FC-Boss Armin Veh im Porträt„Wenn einer ausschert, muss ich auch mal jemanden opfern“

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Armin Veh

  • „Ich unterhalte mich gerne, lache gerne, bin eigentlich ein harmoniebedürftiger Mensch“, sagt Armin Veh.
  • Ein Leisetreter ist der Geschäftsführer des 1. FC Köln dennoch nicht, er kann anecken, angreifen – trotz aller Harmonie-Sehnsüchte.
  • Veh hat in seinen anderthalb Jahren beim FC viele harte Entscheidungen gefällt. Ein Porträt

Donaueschingen – Armin Veh pflegt zu fast allen seiner einstigen Klubs und den dort noch oder ehemals handelnden Personen ein gutes Verhältnis. Sagt er. Und von diesen Vereinen gibt es einige, für neun war er allein als Trainer tätig. Das sei ihm wichtig, sagt der Geschäftsführer des 1. FC Köln. Der SSV Reutlingen ist einer dieser Ex-Klubs. Von 1998 bis 2001 war der heute 58-Jährige dort Trainer, ein erfolgreicher. 2000 schaffte er mit dem Klub den Aufstieg in die 2. Bundesliga. „Mit Punkte- und Torrekord. In der Zweiten Liga wurden wir danach Siebter“, erinnert sich Veh, dessen aktueller Klub am Sonntag (13.30 Uhr) das Trainingslager mit einem Testspiel beim heutigen Oberligisten  abschließt.

Testspiel gegen Vehs Ex-Klub Reutlingen

Helmut Röhner, der langjährige Vereinsarzt des SSV, sei seitdem ein guter Freund von ihm. Es gebe auch etliche andere, Lothar Matthäus etwa, seit gemeinsamen Tagen als Jungprofis bei Borussia Mönchengladbach. Als Veh gerade über Röhner spricht, meldet der sich per Handy bei ihm. Zufälle gibt’s, Veh freut sich darüber, das Mittagessen muss warten. Sofort verabredet man sich für Sonntagmorgen in Reutlingen.

Veh liebt das. Freundschaften, gute Gespräche, gerne auch bei einem Glas Wein. Langjährige Weggefährten heben oft Vehs kommunikative Qualitäten hervor – auch beim 1. FC Köln, da muss man sich nur umhören. „Armin ist einer, der eine gewisse Nähe zulässt. Ich arbeite mit ihm gerne zusammen. Wir lachen fast jeden Tag miteinander, zugleich kann man mit ihm alle Themen, mit denen wir uns täglich beschäftigen, intensiv und ernsthaft diskutieren“, sagt sein Geschäftsführer-Kollege Alexander Wehrle. Beide kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim VfB Stuttgart vor mehr als zehn Jahren, gekrönt 2007 mit der Meisterschaft. Veh formuliert das im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ so: „Ich habe einfach gerne Menschen um mich herum. Von klein auf. Ich unterhalte mich gerne, lache gerne, bin eigentlich ein harmoniebedürftiger Mensch.“ Dann kommt das Aber. Schon immer sei er jemand gewesen, der gern führe. „Ich regele gerne Dinge. Seit Jahren muss ich im Spitzensport Entscheidungen treffen. Ich habe einen großen Gerechtigkeitssinn. Aber wenn einer ausschert, dann muss ich auch mal jemanden opfern, um die Gemeinschaft zu schützen und zu stärken. Ich denke, ich kann gut erkennen, wann der Zeitpunkt dafür gekommen ist.“ Ob Markus Anfang, den er am 31. Spieltag der letzten Saison als Quasi-Meistertrainer entließ, auch so ein Opfer war, darauf möchte Veh nicht eingehen.

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Um Veh hatte es in Köln zuletzt  Diskussionen gegeben. Seit anderthalb Jahren leitet der Augsburger die sportlichen Geschicke am Rhein. Nicht ohne Getöse – ein bisschen Diva ist er wohl auch selbst. Zuletzt wurde er gar als zukünftiger Präsident bei  Ex-Klub Stuttgart ins Gespräch gebracht. Natürlich ohne sein Zutun, wie der Schwabe sagt, darum will er das auch weiter nicht kommentieren.

 Ein Leisetreter ist Veh dennoch nicht. Er kann anecken,  angreifen. Wenn ihm etwas nicht passt, dann sagt er es direkt, geradeaus, bisweilen schonungslos. Ex-Präsident Werner Spinner bekam das zu spüren. Und wenn er dachte, es passe für ihn nicht mehr,  zog er oft sofort die Konsequenzen. Deshalb habe er als Trainer nur Einjahres-Verträge unterschrieben.

Vertrag bis 2020 beim 1. FC Köln

Zieht Veh spätestens  auch im Juni 2020, wenn sein Vertrag in Köln ausläuft, die Konsequenzen aus den „Spielchen“, dem „Misstrauen“ und der „Unruhe“ beim FC, die er oft beklagt hat, und die er „noch bei keinem Verein“ so erlebt habe? Das ist möglich. Er könnte das auch, weil er sich als selbstbestimmte, unabhängige Person sieht – auch finanzieller. „Ich mache gerne, was ich mag. Wenn ich nachdenke, war das bei mir schon als junger Trainer so. Ich bin ein Freiheitsliebender“, sagt er. Auf seinen Job als Sportchef bezogen, schränkt er aber ein. Darin könne er das „nicht zu 100 Prozent“ durchziehen, schließlich habe er ja Verantwortung dem  Klub  und Personen gegenüber. Besonders denen, die er geholt hat: Trainer Achim Beierlorzer, Lizenzspielleiter Frank Aehlig, Teammanager Denis Lapaczinski, Spielern.

Veh weiß auch noch nicht, ob das designierte Vorstandstrio mit ihm beim FC überhaupt verlängern will. Und ob er denn bleiben will. „Aber darum geht es jetzt nicht. Es geht um die Mannschaft“, entgegnet der Manager. Er wisse aber, wie es gehe und was nötig sei, um Erfolg zu haben. „Und so wie bisher geht es auf Dauer aber nicht.“ Allerdings könne sich das ja auch noch ändern,  Besserung sei in Sicht. Mit Vorstandsmitglied Stefan Müller-Römer und Mitgliederratschef Carsten Wettich ist er wieder im Gespräch. Wettich findet er mittlerweile „richtig sympathisch“. Veh könnte seinen Ruf als Menschenfänger sogar noch in Köln bestätigen.

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