Dünne Beine, stramme SchüsseDejan Ljubicic ist zum idealen Zeitpunkt in Topform

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Dejan Ljubicic im Training des 1. FC Köln

Köln – Mark Uth spielt einen weiten Flachpass vom linken Flügel. Dejan Ljubicic hat zentral vor dem Tor sehr viel Zeit, kann den Ball in Ruhe annehmen, sich ihn noch einmal vorlegen. Von der Strafraumkante zieht der Österreicher mit rechts wuchtig ab und versenkt das Spielgerät links unten im Tor. Yann Sommer guckt dem Ball nur hinterher, breitet die Arme aus und signalisiert seine Machtlosigkeit.

Ljubicics 3:0 hatte das Derby bei Borussia Mönchengladbach (3:1) am Samstag vorzeitig entschieden, gleichzeitig Stimmung und Europapokal-Hoffnungen des 1. FC Köln in neue Sphären geschraubt. „Es war ein überragender Tag und ein überragender Abend, eine ganz tolle Leistung von uns, gerade wie wir in der ersten Halbzeit gespielt haben. Wir haben uns den Sieg verdient“, sagte Ljubicic am Dienstag nach dem Training mit Blick auf den famosen FC-Start und die Derby-Tore von Anthony Modeste, Florian Kainz und ihm selbst. Zur Belohnung gab es am Abend einen lauten und feurigen Empfang am Geißbockheim durch die Fans. „Gänsehaut pur“, kommentierte Ljubicic die Pyro-Show.

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Der 24 Jahre alte Wiener hat sich nach seinem Sommer-Wechsel von Rapid zum FC in Windeseile eine beachtliche Reputation in Köln erarbeitet. Den Quantensprung der Liga-Qualität zwischen Österreich und Deutschland bereitete Ljubicic keine Probleme – weder körperlich und spielerisch. Die Anpassung ans neue Umfeld gelang ebenfalls hervorragend. Auch dank seiner universellen Einsetzbarkeit im Mittelfeld war Ljubicic schnell nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken.

In 26 von 30 Bundesliga-Spielen stand der Mann mit den für einen Profifußballer erstaunlich dünnen Beinen auf dem Rasen. Doch verfügt Ljubicic über einen beachtlichen Wumms in seinen Stelzen. Seine drei bisherigen Saisontore, im Hinrunden-Derby (4:1), zuletzt gegen Mainz (3:2) und nun gegen Gladbach, waren allesamt wuchtige und mutige Abschlüsse. Ljubicic ist mit zwei Toren und einer Vorlage in vier Duellen mit Gladbach und Leverkusen nicht nur der Kölner Derby-Experte – immer wenn der 24-Jährige an einem Treffer beteiligt war, hat der 1. FC Köln gewonnen.

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Schon zum zweiten Mal Derby-Held: Dejan Ljubicic trifft zum 3:0 gegen Gladbach.

Bielefeld zu Gast im Rhein-Energie-Stadion

So könnte es aus Sicht des Europa-League-Aspiranten auch am Samstag weitergehen, wenn Abstiegskandidat Bielefeld zu Gast im Rhein-Energie-Stadion ist (15.30 Uhr/Sky). Das Duell mit der Arminia ist der Auftakt zu insgesamt vier Spielen gegen Teams aus dem Tabellenkeller. Es folgen Augsburg (30. April), Wolfsburg (7. Mai) und Stuttgart (14. Mai). „Die Gegner unten müssen unbedingt punkten, damit sie nicht absteigen. Das werden komplett andere Spiele als das Derby“, sagte Ljubicic.

Während Gladbach dem FC einen Gefallen getan und extrem hoch gestanden hatte, wird das Keller-Quartett wohl auf Kompaktheit setzen – mit solchen Gegnern hatte sich das Team von Trainer Steffen Baumgart zuletzt regelmäßig schwer getan. „Wir müssen geduldig bleiben. Es genügt ja auch, wenn wir am Ende das Tor schießen. Das Wichtigste ist, dass wir gewinnen“, so Ljubicic, der vor der Arminia warnte. „Gegen Bielefeld hatten sogar die Bayern Probleme. Aber es wird wieder eine volle Hütte bei uns sein. Und wir geben das Maximum, dass die drei Punkte bei uns bleiben.“

Offensive des 1. FC Köln blüht auf

Hoffnung gibt das Aufblühen der Offensive – pünktlich zum offiziellen Ausrufen des Europapokals als Saisonziel: Bei den Siegen gegen Mainz und Gladbach hatte der FC seine Abhängigkeit von Anthony Modeste verringern können. Neben dem Franzosen waren, im Gegensatz zu vielen vorherigen Spielen, auch andere Profis erfolgreich. Ljubicic traf in beiden Partien, Landsmann Kainz glänzte im Derby mit Tor und Vorlage. Auch Mark Uth präsentiert sich in Topform. Zwar gelang dem 30-Jährigen kein Treffer, doch war er an der Entstehung aller sechs Tore der letzten beiden Spiele irgendwie beteiligt.

Entsprechend blendend ist die Laune beim 1. FC Köln, allen voran bei Dejan Ljubicic. Stammkraft, Neu-Nationalspieler und  Derby-Held, den Europapokal vor Augen. Und, am allerwichtigsten, das zweite Kind ist unterwegs. „Ich kann mich nicht beschweren, bei mir läuft es richtig gut“, sagte Ljubicic mit einem Grinsen.

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