Bornauw-PokerDie komplizierten Verhandlungen mit Jörg Schmadtke

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Sebastiaan Bornauw

Köln – Fast genau vier Jahre ist es her, da wurde auf der Balearen-Insel Ibiza über den größten Transfer des 1. FC Köln in der Vereinsgeschichte verhandelt. Der knapp 30 Millionen Euro schwere Wechsel von Anthony Modeste zum chinesischen Klub Tianjin bahnte sich an, und Kölns damaliger Sportchef Jörg Schmadtke lud alle Parteien an seinen Urlaubsort ein, wo er ein Ferienhaus besitzt. Auch Alexander Wehrle reiste an. In diesen Tagen geht es für den 1. FC Köln wieder um einen wichtigen Transfer, auch wenn dieser nicht die Größenordnung von Modeste erreichen wird. Und erneut ist Schmadtke auf Ibiza.

Doch seitdem hat sich einiges geändert: Schmadtke ist längst FC-Geschichte und seit drei Jahren Sport-Geschäftsführer beim VfL Wolfsburg, Modeste ist nach dem zwar sagenhaft entlohnten, aber sportlich gescheiterten Gastspiel in China wieder zurück in Köln. Sportlich haben beide Klubs im Vergleich zu 2017 die Rollen getauscht. Nur beim FC-Geschäftsführer Wehrle hat sich nichts Grundlegendes geändert.

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Der 45-Jährige feilscht jetzt mit Schmadtke, dem er immer noch freundschaftlich verbunden ist, um den Transfer von FC-Abwehrspieler Sebastiaan Bornauw (22). Es wird hoch gepokert, jeder versucht für seinen Verein das Beste rauszuschlagen. Und es spielen auch persönliche Befindlichkeiten eine Rolle: Denn auch mit dem derzeitigen FC-Interimsportchef Jörg Jakobs war der Ex-Torwart lange befreundet. Doch Schmadtke kündigte nach Differenzen Jakobs die Freundschaft auf und will in der Personalie Bornauw nur noch mit Wehrle sprechen, der deshalb aber nicht gleich nach Ibiza fliegen muss.

Das ist der aktuelle Stand der Gespräche: Der VfL will Bornauw, und der junge Belgier will nach Wolfsburg. Den zweifachen Nationalspieler reizt die Aussicht auf Einsätze in der Champions League und einen gut dotierten Vierjahresvertrag. Den Wechselwunsch haben er und sein Berater Daniel van Buyten Ende vergangener Woche beim FC hinterlegt. Der wiederum wollte mit dem Innenverteidiger eigentlich den bis 2024 geschlossenen Vertrag (ohne Ausstiegsklausel) verlängern – was Bornauw ablehnte.

„Wir bleiben gelassen“, sagt Wehrle

Schmadtke unterbreitete den Kölnern ein erstes Angebot über rund acht Millionen Euro Ablöse, das der FC nicht erstnehmen konnte.  „Wir bleiben gelassen, denn wir haben keinen Verkaufsdruck. Wolfsburg will den Spieler von uns, wir wollen ihn nicht verkaufen. Wir können uns auch gut vorstellen, dass Sebastiaan bleibt“ sagt Wehrle im Gespräch mit dieser Zeitung.

Schmadtke muss sich an seiner jüngst getätigten Aussagen messen lassen. Denn der Manager lehnte  eine 25-Millionen-Offerte von RB Leipzig für den VfL-Verteidiger Maxence Lacroix (21) ab. Er erwarte ein „marktgerechtes Angebot“, das gebe es aber bisher nicht, so Schmadtke. Der gleichen Auffassung ist man nun  in Köln in Bezug auf die Bornauw-Offerte.

Wie Lacroix zählt auch Bornauw  zu den besseren und vor allem perspektivisch interessantesten Verteidigern der Liga. Und auch was die Leistungsdaten angeht, liegen zwischen ihnen keine Welten. Beide kamen als „No-Names“ in die Bundesliga: Bornauw 2019 für rund sechs Millionen Euro Ablöse aus Anderlecht, Lacroix erst ein Jahr später für rund fünf Millionen Euro aus Sochaux.

Schmerzgrenze bei 17 Millionen Euro Ablöse?

Klar ist, dass der FC Transfereinnahmen benötigt, da er neues Eigenkapital generieren muss. Doch das könnte auch den Verkauf anderer Spieler zustande kommen. Ismail Jakobs oder Noah Katterbach und vor allem Ellyes Skhiri haben einen Markt, letztere Personalie dürfte sich aber erst spät in der Wechselperiode entscheiden.

Bornauw scheint vorerst der begehrteste Kölner Spieler zu sein. Aber selbst wenn sich Wehrle gelassen gibt, kann auf einmal alles auch schnell gehen, wenn der FC dieses marktgerechte Angebot erhält. Die Schmerzgrenze dürfte bei rund 17 Millionen Euro liegen.

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