Appell an die FC-FansDas sagen Gisdol und Heldt vor dem Spiel gegen Augsburg

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markus gisdol porträt in lpz

Markus Gisdol

Köln – Vor vier Monaten besuchte Horst Held den 1. FC Köln im Trainingslager in Kitzbühel. „Es war ein sehr angenehmer Tag, abgerundet mit einem Testspiel“, erinnerte sich Heldt am Donnerstagmittag. Im Kölner Sommercamp traf Heldt damals Armin Veh, seinen Freund aus gemeinsamen Stuttgarter Zeiten. Im Januar 2006 war Heldt nach dem Ende seiner Spielerkarriere gleich Sportdirektor beim VfB geworden, eine seiner ersten Handlungen im Amt war damals Vehs Verpflichtung als Trainer, der den VfB im Frühjahr 2007 zur Meisterschaft führte. Das hat die beiden Männer zusammengeschweißt.

„Gut organisierte Einheit“

An jenem Sommerabend im Trainingslager spielten die Kölner gegen den FC Villarreal. Ein endloses Sommergewitter ging über Kufstein nieder, der Platz stand unter Wasser. Und der 1. FC Köln ging gegen die Spanier unter. 1:3 hieß es am Ende, der FC wurde gnadenlos ausgekontert, das sollte man später noch öfter sehen. Doch nach den guten Eindrücken der Trainingstage in Kitzbühel war das kein allzu schwerer Schlag für Achim Beierlorzers Mannschaft. Auch bei Horst Heldt blieb nichts hängen. „Ich habe den FC wahrgenommen als sehr gut organisierte Einheit. Alles wirkte rund, alles durchdacht“, sagte Heldt am Donnerstag. „Erkenntnisse habe ich nicht mitgenommen damals, außer dass es nass war vom Auto zur Tribüne“, berichtete Heldt.

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Vier Monate später ist Heldt auf Armin Veh gefolgt, Trainer der Kölner ist mittlerweile Markus Gisdol – und im Vergleich zur 1:4-Pleite vor einer Woche in Leipzig war das 1:3 gegen Villarreal noch ganz gemütlich, besonders für Heldt. „Jetzt stehe ich in der Verantwortung und begleite das ganz anders. Es ist ein langer Weg, aber wir werden das schaffen.“

Im Sommer war Heldt ein Sportchef zwischen zwei Anstellungen, allerdings wusste er da noch nicht, wann er seinen nächsten Job antreten würde. Zur Zerstreuung engagierte er sich in einem Online-Managerspiel des Fachmagazins „kicker“. Und war gerade dabei, sich seine Mannschaft zusammenzustellen. Einen Teil des Spielerbudgets investierte er in zwei Kölner Verteidiger, dem Vernehmen nach ist einer davon Kingsley Ehizibue, der im Sommer als große Verheißung galt, Heldt aber im Managerspiel schon einige Punkte gekostet haben dürfte. „Das alles hat ja mit der Realität überhaupt nichts zu tun. Das ist eine geschlossene Gruppe, und am interessantesten ist immer die Auswertung“, sagte Heldt. Der Austausch in der Whatsapp-Gruppe sei „das Lustigste. Hätte ich damals gewusst, dass ich heute hier sitze, hätte ich wahrscheinlich die ganze Kölner Mannschaft genommen.“

„Gegner sollen Angst haben“

Das ist freundlich gesagt von Heldt, aber wahrscheinlich nicht die volle Wahrheit. Im Managerspiel hätte Heldt mit all den Kölnern jedenfalls keinen großen Erfolg, denn die Punktevergabe für die Spieler ist an die Benotungen im Fußball-Fachmagazin gekoppelt. Und die waren in dieser Saison eher schlecht.

Doch aus dem Spaß ist für Horst Heldt nun Ernst geworden, die Kölner Mannschaft hat er nun tatsächlich in Gänze – und in der Realität. Entsprechend emotional geriet sein Appell vor dem ersten Heimspiel in der Verantwortung. „Wir brauchen die totale Unterstützung von jedem einzelnen“, sagte er: „Das ist unser Zuhause. Wir brauchen diese Kraft, die dieses Stadion auslösen kann. Wenn wir das schaffen, können wir Berge versetzen. Es wird Phasen im Spiel geben, in denen es nicht so gut läuft. Aber dann zeigt sich der Charakter eines Traditionsklubs.“ Zwar seien in erster Linie die Kölner Profis gefordert. Doch die Leute auf den Rängen müssen ihren Teil beitragen, denn „das schaffen wir nicht allein, keine Chance – unmöglich“, sagt Heldt: „Daher muss es das Ziel sein, dass die Gegner wieder Angst haben, die herkommen. Dann würden wir einen Riesenschritt nach vorn machen.“

Gisdol und die „Basics“

Auch Trainer Markus Gisdol hofft auf die Partie im Rhein-Energie-Stadion. „Ich habe mir vorgenommen, es ein bisschen zu genießen“, sagte der Schwabe, der bislang vor allem an der fußballerischen Basis arbeiten will, um Stabilität in das Auftreten seiner Mannschaft zu bekommen. Nach dem 1:4 in Leipzig sei es nun „wichtig, das Spiel schnell abzuhaken und Abläufe einzustudieren und Basics zu definieren“, sagte Gisdol am Donnerstag. Rückschlüsse auf den Fortschritt der Rettung ziehe er „aus jeder einzelnen Einheit. Wir müssen jedes Detail beobachten“, sagt Gisdol, der allerdings „unaufgeregt an die Sache rangehen“ will: „Wir müssen uns klarmachen, dass man mit einer Niederlage nicht abgestiegen ist. Und mit einem Sieg nicht gerettet.“ Dass ein ausverkauftes Heimspiel in der Situation des Tabellen-Vorletzten zur nervlichen Belastung werden kann, ist Heldt bewusst. Doch es hilft ja nichts. „Es geht nicht darum, ob die Mannschaft Abstiegskampf kann. Sie muss. Denn wir sind ja im Abstiegskampf“, sagte Heldt. Der 1. FC Köln sei „ein nervöses Gebilde. Aber die ersten Tage haben mir gezeigt, dass die Spieler viel dazu beitragen wollen, das zu verändern.“

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