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Ex-FC-Trainer Ruthenbeck„Der Sieg gegen Bayer war ein emotionales Erlebnis"

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Jubelnde Kölner während des Derbys am 18. März 2018 gegen Leverkusen (v.l.): Simon Zoller, Jonas Hector, Yuya Osako, Leonardo Bittencourt, Vincent Koziello.

  • Vor dem letzten Bundesliga-Heimderby gegen Leverkusen im März 2018 war der 1. FC Köln ebenfalls Tabellenletzter und Bayer 04 oben dabei.
  • Die meisten FC-Fans gaben keinen Pfifferling auf die Mannschaft von Stefan Ruthenbeck, die dann aber über sich hinaus wuchs.
  • „Der Tag war ein emotionales Erlebnis. Die Mannschaft bot einen großen Kampf, die Fans peitschten uns nach vorne", erinnert sich der damalige FC-Cheftrainer Stefan uthenbeck

Köln – Es gibt für den 1. FC Köln so viele ernüchternde Fakten  in Pflichtspielen gegen den Nachbarn Bayer 04 Leverkusen, die wenig Hoffnung machen. Etwa, dass es der FC als Aufsteiger noch nie geschafft hat, die Werkself zu bezwingen. Und das in zehn Anläufen (drei Remis, sieben Niederlagen).

Aber vielleicht taugt ja das Derby vom 18. März 2018 als Mutmacher für die Kölner. So lange ist das noch nicht her, Spieler wie Horn, Hector, Meré, Höger, Córdoba oder Risse zählen auch heute noch zum Kölner Kader. Und die Situation, in der beide Vereine seinerzeit steckten, wies Parallelen zu der aktuellen Spielzeit auf.

Wie heute war der 1. FC Köln damals Tabellenletzter der Bundesliga und Bayer 04 Leverkusen in guter Verfassung. Die Werkself war nach dem 26. Spieltag sogar auf Platz vier (aktuell sechs).

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„Hatten das Derby zum Endspiel ausgerufen"

„Wir haben das Spiel damals als den letzten Strohhalm für uns im Kampf gegen den Abstieg betrachtet. Wir hatten die Partie zum Endspiel ausgerufen und die Mannschaft heiß gemacht. Für uns ging es an diesem Nachmittag um alles“, erinnert sich Stefan Ruthenbeck, der damalige Trainer der FC-Profis und aktuelle Kölner U19-Coach, im Gespräch mit dieser Zeitung.

Zu einem fortgeschrittenen Zeitpunkt der Saison kämpfte der FC nach einer katastrophalen Hinrunde verzweifelt ums sportliche Überleben, die Werkself dagegen hatte die Qualifikation für die Champions League fest im Visier. Bayer hatte am Spieltag zuvor Gladbach 2:0 bezwungen, der FC dagegen hatte nach dem 1:3 in  Bremen einen erneuten Rückschlag erlitten. Die Favoritenrolle vor dem Derby war also deutlich vergeben, und die meisten FC-Fans gaben keinen Pfifferling auf die Mannschaft von Stefan Ruthenbeck.

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Doch dann nahm das Derby einen Verlauf, den viele nicht erwartet hätten. Der FC spielte wie entfesselt und kaufte dem spielerisch überlegenen Favoriten durch Einsatz und Leidenschaft den Schneid ab. Bayer  04 ließ sich verunsichern. Den Kölnern kam entgegen, dass sie in der 9. Minute durch ein Tor von Yuya Osako in Führung gingen und der Gegner sich durch einen Platzverweis gegen Lucas Alario (33.) selbst schwächte.

„Die Mannschaft hatte einen ungemeinen Aufwand gegen den Ball betrieben und vielleicht sogar etwas über ihrem Niveau gespielt. Und etwas Glück war auch dabei“, sagt Ruthenbeck und verweist auf die große Chance für Bayer zum Ausgleich, die Jungstar Kai Havertz liegen ließ. In der 69. Minute erzielte Simon Zoller das Tor zum 2:0-Endstand.

„Nach der Partie hatten wir neuen Mut gefasst und wieder daran geglaubt, dass wir es noch schaffen können“, erinnert sich Ruthenbeck. Der Klassenerhalt gelang dem FC nicht mehr; das gehört natürlich zur Wahrheit. Der Abstieg resultierte aber vielmehr aus einer fatalen Hinrunde mit nur sechs Punkten.

Ruthenbeck, der mit der U19 des FC die Tabelle der A-Junioren-Bundesliga West anführt, erinnert sich trotzdem  noch gern an diesen Nachmittag Mitte März. „Der Tag war ein emotionales Erlebnis. Die Mannschaft hatte einen großen Kampf abgeliefert und gezeigt, was in ihr steckt. Und die Zuschauer hatten ihren Teil dazu beigetragen und uns nach vorne gepeitscht“, sagt Ruthenbeck, der am Samstag als Zuschauer im Rhein-Energie-Stadion Platz nimmt und auf eine Wiederholung von damals hofft. Wie so viele, die zum 1. FC Köln halten.

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