Baumgarts ResümeeTrainer schließt Frieden mit der Conference League – und will mehr

Lesezeit 4 Minuten
Baumgart_Hut

Steffen Baumgart ärgerte sich über das Aus, „aber nicht lange“. 

Köln – Es war schon nach Mitternacht, als Steffen Baumgart öffentlich Abschied nahm von seiner ersten Teilnahme als Cheftrainer an einem internationalen Wettbewerb. Zuvor war seine Mannschaft vor ausverkauftem Haus im finalen Spiel der Gruppe D gegen den OGC Nizza nach einem 0:2-Halbzeitrückstand fulminant zurückgekommen, hatte durch Denis Huseinbasic (48.) und Ondrej Duda (60.) noch ausgeglichen und das edel besetzte Ensemble aus Südfrankreich tatsächlich am Rande der Niederlage gehabt. Ein Tor – und Köln wäre als Gruppensieger im Achtelfinale gewesen, hätte weitere Millionen verdient und im März weitere Partien auf internationaler Bühne erlebt.

Doch daraus war nichts geworden, weil Köln am Donnerstag gegen einen individuell haushoch überlegenen Gegner das Glück gefehlt hatte, das zwischen einem Team wie dem FC und einem Erfolg auf internationaler Bühne steht. Doch das Aus hatte Baumgarts Mannschaft bereits besiegelt, als sie zur Mitte der Gruppenphase beide Partien gegen Partizan Belgrad verloren hatte. Sportlich war es ein kleines Drama, doch blickte Steffen Baumgart im nächtlichen Pressesaal des Kölner Stadions auf mehr zurück als bloß auf die inklusive Playoffs acht Partien in der Conference League.

Das könnte Sie auch interessieren:

Beinahe gerührt wirkte der Kölner Trainer, mindestens aber tief zufrieden. „Falls jemand erwartet, dass ich groß enttäuscht bin, kann ich sagen: Bin ich nicht. Weil ich von meiner Mannschaft begeistert bin. Wir haben schwierige Hürden zu nehmen gehabt, wir haben alles gemeistert. Es macht mich überglücklich, hier arbeiten zu dürfen.“ Baumgart ist kein Trainer, der sportlichen Misserfolg charmant weglächelt. Doch er hatte seine Enttäuschung unter Kontrolle. „Ich ärgere mich. Aber nicht lange“, sagte der Coach.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Einmal mehr war seine Mannschaft aus scheinbar aussichtsloser Lage zurückgekommen. Nach einer fehlerhaften ersten Hälfte gegen einen Kontrahenten, der sich allenfalls mit Arroganz selbst hätte schlagen können, reagierte Köln stark. Es ist ein Muster dieser Saison. „Wir machen nicht alles richtig, aber wir geben nicht auf“, kommentierte Baumgart.

Favre leidet in Köln

Sein Kollege musste schwer atmen. „Wir haben gelitten heute“, sagte Nizzas Trainer Lucien Favre: „Die zweite Halbzeit war sehr hart, wir haben nach den zwei schnellen Toren des FC gezittert. Die Fans haben Köln gepusht. Am Ende sind wir sehr froh, dass wir das überstanden haben.“

In der Nacht überwog auf Kölner Seite die Enttäuschung. „Brutal geknickt“ habe er die Mannschaft in der Kabine erlebt, sagte Christian Keller; doch auch der Sportchef richtete seinen Blick auf das Geleistete – und nach vorn: „Wenn die Enttäuschung einmal weg ist, haben die meisten, denke ich, Lunte gerochen, dass es nicht wieder fünf Jahre dauert, bis es das nächste Mal passiert.“

Wobei fünf Jahre noch einen vergleichsweise erträglichen Rahmen bedeutet hatten. Zuvor waren schließlich 25 Jahre zwischen zwei internationalen Teilnahmen vergangen. Der 1. FC Köln wartet in anderen Dimensionen – die vorerst letzte Teilnahme am Pokalfinale wird im Frühjahr 32 Jahre her sein. Es sind die Ziele eines Vereins wie Köln, der im Alltag an einem Wettbewerb teilnimmt, den er nicht gewinnen kann: In der Bundesliga spielt der FC zunächst um die reine Teilnahme und die damit verbundene Existenzgrundlage. Der Pokal und Europa lassen den Verein von Größe träumen, und nicht erst seit Eintracht Frankfurt gibt es Beispiele, dass ein Aufstieg aus der Hölle in den Himmel tatsächlich möglich ist.

„Würde alles daran setzen“

Daher sprach Baumgart bereits von einer Fortsetzung. Der Coach hatte stets die Last betont, die Europa für einen Kader wie seinen bedeutet. Doch nach dem Aus sprach er offen von der Rückkehr nach Europa: „Ich würde alles daran setzen“, sagte er. Wer in diesen Momenten glaubte, der 1. FC Köln passe mal eben die Saisonziele an, wurde allerdings rasch wieder eingefangen. „Deswegen wird das Ziel nicht der internationale Wettbewerb. Dafür ist die Mannschaft zu jung, und dafür werden wir noch einige Male Lehrgeld zahlen müssen. Aber wir haben alle erlebt, wie schön es war. Ich würde es gern nochmal erleben, und zwar am besten mit dem FC.“

Freiburg als Gegner mit ähnlichem Programm

Am Sonntagabend (17.30 Uhr, Dazn) spielen die Kölner beim SC Freiburg. Er sei froh, auf einen Gegner zu treffen, der ein ähnliches Programm habe wie die Kölner, sagte Baumgart noch. Aber auch der Cheftrainer zählt die Tage bis zur Winterpause. „Jetzt gilt es, die letzten drei Spiele zu überstehen. Und glauben Sie mir: Ich mache drei Kreuzzeichen, wenn wir das Hertha-Spiel hinter uns haben.“

Freiburg: Flekken - Kübler, Ginter, Lienhart, Günter - M. Eggestein, Höfler - Doan, Kyereh, Grifo – Gregoritsch; Köln: Schwäbe - Schmitz, Kilian, Hübers, Pedersen - Huseinbasic, Skhiri – Kainz, Duda, Maina – Adamyan, Tigges.

KStA abonnieren