Analyse zum 1. FC Köln gegen LeipzigPunktgewinn als Pflaster nach der Derby-Pleite

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Özcan HEctor

Kölns Jonas Hector (l) und Salih Özcan freuen sich über das Ergebnis.

Leipzig/Köln – Der 1. FC Köln hat nach dem schlimmen 0:4 gegen Bayer 04 Leverkusen bei RB Leipzig ein kaum erwartetes 0:0 geholt. Anders als am Mittwoch präsentierte sich der FC gegen den Champion-League-Teilnehmer aus Sachsen hochkonzentriert und brauchte nicht einmal allzu viel Glück, um als erst zweite Mannschaft in dieser Saison ein Bundesligaspiel gegen RB zu überstehen, ohne ein Gegentor zu kassieren.

Eine bemerkenswerte Leistung in einem Spiel, in dem die Kölner erwartungsgemäß nur wenige Akzente am Ball setzten: Kölns Keeper Timo Horn hatte die meisten Ballkontakte. Das unterstreicht, wie weit die Wege der Kölner am Samstag zum gegnerischen Tor waren – ein schwieriger Nachmittag mit einem für den FC extrem wichtigen Punkt für Köln.

Die Tore

Kein Ball ging ins Netz. Die Kölner hätten nach zwei Patzern ihres Torhüters bis zur 33. Minute 0:2 zurückliegen können, insgesamt hatte Leipzig 19:4 Torschüsse. Allerdings hatte der FC die größte Chance der ersten Hälfte, als Dominick Drexler nach Katterbachs starker Hereingabe Upamecanos Fehler nicht nutzte. In der Nachspielzeit hätte Thielmann sogar noch den Kölner Siegtreffer erzielen können, als er mit einem letzten Gewaltsprint beinahe die Leipziger Verteidigung düpiert hätte, doch sein Schuss wurde noch am Tor vorbeigelenkt.

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Schreiendes Unrecht war der torlose Ausgang nicht, allerdings hatte Leipzig deutlich mehr vom Spiel. Dennoch nahm Coach Julian Nagelsmann das Ergebnis gelassen hin, offenbar war das 0:0 ein Resultat, mit dem er nach diesem Spielverlauf einigermaßen leben konnte.

Mann des Spiels

Gemessen an den Umständen, unter denen seine Leistung zustande kam, war Jorge Meré Kölns bester Mann. Beim üblen 1:2 gegen Union Berlin hatte Meré seinen bislang einzigen Saison-Einsatz von Beginn an gehabt, danach war er erst wieder am Mittwoch gegen Leverkusen eingewechselt worden – als es bereits 0:4 stand. In Leipzig stellte Markus Gisdol den 23-Jährigen von Beginn an auf.

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Die Aussichten auf eine große Leistung waren also nicht die besten, doch präsentierte sich der Spanier in bemerkenswerter Verfassung: Nicht nur gewann er alle seine direkten Zweikämpfe. Er brachte auch 85 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler und fand immer wieder spielerische Lösungen, um die Kölner Defensive zu beruhigen.

Moment des Spiels

Die Kölner hatten enorm hart arbeiten müssen, auch in vorderster Reihe. Jan Thielmann reihte Sprint an Sprint und verzichtete auch in der Nachspielzeit nicht darauf, seine Chance zu suchen. Und tatsächlich kam der 18-Jährige im Laufduell mit Upamecano an den Ball und schaffte sogar einen Abschluss. Doch wurde sein Schuss am Tor vorbeigelenkt – es war der aus Kölner Sicht dramatischste Augenblick in einem Spiel, das vor allem von seiner Intensität lebte und davon, wie die Kölner verbissen ihrem Plan folgten.

Das sagen die Trainer

Julian Nagelsmann (RB Leipzig): „Über weite Strecken war ich zufrieden, das haben wir sehr gut gemacht. Wenn wir eine unserer Chancen genutzt hätten, kippt das Spiel in unsere Richtung. Im zweiten Durchgang hatten wir nicht mehr so viel Raum. Am Ende war es dann wichtig, kein Tor zu kriegen. Die geistige Frische war heute nicht da, bis Dienstag zum Pokalspiel sollte sie zurück sein.“ Markus Gisdol (Trainer 1. FC Köln): „Ich freue mich heute unglaublich, vielleicht so sehr wie schon lange nicht mehr. Für uns ist es ein goldener Punkt. Die Mannschaft hat heute taktisch sehr diszipliniert gespielt. Wir haben Leipzig vor allem die Umschalter nicht gegeben.“

Das sagen wir

Am Samstag trafen Mainz, Bremen, Bielefeld und Schalke in direkten Duellen aufeinander – es war also klar, dass im Tabellenkeller gepunktet werden würde und es sich der FC nicht leisten konnte, eine weitere hohe Niederlage einzustecken. Das hatte zwar vor dem Duell beim Champions-League-Achtelfinalisten niemand thematisiert. Doch zeigt der Blick auf die Tabelle, wie prekär die Lage für den FC weiterhin ist. Dass die Kölner nach dem Desaster gegen Leverkusen zu ihrer Stabilität zurückfanden, könnte eine Bestätigung des Trends der vergangenen Wochen sein. Die Stabilität war bemerkenswert, der Einsatz ebenso. Eine Leistung, die Markus Gisdol und seinem Team weiteren Schwung verleihen sollte – auch für das Pokalspiel am Dienstag gegen Osnabrück.

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