Abo

Erste BilanzAchim Beierlorzer über seine bisherige Zeit als Trainer des 1. FC Köln

Lesezeit 4 Minuten
Achim Beierlorzer, geboren am 20. November 1967, ist seit diesem Sommer Trainer des 1. FC Köln.

Achim Beierlorzer, geboren am 20. November 1967, ist seit diesem Sommer Trainer des 1. FC Köln.

Köln – Seit dieser Saison ist Achim Beierlorzer Trainer des 1. FC Köln. Am Samstag (15.30 Uhr) steht für den Franken gegen Borussia Mönchengladbach bereits das erste Derby der Saison an. Bei seinem Besuch im Neven DuMont Haus sprach Beierlorzer mit dem „Express“ über

... seinen Kenntnisstand zum rheinischen Derby:

Die enorme Brisanz kriegt man natürlich mit, man merkt jetzt schon, wie aufgeheizt die Stimmung ist. Deshalb hoffe ich einfach, dass es fair und gewaltfrei bleibt. Wir sprechen immer noch über Fußball. Wenn man hier lebt, kriegt man natürlich mit, was das für die Menschen bedeutet.

Das könnte Sie auch interessieren:

So mancher sagt: „Egal wie wir am Ende der Saison abschneiden, Hauptsache wir schlagen Gladbach.“ Das sehen wir natürlich anders. Wir wissen um Gladbachs Stärke, wir wissen aber auch, was wir mit unseren Fans zu Hause bewirken können.

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

... die Kölner Möglichkeiten gegen den Europa-League-Teilnehmer:

Wir brauchen eine aggressive Zweikampfführung. Wir müssen die Topstars in der Offensive in den Griff bekommen und wir müssen versuchen, ihren Spielaufbau so früh wie möglich zu stören. Wir sind bereit. Es ist auf keinen Fall so, dass ich sage: „Oh Gott, jetzt spielen wir gegen Gladbach, was mache ich bloß?“

... seine ersten Wochen als FC-Trainer:

Es läuft wie erhofft. Ich bin allein, ohne Trainerteam oder meinen besten Freund an meiner Seite nach Köln gekommen – aber mit voller Überzeugung, weil ich viele Gespräche geführt hatte mit den Menschen, mit denen ich jetzt zusammenarbeite. Und es hat sich alles bestätigt. Mit dem Trainerteam arbeite ich so intensiv und toll zusammen, dass wir auch privat mal etwas zusammen unternehmen oder gemeinsam laufen gehen. Da entsteht eine Freundschaft, habe ich den Eindruck.

... über die Unterschiede zwischen Köln und Regensburg:

Alles ist größer: Wir sind in der Bundesliga und in einer Großstadt. Wenn ich abends mit meiner Frau oder meiner Tochter essen gehe, merken wir erst, wie riesig Köln ist – das ist dann doch etwas ganz anderes als das beschauliche Regensburg.

... Schwierigkeiten, sollte einmal über längere Zeit der Erfolg ausbleiben:

Ich bin Bundesliga-Trainer, man muss nur nach links und rechts schauen, um zu wissen, was passieren kann. Druck gibt es überall, aber klar ist die Wucht hier größer. Der FC ist emotionaler als andere Vereine, darauf bin ich eingestellt. Das Wichtigste für mich ist, dass ich authentisch bleibe. Ich weiß, wenn man in unserem Beruf nicht erfolgreich ist, wird es schwierig. Und trotzdem werde ich im Erfolg nicht größer und im Misserfolg nicht kleiner.

... über den Fortschritt seiner Arbeit:

Wir wollen ein Team sein, und für die zwei Monate, die wir zusammenarbeiten, haben wir auch schon viel erreicht. Die Mentalität, die wir in Freiburg gezeigt haben, dieser Sieg – das hilft uns in vielfacher Hinsicht. Nur Erfolge geben einem den Glauben an eine Sache. Zögerer und Zauderer helfen uns nicht weiter.

... die Parallelen zu seiner Zeit als Gymnasiallehrer:

Woran ich jetzt unheimlich viel Spaß habe: Es geht nur um Fußball, das ist das einzige Fach. Mir ist es extrem wichtig, dass wir Freude und Begeisterung haben. Einen Tag, an dem wir nicht lachen oder auch mal über einen Stolperer von mir scherzen, sollte es nicht geben. Die Vertrautheit, die man zu so einer Mannschaft aufbaut, ist natürlich weitaus höher als zu einer Schulklasse. Man verbringt viel Zeit gemeinsam, die Emotionalität schweißt einen viel schneller zusammen.

... die Zusammenarbeit mit Armin Veh dessen Vertrag in einem Jahr ausläuft:

Armin Veh ist für mich ein Volltreffer. Ich habe es immer schon geliebt, wenn Menschen geradlinig, offen und ehrlich sind. Armin verkörpert das. Wir haben einen super Austausch.

Czichos setzt auf die Fans

Rafael Czichos wird am Samstag sein erstes Derby mit dem 1. FC Köln erleben, doch der 29-Jährige hat schon eine Vorstellung. „Ich habe viel mitbekommen, wie es stimmungstechnisch abgeht“, sagte der Verteidiger am Mittwochnachmittag. Czichos absolvierte bislang jede Spielminute dieser Saison. „Ich freue mich riesig auf mein erstes Derby. Mit dem Sieg in Freiburg im Rücken hat jeder in der Mannschaft Bock auf Samstag. Wir haben ein Heimspiel, und wenn uns die Fans wieder so pushen wie gegen Dortmund, wird uns das enorm helfen.“ (ksta)

Es gibt kaum einen Tag, an dem Armin nicht im Trainerbüro ist und wir über ein paar Dinge sprechen. Ich kann Armin nicht sagen: „Du musst verlängern, du hast mir einen Zwei-Jahres-Vertrag gegeben.“ Oder: Kann ich schon. Aber er würde nur lachen (lacht). Mein Job hängt nicht an Armin Veh – das darf er auch nicht.

... seinen Optimismus:

Ich habe keine Lust auf negative Gedanken und Angst. Wenn ich mein Leben aktuell betrachte, habe ich drei gesunde Kinder, eine tolle Frau, zwei süße Hunde und einen tollen Beruf. Wenn ich jetzt anfange, mich zu beschweren, dann müsste man mich für verrückt erklären. Ich sehe es als Privileg an, diesen Job auszuüben. Und, dass ich das auch noch in Köln tun darf, ist schon etwas sehr Besonderes.

... Anthony Modestes Treffer in Freiburg und die Folgen:

Wie Tony das gemacht hat, war sensationell. Er ist ein ganz, ganz wichtiger Spieler für uns, deshalb habe ich ihm in den ersten Spielen das Vertrauen geschenkt. Es ist für mich dann kein Weg zu sagen: „Wenn du einen Fehler machst, bist du sofort raus.“ Ich bin froh, dass sich Tony belohnt hat. (red)

KStA abonnieren