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Corona und der FußballDer 1. FC Köln sorgt für beruhigende Nachrichten für die Liga

Lesezeit 4 Minuten
Bopp gisdol geisbockheim

FC-Trainer Markus Gisdol am Montag am Geißbockheim in Köln

  • Die zweite Testwelle beim 1. FC Köln auf das Coronavirus bleibt ohne positive Befunde – bei den 36 Profiklubs gibt es insgesamt zehn Fälle. Es überwiegt die Zufriedenheit.
  • NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sieht darin einen „Beleg, dass das ganze System funktioniert“. Am Mittwoch wollen Kanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs über das Konzept der DFL beraten.
  • Der 1. FC Köln plant unterdessen ein Quarantäne-ähnliches Trainingslager im Dorint-Hotel am Heumarkt, sobald die Politik die Freigabe erteilt hat, die Saison fortzusetzen.

Köln – Das 51 Seiten starke Konzept der Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb im Profifußball, das die Deutsche Fußball-Liga (DFL) in der vergangenen Woche veröffentlicht hat, beschreibt mit  großem Detailreichtum, wie sich die beiden Bundesligen unter den Bedingungen der Pandemie zu verhalten haben.

Es geht um die Zonierung der Stadien – und wer sich wo aufhalten darf, wenn wieder gespielt wird. Die Unterbringung im Hotel in den Tagen vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist bis zur Reinigung der Zimmer reglementiert. Auf Seite 46 ist zudem beschrieben, wie im Falle eines positiven Tests zu verfahren ist: „Keine automatische Meldung eines positiven Falles an die Presse“, heißt es da.

Zentrale Kommunikation durch die Liga

Wie allerdings mit negativen Testergebnissen zu verfahren ist, sagt das Papier nicht. Daher erreichte die Geschäftsführer der Bundesligaklubs am Sonntagabend eine Nachricht mit weiteren Details. Darin empfahl DFL-Direktor Ansgar Schwenken, in Folge der Corona-Tests „von eigenen Verlautbarungen abzusehen“. Die Liga werde am Mittag eine „zentrale öffentliche Kommunikation vornehmen“.

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Am Wochenende hatten zahlreiche Bundesligisten damit begonnen, Bulletins über die Infektionsraten in ihren Mannschaften zu verbreiten, teils aus eigenem Antrieb, teils auf Nachfrage. Ausschließlich negative Ergebnisse hatten die Vereine gemeldet, mit drei bereits am Freitag bekannt gewordenen Infektionen stand der 1. FC Köln vorerst allein da.

Anweisung wohl noch nicht beim FC angekommen

Wahrscheinlich war die Anweisung der Liga beim FC am Montag noch nicht überall angekommen, was passieren kann, denn auch beim 1. FC Köln sind derzeit viele Mitarbeiter im Homeoffice. Jedenfalls veröffentlichten die Kölner schon am Vormittag, dass ihre zweite Testreihe keine weiteren positiven Fälle ergeben hatte. Eine befreiende Nachricht, nicht nur für den Verein, sondern für die gesamte Liga, deren Pläne maßgeblich davon abhängen, dass es im Falle positiver Tests keine weiteren Ansteckungen innerhalb der Vereine gibt.

Da es für gute Nachrichten kaum einen schlechten Zeitpunkt geben kann, dürfte die Liga die frühe Veröffentlichung aus Köln mit Milde zur Kenntnis genommen haben, zumal sich die Meldung bereits auf die zweite Testwelle bezog, während die Liga zunächst nur die Zahlen zur ersten Tests mitteilte.

Zehn positive Tests bei 36 Profiklubs

Die fielen am Nachmittag zwar nicht so makellos aus wie die der Kölner. Dennoch überwog die Zufriedenheit, hatten die 36 Profiklubs doch nur zehn positive Resultate bei insgesamt 1724 Tests gemeldet, was einer Quote von 0,58 Prozent entspricht. „Die in den vergangenen Tagen erfolgten Tests haben ihren Zweck erfüllt, für zusätzliche Sicherheit zu sorgen und so die Spieler bestmöglich vor Ansteckung im Mannschaftstraining oder Spielbetrieb zu schützen“, teilte die DFL mit.

Rechnete man die Quote auf die Gesamtbevölkerung hoch, wären in Deutschland derzeit rund 480 000 Menschen infiziert. Die Zahlen der Johns-Hopkins-Universität wiesen am Montag allerdings bei rund 83 Millionen Bürgern nur 26 000 aktive Fälle aus. Nähme man die Ergebnisse der Bundesligatests als repräsentativ an, was sie nicht sind, gäbe es zwei Interpretationen: Entweder finden sich unter Fußballprofis fast 20-mal so viele Infizierte wie im Rest der Bevölkerung. Oder, was näher liegt: Die Dunkelziffer geht gegen Faktor 20.

Armin Laschet: „Beleg, dass das ganze System funktioniert“

Auf das Verhalten der Spieler im privaten Umfeld lassen die Zahlen  kaum Schlüsse zu. Fußballprofis in Deutschland fahren im Alltag selten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und leben eher zurückgezogen. Wegen der öffentlichen Aufmerksamkeit dürften sie sich derzeit noch weniger unter Leuten aufhalten als ohnehin schon, daher ist die Wahrscheinlichkeit positiver Tests unter Bundesligaprofis im Vergleich zum Rest der Bevölkerung wohl eher geringer.

Armin Laschet kommentierte die positiven Tests beim FC am Montag gelassen.  „Die Fälle sind ja gerade ein Beleg dafür, dass das ganze System funktioniert“, sagte der NRW-Ministerpräsident im ARD-Mittagsmagazin.  Dennoch appellierte er  noch einmal an die Spieler, ihre Lebensführung „auch im privaten Bereich zu ändern“, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Über das Konzept der DFL soll am Mittwoch während einer Videokonferenz der Länderchefs mit Kanzlerin Angela Merkel beraten werden.

Quarantäne-ähnliches Trainingslager im Dorint-Hotel

Um weitere Ansteckungen von außerhalb soweit wie möglich auszuschließen, planen die Kölner, ein Quarantäne-ähnliches Trainingslager im Dorint-Hotel am Heumarkt zu beziehen, sobald die Politik die Freigabe erteilt hat, die Saison fortzusetzen und die Vereine ins uneingeschränkte Mannschaftstraining zurückkehren. Am Montag trainierten die Kölner weiterhin in Gruppen unter Einhaltung der Abstandsregeln.

Das Hygienekonzept der DFL sieht für die Rückkehr in den regulären Trainingsbetrieb vor, dass sich die Spieler außerhalb des Trainingsplatzes strengsten Schutzmaßnahmen unterwerfen, um uneingeschränkt trainieren und in der Folge spielen zu können.

In einem Merkblatt für die Spieler ist der Sinn der Maßnahmen komprimiert erklärt. Unter der Überschrift „11 Freunde fürs Training“ heißt es unter Punkt 11: „Wenn alle Regeln rund um den Trainingsplatz eingehalten werden, kannst du dich auf dem Spielfeld frei bewegen.“

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