Jhon Córdoba zwei Paraden zeigen, um die Führung zu retten. Offensiv hatten die Gäste wenig geboten, zu wenig, unter ihrem neuen Trainer Marco Rose bleibt die Durchschlagskraft im Sturm auch nach dem vierten Saisonspiel das wichtigste Lernfeld. Angesichts der Feldüberlegenheit im ersten Durchgang war der Zwischenstand von 1:0 zur Pause jedenfalls viel zu wenig aus Sicht der Gäste.

„Fleißig verteidigt“

Mit der Defensive konnte Rose dagegen zufrieden sein. „Fleißig verteidigt“ habe seine Mannschaft die zahlreichen hohen Bälle der Kölner, sagte der Trainer – und hatte damit eine Hälfte des Kölner Offensivkonzepts bereits zusammengefasst: Die langen Pässe, die in der gegnerischen Hälfte niedergingen, führten zu wenig. Zwar gewann Anthony Modeste viele Kopfbälle, doch fanden die Ballgewinne in zu großer Distanz zum gegnerischen Tor statt, um daraus Torgefahr entwickeln zu können.

Nach dem Seitenwechsel wurde vieles besser im Kölner Spiel, auch das: „Wir wollten in der zweiten Halbzeit früher pressen und den Ball weiter vorne gewinnen“, beschrieb Dominick Drexler, der wie sein Pendant Louis Schaub große Schwierigkeiten hatte, sich durchzusetzen.

Nach der Pause war Köln dann weniger unterlegen als zuvor, jedoch weit davon entfernt, Spiel und Gegner unter Kontrolle zu haben. Immerhin bekam etwa Birger Verstraete nach schaurigem Beginn seine Nerven und zeitweise das Spiel im Mittelfeld in den Griff, das Zentrum hatte nach dem herausragenden Auftritt beim Sieg in Freiburg schwer enttäuscht.

Die nervlichen Probleme müssen die Kölner rasch in den Griff bekommen, denn am nächsten Samstag spielen sie beim Rekordmeister. „Gegen die Bayern wird’s nicht leichter, aber danach dann wieder“, sagte Beierlorzer mit Blick auf das Heimspiel am 29. September gegen Hertha BSC. Allzu leicht dürfte es allerdings auch gegen die Berliner nicht werden. Schließlich dürfte die Partie das erste Kellerduell der Saison werden. Und damit kaum weniger aufregend als das Derby.

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