Die FC-Pflicht nach der Kür„Dürfen in Augsburg keinen Deut nachlassen"

Lesezeit 5 Minuten
Neuer Inhalt (1)

FC-Stürmer Sebastian Andersson

Köln – Dieser Verein lässt seine vielen und treuen Fans immer wieder aufs Neue durch ein Wechselbad der Gefühle gehen. Das bewies der 1. FC Köln in den vergangenen Tagen erneut eindrucks- oder leidvoll – je nach Sichtweise. Drohte dem Tabellenvorletzten der Bundesliga am Dienstag in der Anfangsphase gegen ein haushoch überlegenes Spitzenteam von  RB Leipzig noch der Genickbruch im Abstiegskampf, so stemmte er sich dann im Verlauf des Spiels mit Leidenschaft und Mut gegen das drohende Schicksal. Auf einmal wuchsen dem FC gegen den Brauseklub Flügel. Doppeltorschütze Jonas Hector wurde beim überraschenden 2:1-Sieg zum Überflieger, Ondrej Duda vergoss nach einer Fußball-Schlacht voller Emotionen und Scharmützel  sogar noch Tränen. Drama pur beim 1. FC Köln halt. Man kennt das.

Im Kampf um den Klassenerhalt hatte die Mannschaft des neuen Trainers Friedhelm Funkel für eine Überraschung gesorgt. Neue Hoffnung war aufgekeimt, doch die anschließenden Ergebnisse der Konkurrenten Mainz (1:0 in Bremen) und Bielefeld (1:0) gegen Schalke sorgten dafür, dass sich der FC doch nicht als der große Gewinner im Keller fühlen durfte. Und als wäre diese emotionale sportliche Achterbahnfahrt vier Spieltage vor Saisonende nicht genug, gab der Klub zwischendurch noch bekannt, dass Geißbock Hennes VIII., sein  berühmtes Wappentier, verstarb. Es war allerdings auch schon in Rente.

In dieser weilte eigentlich auch schon Friedhelm Funkel, doch erst verhagelte ihm Corona die Reisefreuden, dann machte ihm sein Ex-Klub das Angebot, das er nicht ablehnen konnte. Und so stand der 67-Jährige erst in Leverkusen (0:3), dann gegen Leipzig vor der Kölner Trainerbank und wirkte dabei wahrlich nicht wie ein Rentner. Und schon gar nicht huflahm wie Hennes VIII. Der Bundesliga-Veteran trieb  während der 94 Minuten inklusive Nachspielzeit seine Mannschaft immer wieder emotional und lautstark an, tigerte vor der Trainerbank auf und ab. Nach dem erlösenden Schlusspfiff umarmte er dann fast alle. Er schuf ein „Wir-Gefühl“ und gab seiner Mannschaft vor allem den Glauben zurück, ein Fußballspiel gewinnen zu können.

Funkel: „Ich lege mich zwei Stündchen hin"

Hörbar heiser war Funkel danach, am Tag darauf gab er zu, dass ihn jedes Bundesligaspiel viel Kraft koste. „Ich spiele an der Seitenlinie fast jede Situation mit – im Kopf und auch körperlich“, sagte Funkel. Sein Taufrisch-Rezept: „Ich lege mich zwei Stündchen hin, und dann werde ich auch wieder so regeneriert sein, dass ich in Augsburg wieder bei hundert Prozent meiner Kraft bin“, befand der Trainer mit einem Schmunzeln und bewies  während seiner Wortmeldungen auch optisch, dass einem Fast-Rentner ein grauer Kapuzenpullover noch stehen kann.

Doch viel Zeit, das Geschehene zu verarbeiten, bleiben Funkel und seiner Mannschaft nicht. Und erreicht hat der FC auch noch nichts. Er muss nachlegen, am Freitag (20.30 Uhr) im Keller-Duell beim FC Augsburg. Nach der Kür gegen den Champions-League-Teilnehmer wartet auf den FC die Pflicht beim Tabellen-Zwölften. Immerhin steht Funkel dann wieder Mittelstürmer Sebastian Andersson zur Verfügung, der nach dem Abschlusstraining in den Mannschaftsbus auf dem Weg zum Flughafen stieg.

Mit Andersson nach Augsburg

„Es war ganz wichtig, dass wir den Sieg gegen Leipzig über die Zeit gebracht haben. Doch gegen Augsburg, Freiburg, Hertha und Schalke müssen wir nun mit der gleichen Leidenschaft und Emotionalität antreten. Dann werden wir auch die Möglichkeiten haben, diese Spiele zu gewinnen“, sagte Funkel. Sportchef Horst Heldt pflichtete Funkel bei: „Wir dürfen keinen Deut nachlassen und müssen die Leistung bestätigen. Wenn du neuen Mut und neues Selbstvertrauen hast, beinhaltet das aber nicht gleich, dass du auch in Augsburg gewinnst. Es geht von vorne los, Augsburg ist ebenfalls noch nicht gerettet. Es wird ein ganz anderes Spiel als in Leipzig, und in Augsburg ist es immer unangenehm, dort zu spielen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Für den 1. FC Köln offenbar im Besonderen, denn in der Bundesliga gelang ihm in sechs Spielen noch kein Sieg in der WWK Arena. FCA-Trainer Heiko Herrlich will, dass das auch so bleibt, und  zudem „einen großen Schritt“ zum Klassenerhalt machen. „Wir wollen unbedingt gewinnen, damit Köln uns nicht mehr einholen kann“, sagte Herrlich, dessen Team sieben Punkte mehr  auf dem Konto hat. Für Manager Stefan Reuter ist die Partie ein „klassisches Sechs-Punkte-Spiel.“ Beim 0:2 in Frankfurt hatte Herrlich einige Spieler geschont, die gegen Köln wieder in der Startelf erwartet werden.

Während Augsburg in den vergangenen drei Partien nur einen Punkt geholt und dabei kein Tor erzielt hat, gelang es dem FC in dieser Saison noch nie, zwei Spiele in Folge zu gewinnen. Sollte dies endlich gelingen, dann hätte er den Druck auf die Konkurrenz erhöht, die keine leichten Aufgaben vor der Brust hat:  Bremen tritt bei Union Berlin an, Mainz empfängt den FC Bayern, und Bielefeld beendet vorerst den Spieltag am Sonntagabend in Mönchengladbach. Vorerst, denn Hertha BSC befindet sich weiterhin in Quarantäne und muss am 12. Mai bei Absteiger Schalke nachsitzen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

FC Augsburg: Gikiewicz - Framberger, Gouweleeuw, Oxford, Iago - Strobl, Khedira - Caligiuri, Richter, Vargas - Hahn.- 1. FC Köln: T. Horn - Schmitz, Bornauw, Czichos, J. Horn - Shkiri, Hector - Wolf, Duda, Kainz - Andersson.-

KStA abonnieren