Bundesliga in Corona-Pause1. FC Köln trainiert für den Neustart

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1. FC Kön_Coronatraining

Rafael Czichos (r.) absolvierte am Montag Teile des Kölner Trainings in Kleingruppen, auch Niklas Hauptmann (2. von links) stieg wieder ein.

  • Die Bundesligaprofis des 1. FC Köln trainierten am Montag am Geißbockheim. Zu erkennen war das Bemühen, die Abstands- und Hygieneregel einzuhalten.
  • Aber es gibt schon Knatsch unter den Bundesligaklubs, weil sich der ein oder andere nicht an die Abmachungen mit der Deutschen Fußballliga halten soll.
  • Während Misstrauen da ist, warten die Profis darauf, ob sie tatsächlich, wie von der DFL gewünscht, im Mai wieder in den Spielbetrieb gehen können.

Köln – Beim 1. FC Köln lässt sich am Trainingsgelände nicht viel verbergen, die Gegebenheiten am Geißbockheim lassen es nicht zu, dass sich der Verein richtig abschotten kann. Das war schon in Vor-Corona-Zeiten so, und manch Cheftrainer in der Geschichte des Klubs haderte in der Vorbereitung auf ein Pflichtspiel damit.

In Zeiten der Pandemie, in denen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs auch am Montag nicht terminiert war und sogar immer noch ganz untersagt werden könnte, wollen viele Bundesligisten lieber nichts verheimlichen. Das wäre auch töricht.

Sie wollen vielmehr beweisen, dass sie die gebotenen Hygiene- und Abstandsregeln penibel einhalten. Man gibt sich vorsichtig und will der Politik, die über den Restart der Liga entscheidet, keine Angriffsflächen bieten.

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Bundesliga wartet auf die Politik

Beim 1. FC Köln sah das am Montagnachmittag so aus: Zwölf Profis trainierten auf Platz sechs, 13 auf Platz sieben. De facto sind die Gruppen aber kleiner und fast immer mit demselben Personal besetzt: Sechs Spieler auf der einen Seite des Platzes, sechs bzw. sieben auf der anderen.

Kesslers Vertrag läuft aus

Nach Ablauf der Saison – wann auch immer und sofern sie beendet wird – wird es den aktiven Fußballprofi Thomas Kessler beim 1. FC Köln nicht mehr geben. Der Vertrag des Klubs mit dem 34-jährigen Torhüter, der fast 20 Jahre im Verein ist, läuft am Saisonende (ursprünglich 30. Juni) aus.

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wird der Kontrakt nicht verlängert. Der Spieler wurde davon unterrichtet, noch in dieser Woche soll die Entscheidung offiziell verkündet werden. Die Informationen dieser Zeitung decken sich mit denen des „Kicker“.

Im Anschluss wird Kessler allerdings möglicherweise ein Trainee-Programm auf der Geschäftsstelle absolvieren. „Wir haben vereinbart, dass ich dem Verein nach meiner Karriere erhalten bleibe“, sagte Kessler Anfang April dieser Zeitung.

Möglich ist aber auch, dass der Torhüter seine Laufbahn bei einem anderen Verein fortsetzt. „Ich lasse die Dinge auf mich zukommen und werde dann mit meiner Familie eine Entscheidung treffen“, erklärte Kessler. (LW)

Da kann man sich gut aus dem Weg gehen. Das ist wichtig, denn die DFL-Kommission Fußball hatte sich eigentlich auf ein Maximum von acht Spielern verständigt. „So lange wir keine neuen Informationen haben wird unsere Mannschaft weiterhin unter Einhaltung aller Vorgaben in Bezug auf Hygiene und Infektionsschutz in Kleingruppen trainieren. Jetzt ist die Politik am Zug. Wir schauen auf uns und halten alle Vorschriften ein, und ich gehe mal davon aus, dass die anderen Klubs sie auch einhalten“, sagt FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle, der als Mitglied des Präsidiums der Deutschen Fußball-Liga auch am umfassenden Konzept für den beabsichtigten Neustart mit Geisterspielen beteiligt war.

Die Klubs bereiten sich längst auf den Ernstfall vor. Doch ob sich wirklich alle 18 Bundesligisten genau an die Abmachungen halten, ist schwierig zu überblicken. Der FC Augsburg stand schon im Verdacht, das nicht so zu tun.

Schmadtke sauer auf Fortuna Düsseldorf

Fortuna Düsseldorf soll in der vergangenen Woche im Vier-gegen-Drei auf zwei Tore und mit Zweikämpfen trainiert haben. Das brachte den Ex-Kölner und heutigen Wolfsburger Geschäftsführer Jörg Schmadtke in Wallung, der der DFL-Kommission angehört. „Die Klubs hatten sich über Gruppengröße und Zweikämpfe verständigt. Wenn sich da einige nicht dran halten, finde ich das ärgerlich und nicht kollegial. Das ist unmöglich. Ich prangere das sogar an. Ich kann nicht Wasser predigen und Wein trinken“, sagte der gebürtige Düsseldorfer.

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In einem Telefonat mit Schmadtke versuchte Fortunas Sportvorstand Lutz Pfannenstiel daraufhin, die Wogen zu glätten und bestritt zudem die Vorwürfe. Michael Preetz, der Sportchef von Hertha BSC, stimmte Schmadtke grundsätzlich zu: „Auch wenn die Bestimmungen je nach Bundesland unterschiedlich sind: Alle Klubs sollten sich an die Vorgaben der DFL halten – im Sinne des Solidargedankens, aber auch im Sinne der Verantwortung, die der Fußball gegenüber der Gesellschaft hat. Das sollten wir nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.“

Das Misstrauen in der Liga, es ist durchaus da. Auch dem 1. FC Köln war in Anbetracht der erhöhten Gruppenstärke ein Ausscheren vorgehalten worden, was dieser freilich nicht so sieht. Alexander Wehrle stellte fest, dass es sich bei der Abmachung der Vereine nicht nur um ein Agreement, also um eine vertrauensbasierte, nicht verbindliche Entscheidung handelt, sondern: „Das war schon eine klare Empfehlung der DFL.“

Einheitlicher Einstieg ins Teamtraining angestrebt

Preetz erwähnte aber auch das Problem: Die Corona-Schutzverordnungen sind Ländersache und daher oft uneinheitlich. Sie werden regelmäßig angepasst, in Nordrhein-Westfalen am Montag erneut. Dass Profi-Fußballer trainieren dürfen und somit ihrem Beruf nachgehen dürfen, ist in Paragraf 12 b der (Coronaschutzverordnung unter dem Stichpunkt „Berufsausübung, Arbeitgeberverantwortung“) geregelt.

Die Vereine und Spieler müssten dabei die Hygiene- und Schutzpflichten erfüllen und die Infektionsrisiken reduzieren. „Kontakte innerhalb der Belegschaft und zu Kunden sind so weit wie tätigkeitsbezogen möglich zu vermeiden“, heißt es. Die Profis des FC sind die einzige noch trainierende Mannschaft am Geißbockheim.

Czichos erstmals im Training

Rafael Czichos absolvierte nach seiner schweren Halswirbel-Verletzung am Montag erstmals  Teileinheiten mit der Mannschaft. Mit Niklas Hauptmann kehrte ein weiterer Langzeitverletzter zurück. Auch der zuletzt angeschlagene Christian Clemens konnte mit der Mannschaft trainieren. (LW)

Die Bundesliga wartet jetzt gespannt auf die Entscheidung der Politik, ob voraussichtlich Mitte Mai der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Erste positive Signale hochrangiger Politiker wie der Ministerpräsidenten Armin Laschet, Markus Söder oder Winfried Kretschmann gab es, sie halten einen Restart unter Einhaltung strenger Auflagen für möglich.

Sollte die Bundesliga das Go erhalten, geht es im Zuge der Wettbewerbsgerechtigkeit auch um die Frage, ab wann die Klubs zurück ins reguläre Mannschaftstraining dürfen. Da soll es dann einen bundesweit einheitlichen Zeitpunkt geben, war aus den Chefetagen der Vereine zu vernehmen.

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