Analyse zum Remis in KielDer 1. FC Köln spielte am Ende ohne Kopf und Linie

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FC Kiel

Der Kölner Rafael Czichos (von links nach rechts), und die Kieler Hauke Wahl und Johannes van den Bergh kämpfen um den Ball. 

Kiel – Am Sonntag gab es sie dann doch noch, die erfreulichen Nachrichten rund um den 1. FC Köln. Die Konkurrenz im Kampf um den Aufstieg machte keinen Boden gut. Union Berlin kam über ein 0:0 in Paderborn nicht hinaus, was in Anbetracht der Stärke des Aufsteigers aber nicht als allzu großer Rückschlag zu werten ist. Der Hamburger SV blieb seiner divenhaften Laune treu und quälte sich und seine große Fanschar bei der Nullnummer gegen Bochum. Der FC ist also nach dem 1:1 am Samstagmittag bei Holstein Kiel weiterhin Tabellenführer der 2. Bundesliga.

Allerdings ist nach der Niederlage gegen Duisburg und dem Remis an der Förde das Punktepolster geschmolzen. Zweiter, und da reibt man sich verwundert die Augen, ist mit einem Punkt weniger Greuther Fürth. Also jener Verein, der erst am letzten Spieltag der vergangenen Saison denkbar knapp den Klassenerhalt geschafft hatte. Alles liegt in der Tabelle sehr eng beisammen, der Sechste St. Pauli (16 Punkte) kann mit einem Sieg am Montag in Duisburg Union von Platz drei verdrängen.

Trio nicht so schwer verletzt wie befürchtet

Eine Nachricht war aber für Kölns Trainer Markus Anfang am Sonntag noch viel wichtiger: Entgegen erster Befürchtungen verletzte sich ein Trio in Kiel doch nicht so schwerwiegend. Linksverteidiger Jannes Horn hatte das baufällige Stadion nach einem Schlag auf die Wade sogar an Krücken verlassen, Mittelfeld-Lenker Louis Schaub klagte über Schmerzen und Instabilität am Sprunggelenk. Und Marco Höger hatte bereits nach dem Warmlaufen muskuläre Probleme und konnte überhaupt nicht mitwirken. Am Sonntagvormittag gab der FC indes Entwarnung. Schaub und Höger hatten sich nach dem Rückflug nach Köln noch am Samstagabend einer MRT-Untersuchung unterzogen, dabei wurde festgestellt, dass die Verletzungen nicht so gravierend sind.

Alles zum Thema Timo Horn

Auch Jannes Horn muss offenbar nicht länger pausieren. Das Trio setzte am Sonntag zwar mit dem Training aus. Bis zum nächsten Heimspiel am Samstag gegen Heidenheim (13 Uhr) ist allerdings noch etwas Zeit. Ob aber auch alle drei rechtzeitig fit werden, das lässt sich noch nicht absehen. Zuvor hatten bereits Christian Clemens, Vincent Koziello und Lasse Sobiech langfristige Verletzungen erlitten, weitere Ausfälle würden die Kölner Mannschaft arg beuteln.

Kiels Trainer mit Spitze gegen Anfang

„Wir hatten schon vor dem Spiel mehrere Ausfälle, dann einer beim Warmmachen, ein weiterer in der ersten Halbzeit – aber die Jungs, die dann reingekommen sind, haben das ordentlich gemacht. Davor muss man Respekt haben. Matze Lehmann ist eigentlich als 19. Spieler mitgefahren, wurde dann aber doch eingewechselt. Er hat sich dem gestellt“, sagte Anfang nach einer insgesamt gesehen schwachen Begegnung. Kaum hatte der Kölner Trainer diese Aussagen getätigt, folgte eine erstaunliche Replik des neuen Kieler Coaches Tim Walter, der bei den „Störchen“ im Sommer Anfang abgelöst hatte. „Während ich einen 18-jährigen A-Jugend-Spieler eingewechselt habe, konnte Köln noch einen Cordoba nachlegen. Auf diesem Niveau will ich auch mal jammern.“

Schon vor der Partie hatte Walter erklärt, dass er in Kiel nicht das Erbe von Anfang angetreten habe, da er ohnehin ein ganz anderer Trainer sei. Der Kölner Trainer wollte die Spitze seines Kielers Gegenübers nicht mehr kontern. „Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Es war jedenfalls kein Jammern, sondern ein Respektzollen vor meinen Spielern, die reingekommen sind und ihre Sache gut gemacht haben.“

Ärgerliche Gegentore

Anfang hatte auch ohnehin mehr mit seiner Mannschaft zu tun. Auch er haderte über das späte Gegentor in der 88. Minute zum Ausgleich, als Kiels Heinz Mörschel einen kapitalen Abstimmungsfehler zwischen FC-Verteidiger Jorge Meré und Torhüter Timo Horn, der diesen nicht nach dem Abpfiff nicht kommentieren wollte, per Kopf zum Endstand einnetzte. „Die fressen sich gerade gegenseitig auf. Jeder für sich selbst, weil er nicht hingeht“, wollte Anfang keinen Schuldigen benennen.

Es sei schon wahnsinnig ärgerlich, wie seine Mannschaft derzeit die Gegentore fange. Beim 1:2 gegen Duisburg kassierte Timo Horn das 0:1 nach einem Ball durch die Beine, das 0:2 war ein Eigentor von Matthias Bader, der in Kiel erstmals von Benno Schmitz hinten rechts in der Viererkette abgelöst wurde. Und deshalb mahnte der Coach für die Zukunft an, dass seine Spieler von der ersten bis zur letzten Sekunde hochkonzentriert sein müssten.

Konzentration und vor allem eine spielerische Steigerung werden auch dringend benötigt, denn die Gegner werden wieder stärker. Nach dem Heidenheim-Heimspiel kommt es zum Pokalschlager gegen Schalke 04 (31. Oktober), danach reist der FC zum Mitabsteiger HSV ist. Allerdings reißt auch der nicht gerade Bäume in einer Liga aus, die nicht zum Fürchten ist.

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