Bilanz der FC-ZugängeMaina überzeugt, Tigges und Adamyan fehlt noch die Bindung

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Adamyan_Trainerstab

Sargis Adamyan mit den Kölner Trainern 

Köln – Individuell gehörte der 1. FC Köln in der vergangenen Saison wohl noch nicht unter die besten zehn Teams der Bundesliga. Doch gelang es Steffen Baumgart, seine Idee vom Fußball zu der seiner Mannschaft zu machen und mit einer geschlossenen Leistung Platz sieben zu erreichen. Coach und Spielidee sind geblieben, zudem ist es den Athletiktrainern erneut gelungen, die Mannschaft auf ein bemerkenswertes körperliches Niveau zu bringen.

Anthony Modeste und Salih Özcan haben den Verein im Sommer in Richtung Dortmund verlassen, außerdem gingen Kingsley Ehizibue, Jannes Horn und Niklas Hauptmann, was den Kader kaum schwächte, aber die Finanzen erheblich entlastete. Für etwa 6,5 Millionen Euro verpflichtete Sportchef Christian Keller überwiegend Spieler, bei denen das Potenzial noch nicht ausgeschöpft scheint.  Alle Zugänge kamen bereits zum Einsatz. Ein Überblick.

Luca Kilian (23 Jahre/in dieser Saison 6 Bundesliga-Einsätze/530 Spielminuten): Der Innenverteidiger ist kein wirklicher Zugang; nach seiner Leihe in der vergangenen Saison verpflichteten ihn die Kölner zur neuen Spielzeit per Kaufoption fest von Mainz 05. Zwei Millionen Euro kostete der ehemalige Dortmunder, was viel Geld ist, für einen etablierten Bundesligaprofi aber nicht zu viel. Kilian wirkte zuletzt weniger stabil als im Vorjahr, was an der Gewöhnung an die neue Rolle als Millionentransfer liegen könnte, von dem nun konstante Leistungen erwartet werden.

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Sargis Adamyan (7/196): Der Stürmer galt beim FC intern als Königstransfer. Nach zweieinhalb Jahren in Hoffenheim war der 29-Jährige in der Rückrunde der vergangenen Saison an den FC Brügge ausgeliehen, wo er in 15 Spielen sechs Tore erzielte. Anschließend holte ihn Keller nach Köln; der Sportchef hatte Adamyan schon im Sommer 2017 nach Regensburg gelotst. Adamyan gilt als enorm bescheidener und freundlicher Profi. Nach verlängertem Urlaub wegen dreier Spiele mit der armenischen Nationalmannschaft im Juni verpasste er Teile der Vorbereitung und fasst nach wie vor schwer Fuß im Kölner Pressingsystem, das gerade von Angreifern verlangt, sich in komplexe und außerordentlich anstrengende Abläufe einzufinden. Allerdings hat der Offensivmann Zeit: Sein Vertrag in Köln wurde für vier Jahre geschlossen. Noch ist man am Geißbockheim der Überzeugung, dass das eine gute Nachricht ist.

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Eric Martel (5/241): Als 19-Jähriger wechselte der gebürtige Straubinger von RB Leipzig zu Austria Wien, wo er gleich bei seinem Debüt nach 51 Minuten Gelb-Rot sah. Trotz dieses schlechten Starts wurde Martel in Österreich ein absoluter Leistungsträger und kam in diesem Sommer mit der Empfehlung überragender Zweikampfwerte vom Dritten der österreichischen Liga nach Köln. Der U-21-Nationalspieler erwies sich auch bei seinen bisherigen Einsätzen für den FC als zuverlässig vor der Abwehr und half sogar als Rechtsverteidiger aus. 

Steffen Tigges (4/268): Der 1,93 Meter große Mittelstürmer gehörte in der vergangenen Saison zum Bundesligakader von Borussia Dortmund und erzielte – selbstverständlich gegen Köln – seinen ersten Bundesligatreffer. Tigges ist ein Torjäger, der auch große Qualitäten in der Vorbereitung hat. Allerdings hat er sich nach einer Knöchelfraktur im vergangenen März erst wieder in Form bringen müssen, was schwierig ist angesichts der hohen Frequenz, in der Köln zuletzt spielte. Nach der Länderspielpause hofft Tigges, der im Sommer einen Vier-Jahres-Vertrag erhielt, nach seinem Premierentreffer in Nizza auf sein erstes Bundesligator im FC-Trikot – Gegner am Samstag ist Ex-Verein Dortmund.

Nikola Soldo (1/90): Zvonimir Soldos Sohn war ein Not-Transfer, der notwendig geworden war, weil Jeff Chabot im Spiel gegen Stuttgart eine Knöchelverletzung erlitten hatte.  Soldo, 21-jähriger kroatischer U-21-Nationalspieler, erhielt einen Dreijahresvertrag und spielte bereits eine Stunde in der Conference League sowie die volle Partie in Bochum als Ersatz für den gesperrten Kilian. Angesichts seiner athletischen Defizite ist bislang schwierig zu beurteilen, ob er das Zeug zu einem soliden Erstligaverteidiger hat. Finanziell wird er mit wachsender Bundesliga-Erfahrung an Wert gewinnen, das Risiko ist also gering.

Denis Huseinbasic (1/3): Nur 50.000 Euro kostete der vielseitige Mittelfeldspieler die Kölner, als sie ihn im Sommer aus Offenbach zum FC holten. Der Sprung aus der Regionalliga ins Oberhaus schien derart groß, dass der Verein darüber nachdachte, den 21-Jährigen gleich wieder zu verleihen, und die halbe Zweite Liga stand Schlange für Huseinbasic. Doch nach der Vorbereitung stand für Steffen Baumgart fest, den Spieler nicht wieder hergeben zu wollen. Gleich bei seinem Bundesliga-Debüt in Wolfsburg (4:2) hätte Huseinbasic beinahe sein erstes Tor geschossen. Hochinteressanter Spieler mit viel Potenzial.

Kristian Pedersen (2/76): Der Däne kam mit der Erfahrung von 161 Pflichtspielen für Birmingham City und 64 Einsätzen mit Union Berlin zum FC. Pedersen hat in Deutschland wie in England ausschließlich zweitklassig gespielt, nun soll er den Kölner Kader in der Bundesliga ergänzen. Pedersens Hauptposition ist auf der linken Abwehrseite, auch in der Innenverteidigung werden dem 28-Jährigen Qualitäten nachgesagt. Ein Wunderspieler ist Pedersen nicht, doch offenbar stehen Potenzial, Erwartungshaltung und Kosten im gesunden Verhältnis.

Linton Maina (6/217): Fans brauchen Zugänge, auf die sie ihre Hoffnungen legen können. Ein solcher Transfer war Linton Maina, der rasend schnelle Flügelspieler. Nach acht Jahren in Hannover war in diesem Sommer die Zeit für einen Wechsel gekommen. Maina hatte auf komfortablem Niveau stagniert. In Köln arbeitet er inzwischen konsequent gegen seine Schwächen und hatte bereits einige bemerkenswerte Szenen. Zwei Vorlagen und ein Tor in elf Pflichtspielen bedeuten einen sehr ordentlichen Wert. Besonders stark wirkte der Sprinter, wenn er gegen einen müde werdenden Gegner eingewechselt wurde. Nun soll der 23-Jährige mehr und mehr die Gelegenheit bekommen, sich als Startspieler zu beweisen.

Florian Dietz (6/299): Obwohl der Mittelstürmer schon vor einem Jahr aus Unterhaching zum FC zurückkehrte, debütierte er erst in dieser Saison in der Bundesliga. Steffen Baumgart zeigte sich wild entschlossen, die herausragenden Trainingsleistungen des 24-Jährigen zu belohnen und setzte Dietz konsequent ein. Der zahlte das Vertrauen mit Positionstreue, jeder Menge Fleiß und drei Toren in elf Pflichtspiel-Einsätzen zurück. Mit 299 Bundesligaminuten ist Dietz der Kölner Zugang mit der meisten Einsatzzeit. Und einem außergewöhnlichen Preis-Leistungs-Verhältnis.

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