Entscheidung gegen Dortmund?Markus Gisdols FC-Mission könnte am Samstag enden

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Die Lage für Markus Gisdol und den FC hat sich zuletzt verschärft. 

Köln – Die Situation mag an die Hinrunde zu erinnern, doch es hat sich vieles geändert seit den Tagen im November, als der 1. FC Köln zwischen den Spielen gegen Union Berlin und Borussia Dortmund stand. Damals hatte die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol gerade mit einem 1:2 daheim gegen Union ihren Fehlstart komplettiert und stand nach fünf Niederlagen aus den ersten acht Partien und nur drei Punkten auf dem vorletzten Rang, punktgleich mit Schalke.

Angekündigter Fehlstart

In den Monaten zuvor hatten die Verantwortlichen bereits in Aussicht gestellt, dass der Start wohl schiefgehen würde, doch hatte man einen internen Pakt geschlossen, die Ruhe zu bewahren: Der Kader war erst spät komplett gewesen, zum Beginn der Pflichtspielsaison hatte sich außerdem Jhon Córdoba nach Berlin verabschiedet. Mehr als Abstiegskampf sei nicht möglich mit diesem Kader, der zwar teuer ist wie der eines Vereins mit Ambitionen auf das gesicherte Mittelfeld. Der jedoch in den vergangenen Jahren vor allem aus der Not zusammengestellt wurde. Gisdol, darin herrschte Einigkeit, war Verwalter des Mangels – eines Mangels, den die Kölner wegen überteuerter Verträge vorerst weiter mit sich herumschleppen werden. Und den Horst Heldt in seinen 16 Monaten als Sportchef nicht hat heilen können. Heldts Kölner Phase ist von intensiver Arbeit geprägt, doch Wunder hat der 51-Jährige bislang nicht vollbracht.

Gisdol wurde überzeugt

Als Markus Gisdol im Sommer seinen Vertrag beim FC bis 2023 verlängerte, soll die Einigkeit über die Ziele seine Bedingung gewesen sein. Der Trainer musste vom Verein überzeugt werden, nicht umgekehrt. Auch das gehört zur Geschichte dieser Saison.

Vor dem Spiel in Dortmund begann sich die Stimmung jedoch zu drehen, Heldt spürte das und war verärgert darüber. Während sich manche Akteure am Geißbockheim bereits vom Trainer lösten, stand Gisdol für Heldt nicht in Frage, daher war das Spiel in Dortmund auch keines, das eine Trainerentscheidung ausgelöst hätte, obgleich sich das Märchen von Gisdols Endspiel hält.

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Eine Halbserie später hat sich die Lage jedoch verändert, dabei bietet zumindest der Blick auf die Zahlen sogar eine freundlichere Perspektive als im Herbst: Damals holte Köln aus den ersten acht Partien drei Punkte, jetzt sind es sieben. Damals reiste der FC als Vorletzter nach Dortmund, nun steht Gisdols Team auf dem 14. Tabellenplatz. Dennoch scheint Gisdol nun sein Endspiel zu haben.

Wende beim BVB

Die Krise zum Saisonstart erinnerte zwar an eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Doch verfingen die Erklärungen, zudem war die Leistung der Kölner Mannschaft besser als ihre Punkteausbeute. Die Gegentorquote, die gelaufenen Kilometer. Es schien eine Basis vorhanden, auf der sich etwas entwickeln ließ. Zum Vertrauen, das man einander ausgesprochen hatte, kam die Dankbarkeit dafür, dass Gisdol den FC in aussichtsloser Lage übernommen und noch zur Rettung geführt hatte. Im November war der Trainer unantastbar – und gewann schließlich 2:1 beim BVB.

Mittlerweile ist der Kredit aufgebraucht, wenngleich es nach wie vor Erklärungen für die schwache Serie gibt. Dass Sebastian Andersson verletzt ist, der Königstransfer des Sommers, bedeutet mildernde Umstände. Auch das Fehlen des verletzten Florian Kainz hat Markus Gisdol nicht geholfen, seiner Mannschaft ein Offensivkonzept zu geben, das zuvor bereits überwiegend aus Jhon Córdoba und dem nach Schalke zurückgekehrten Mark Uth bestanden hatte.

Doch im 25. Spiel der Saison präsentierte der Trainer eine Aufstellung, die zwar Bezug nahm auf die Stärken des Gegners und die Formschwächen im eigenen Kader. Doch schien es, als beginne man wieder bei null – und das ist zu wenig Entwicklung für eine Bundesligamannschaft, deren Vorsprung schmilzt.

Dass Heldt bislang vor einer Entscheidung gegen Gisdol zurückschreckte, mag auch daran liegen, dass er Fehler in seiner eigenen Arbeit erkennt. Im Winter holte er Emmanuel Dennis aus Brügge, der ohne Spielpraxis nach Köln kam und zuletzt auch auf dem Trainingsplatz nicht die gewünschte Einstellung zeigte. Dimitris Limnios, der teure Flügelspieler aus der griechischen Liga, hat in dieser Saison erst 364 Minuten gespielt und dabei weder ein Tor geschossen noch eins vorbereitet. Marius Wolf kam zwar spät als Leihgabe aus Dortmund. Doch weil es der FC seit Jahren nicht schafft, die Rechtsverteidiger-Position zuverlässig zu besetzen, spielt Wolf nun wie einst beim BVB aus der Not heraus in der Defensive und verschuldet Tor um Tor.

Heldt: Wir schaffen das

So erklärt sich Gisdols Aufstellung vom vergangenen Samstag, der Trainer deutete es selbst an: Wenn er nach Position aufstellt, hat er formschwache oder untaugliche Spieler wie Dennis, Limnios oder Tolu Arokodare auf dem Platz. Wenn er seine stärksten Leute bringt, spielt er eben mit einer Mannschaft, in der kaum ein Spieler auf seiner angestammten Position aufläuft. „Wir sind noch immer im Rennen, wir stehen über dem Strich und haben es selbst in der Hand. Ich bin nach wie vor überzeugt: Wenn wir das, was in jedem einzelnen Spieler und in dieser Mannschaft steckt, komplett in die Waagschale werfen, dann werden wir die Liga halten“, sagte Horst Heldt am Sonntag.

Dass Kapitän Jonas Hector nach dem Schlusspfiff in Berlin erklärte, man müsse nun „gucken, was man mit dem Personal anrichten“ könne, mochte man als Angriff auf Trainer oder Geschäftsführer verstehen, womöglich sogar auf beide – und auf das Personal sowieso. Doch sollte im Verein die Erkenntnis gereift sein, dass die jüngsten Auftritt Folgen haben müssen, wird es nicht helfen, wenn der Geschäftsführer zurücktritt. Und die Mannschaft kann man auch nicht fortschicken.

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