Bester Rückrundenstart seit 31 JahrenDer 1. FC Köln lässt die Fans von Europa träumen

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FC feier nach Paderborn

Spieler des FC nach dem Sieg in Paderborn

Köln – Es ist ein Jahr und einen Monat her, da hätte der 1. FC Köln solch ein Pflichtspiel in Paderborn nicht nur verloren, sondern er hat es. Nach einer 2:0-Führung und großer Dominanz verspielte der FC alles und verlor durch drei Gegentore ab der 80. Minute noch mit 2:3. Einen Tag nach der erstaunlichen Niederlage schlug der damalige Sportchef Armin Veh Alarm und setzte Cheftrainer Markus Anfang brutal unter Aufstiegs-Druck. Der Anfang vom Ende sozusagen.

Beide sind mittlerweile längst Vergangenheit beim 1. FC Köln, und der  hat eine erstaunliche Wandlung hinter sich. Eine mittlerweile durch und durch positive. Auch am Freitagabend führte der FC eine Liga höher durch Tore von Jorge Meré und Jonas Hector mit 2:0 in Paderborn und diktierte das Geschehen. Wieder verkürzte der Mit-Aufsteiger aus dem Nichts. Doch diesmal ließen sich die Kölner nicht überrumpeln, mit etwas Glück und Geschick brachten sie  den knappen 2:1-Sieg über die Zeit.

Fortschritte auf vielen Ebenen beim 1. FC Köln

Dieser passt ins Bild der vergangenen Wochen. Der FC hat auf vielen Ebenen Fortschritte gemacht. Und er hat ein Momentum. Die Mannschaft hat einen Lauf, strotzt vor Selbstvertrauen, wirkt ungemein stabil und fit – sicherlich ein Verdienst des Trainers Markus Gisdol. Fast alles will gelingen. Selbst wichtige Ausfälle kompensiert sie ohne größere Probleme. Denn in Paderborn standen immerhin der gesperrte Top-Torjäger Jhon Córdoba und der verletzte Senkrechtstarter Sebastiaan Bornauw in der Abwehr nicht zur Verfügung.

Alles zum Thema Timo Horn

Und manchmal, da steht in diesem Momentum auch das Glück Pate. Der Ball des Gegners schlägt eben nicht im eigenen Tor ein, sondern geht knapp vorbei, klatscht an die Latte. Am Freitagabend, kurz vor Spielende, bekam Torhüter Timo Horn nach einem Freistoß von Sabiri die Finger gerade noch an den Ball und lenkte ihn an die Oberkante der Latte.

Horst Heldt in Michael-Wendler-Manier

Es passt derzeit einfach vieles zusammen. „Wir haben schon bessere Spiele abgeliefert. Aber auch für bessere Spiele gibt es nur drei Punkte. Es war ein dreckiges Spiel mit einem dreckigen Sieg. Wir hätten auf das dritte Tor gehen müssen“, befand Sportchef Horst Heldt und fügte dann in Michael-Wendler-Manier an: „Egal, wir haben wieder drei Punkte.“

Und deshalb werden auch gerade Statistiken mit dem FC in Verbindung gebracht, die der Fan immer noch  kaum glauben kann. Denn zu leidvoll war die jüngere Vereinsgeschichte.

Die Stärke des 1. FC Köln bei Standardsituationen

Der FC hat mit 15 Punkten aus den ersten sieben Spielen den besten Rückrundenstart seit 31 Jahren hingelegt. Gisdols Team gewann acht der vergangenen zehn Partien – nur der FC Bayern holte mehr Punkte. Der FC erzielte unter Gisdol schon 28 Tore – nur unter Georg Knöpfle waren es in den ersten 13 Spielen eines Kölner Trainers mehr (35). Und das war 1963. Und dann ist da diese immense Stärke nach Standardsituationen. Dem FC gelangen schon elf Treffer nach Eckbällen – das schaffte bis zu diesem Zeitpunkt der Saison noch keine Mannschaft.

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Es ist ein Lauf, der  die FC-Fans träumen lässt. Von Europa. Von einer  erneuten Teilnahme an der Europa League wie in der Saison 2017/18. Gisdol träumt nicht. Der Coach bremste die Euphorie, sprach von „Demut“. „Wir bleiben mit beiden Beinen auf dem Boden. Wir versuchen, Spiel für Spiel ganz sauber zu spielen und an nichts anderes zu denken, als an Entwicklung, Fußball, Arbeit. Das hat uns gut getan.“

Die Gedanken der Spieler kreisten auch noch nicht um Europa. Sie blickten aber schon mal voraus. Das Derby am Mittwoch bei Borussia Mönchengladbach  elektrisiert das Rheinland. „Wir sind sehr heiß“, sagte der gebürtige Kölner Mark Uth, „wir müssen jetzt regenerieren und dann brennt's im Stadion in Gladbach. Wir wollen alles für die Stadt und die Fans reinhauen.“ Torhüter Timo Horn, bekanntlich ebenfalls ein waschechter Kölner, frohlockte:  „Jetzt freuen wir uns alle auf Gladbach, das ist ein echtes Highlight für alle.“

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