Der Hector-FaktorWie der 1. FC Köln in Bielefeld seinen Anführer ersetzen will

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Trainer Steffen Baumgart munterte Jonas Hector nach dessen verletungsbedingtem Aus im Derby auf.

Köln – An Bielefeld, genauer an die Schüco-Arena, hat Jonas Hector wahrlich nicht die besten Erinnerungen. Den zweiten Spieltag der vorherigen Saison, den 26. September, würde er sicherlich gerne komplett aus dem Gedächtnis streichen. Im Auswärtsspiel des 1. FC Köln in Ostwestfalen (0:1) hatte sich der Kölner Kapitän so schwer am Nacken verletzt, dass er rund drei Monate lang ausfiel. Als er wieder einsatzbereit war, konnte Hector seiner Mannschaft erst einmal auch nicht wie gewohnt helfen.

In dieser Saison bleibt Hector die Reise nach Bielefeld gänzlich erspart. Aber nicht wegen irgendwelcher Bedenken oder gar aus Aberglauben, sondern absolut ungewollt. Sein Trainer Steffen Baumgart gab am Donnerstag bekannt, dass der FC am Samstag (15.30 Uhr) im Duell beim Tabellenvorletzten auf seinen Kapitän verzichten muss. Hector hatte sich beim 4:1-Sieg im Derby gegen Gladbach eine Oberschenkelverletzung zugezogen. „Wir haben heute die Entscheidung getroffen, dass das Risiko bei Jonas zu hoch ist. Es ist nichts Strukturelles, aber auch nicht so viel besser geworden, dass er mit klarem Kopf ins Spiel gehen könnte“, sagte Baumgart.

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Wie wichtig der frühere Nationalspieler für die Kölner Mannschaft ist, lässt sich bereits anhand der Statistiken ablesen. Hector verpasste seit Sommer 2014 insgesamt 39 Bundesligaspiele. Und von diesen gewannen die Kölner nur sechs. In dieser Spielzeit fehlte der 31-Jährige bisher nur in einer Partie, in dieser allerdings bezog sein Team eine herbe 0:5-Niederlage bei der TSG Hoffenheim.

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Baumgart gibt allerdings nicht viel auf Statistiken. Und grübelt vielmehr, wie er Hectors Ausfall kompensieren will. Denn es ist nicht davon auszugehen, dass er sein Spielsystem mit einer Viererabwehrkette verändern wird. Benno Schmitz, mittlerweile so etwas wie eine Allzweckwaffe, könnte erneut von der rechten auf die linke Seite rücken. Hinten rechts dürfte die Wahl auf Kingsley Schindler fallen, der zuletzt nach Einwechslungen überzeugt hatte. Eine weitere Alternative ist Kingsley Ehizibue. Bei der Klatsche in Sinsheim hatte der schnelle, aber auch sehr flatterhafte Niederländer hinten links für Hector verteidigt. Es wurde zum gescheiterten Experiment.

FC zu 100 Prozent geimpft

Kölns Trainer Steffen Baumgart teilte am Donnerstag von sich aus mit, dass die Mannschaft seit dieser Woche einen 100-prozentigen Impfstatus erreicht habe. Und zwar offenbar auch mit Druck. Denn der Coach sprach davon, dass man den Impfstatus einiger weniger Spieler nicht akzeptiert habe: „Wichtig ist, dass wir die Jungs überzeugt haben. Wir haben uns nicht zurückgelehnt und gesagt wir akzeptieren das, sondern wir haben immer weiter mit den Jungs gesprochen. Ich freue mich, dass wir den Weg zusammen gegangen sind. Wir haben auf unsere Art aufgeklärt."

Nach Informationen dieser Zeitung hatte der FC bis zuletzt zwei impfunwillige Profis in seinen Reihen. Überhaupt scheint der Klub das Thema Corona nach anfänglichen Problemen zu Beginn der Pandemie ganz gut im Griff zu haben beziehungsweise wurde von positiven Corona-Tests verschont. In diesem Jahr ist kein Corona-Fall innerhalb der Mannschaft öffentlich geworden.

Zur Verfügung steht auch wieder Jannes Horn. Doch es ist unwahrscheinlich, dass der Linksverteidiger nach seiner langen Verletzungspause gleich von Anfang an aufläuft. Zwar konnte der 24-Jährige zuletzt in drei Regionalligaspielen für die U21 Spielpraxis sammeln, doch sein letztes Bundesligaspiel von Beginn an datiert vom 9. Mai beim 1:4 gegen Freiburg. Ebenfalls einsatzfähig ist Louis Schaub, der seine Erkältung auskuriert hat.

Obwohl Gegner Bielefeld auf dem vorletzten Tabellenplatz steht und noch kein Heimspiel in dieser Saison gewonnen hat, nahm Baumgart den Gegner alles andere als auf die leichte Schulter. „Arminia hat eine kampfstarke, robuste Mannschaft. Die Bielefelder haben ein laufstarkes Mittelfeld und sind oft bis zum Spielende dran. Da hat man keine Ruhe. Das macht den Gegner gefährlich. Ich sehe uns auch nicht so stark, dass ich sage, in Bielefeld gewinnen wir auf jeden Fall. Dennoch wollen wir auch die Chance nutzen, um den Abstand auf Bielefeld zu vergrößern“, sagte Baumgart.

Kramer: „Baumgart ein Unikat"

Während der FC-Trainer in Köln bereits ein hohes Standing hat und sich großer Beliebtheit erfreut, wird für seinen Bielefelder Gegenüber Frank Kramer die Luft allmählich dünner. Zwar erhält Arminias Coach noch die Rückendeckung von Sport-Geschäftsführer Samir Arabi, doch von der Euphorie nach dem Aufstieg ist auf der Alm nicht mehr viel spüren. „Wir wollen gegen Köln eine richtig gute Leistung bringen, da geht es um wichtige Punkte - das wissen wir“, sagte Kramer, der kurzfristig auf den positiv auf Corona getesteten Mittelfeldspieler Sebastian Vasiliadis verzichten muss. Voll des Lobes war der Bielefelder über sein Pendant vom 1. FC Köln. Baumgart bezeichnete er als „Unikat voller Leidenschaft. Was Steffen von der Mannschaft erwartet, lebt er auch vor. Die Kölner suchen immer den Weg nach vorne und sind auf dem Platz eine Wucht - das ist seine Handschrift! Dieses Auftreten ist schon etwas, was den FC verändert hat."

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