FC-Gegner PaderbornDas Vermächtnis des toten Präsidenten

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Wilfried Finke, langjähriger Präsident des SC Paderborn

  • Der 1. FC Köln spielt am Freitag im Zweitliga-Spitzenspiel beim SC Paderborn
  • Vor genau einem Monat starb der langjährige Klubpräsident Wilfried Finke im Alter von 67 Jahren
  • Ohne Wilfried Finke hätte es den Paderborner Erfolg nicht gegeben

Köln/Paderborn – Genau einen Monat nach dem Tod von  Wilfried Finke spielt der1. FC Köln am Freitagabend (18.30 Uhr) beim SC Paderborn. Das Ableben des erfolgreichen, schillernden Unternehmers, der sein Einrichtungshaus zu einer Marke machte, war und ist immer noch ein einschneidendes Erlebnis für den Verein und die Stadt in Ostwestfalen.  Finke war nicht nur über 20 Jahre Präsident des Klubs, sondern er war Macher, Förderer und Forderer des Klubs aus der Provinz, der  für Schlagzeilen sorgte. 2014 gelang der Aufstieg in die  Bundesliga, 2015 verpflichtete Finke Stefan Effenberg als Trainer – es war einer seiner wenigen Fehlgriffe.

„Alles, was den SC Paderborn heute ausmacht, hat mit Wilfried Finke zu tun. Er hat den Verein aufgebaut, von der Infrastruktur bis zum sportlichen Erfolg. Ohne ihn würde es Profifußball in Paderborn nicht geben“, sagt Markus Krösche, der Geschäftsführer Sport des SCP. Beide hat deutlich mehr als ein geschäftliches Verhältnis verbunden. In Paderborn gilt Finke  als Ziehvater des ehemaligen Profis, der über 350 Pflichtspiele für den Verein absolvierte. Der Präsident  holte den Jungprofi Krösche 2001 und vertraute ihm knapp 16 Jahre später im März 2017 den Posten als Sportchef an. Zu einer Zeit, als Paderborn einen  gewaltigen Absturz hinter sich hatte und auf einem Abstiegsplatz in der 3. Liga stand. „Uns verbindet nicht nur die langjährige sportliche Zusammenarbeit, für die ich ihm danke, sondern wir standen uns  all die Jahre auch menschlich sehr nahe. Als ich von seinem Tod erfuhr, was das für mich eine sehr traurige Nachricht“, sagt Krösche dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Finke holte Krösche aus Leverkusen zurück

Der bereits seit Jahren erkrankte Möbel-Multi hatte sich zwar  im vergangenen Sommer nach dem Aufstieg und der Rückkehr des Klubs in die 2. Bundesliga aus dem operativen Geschäft zurückgezogen,  sein Tod am 15. Januar im Alter von 67 Jahren war dennoch ein Einschnitt. In einem seiner letzten Interviews tat er Gerüchte über Lungenkrebs als „Käse“ ab und sprach von einer „verschleppten Lungenentzündung“.  Doch Finke hatte nicht nur bei der Übernahme seiner Firma durch einen Konkurrenten vorgesorgt, sondern auch bei seinem Klub, den er oft als sein „drittes Kind“ bezeichnet. Zum Beispiel mit Krösche, den er von Bayer 04 Leverkusen zurückholte.

SCPaderborn

Erfolgreich in der zweiten Liga unterwegs: SC Paderborn

Der einstige Mittelfeldspieler war 2015 seinem ehemaligen Paderborner Trainer Roger Schmidt gefolgt, als dieser für die  Aufgabe bei der Werkself einen Co-Trainer suchte. „Die Zeit bei Bayer war klasse und sehr lehrreich“, erinnert sich Krösche. Als der impulsive Schmidt vom DFB gleich zweimal mit einem Innenraumverbot belegt worden war, vertrat Krösche seinen Chef an der Außenlinie. „Das war keine Erfolgsgeschichte“, sagt Krösche rückblickend mit einem Schmunzeln. Der 38-Jährige, der ein abgeschlossenes BWL-Studium und die Fußballlehrer-Lizenz vorweisen kann, holte in insgesamt fünf Pflichtspielen nur einen Sieg, verlor mit Bayer 04 im Pokal sogar in Lotte. Als für Schmidt am 5. März 2017 in Leverkusen Schluss war, musste auch Krösche gehen.

Paderborn hat ein Etat von 6,5 Millionen Euro

Nicht einmal zwei Wochen später wurde der Ex-Profi dann von Finke zu seinem Ex-Klub zurückgeholt. Von der Königsklasse ging es in die Niederungen der 3. Liga. „Das war schon eine große Herausforderung“, sagt Krösche. Doch der gebürtige Hannoveraner und seine Mitstreiter konnten eine Erfolgsgeschichte schreiben. Schon Krösches erste Personalie saß: Im April 2017 wurde Steffen Baumgart Trainer der Ostwestfalen.

„Ich denke, wir können mit unser Entwicklung zufrieden sein. Unser Credo ist, mutigen, offensiven Fußball zu bieten“, sagt Krösche, der über einen Lizenzspieler-Etat von 6,5 Millionen Euro verfügen kann –  der des 1. FC Köln ist sicherlich vier bis fünfmal so hoch. „Aber der FC hat auch andere Ziele als wir. Köln hat ein Erstligateam – von den Namen um vom Potenzial her. Es ist  schön, dass wir da einigermaßen mithalten können“, fühlt sich Krösche in der Rolle des Außenseiters wohl.

Der bezwang den Absteiger im Hinspiel nach einem sagenhaften Duell mit 5:3.  Für Krösche ändert dieser Sieg  nichts an der Favoritenrolle des FC am Freitag, dennoch erwartet er ein „offenes, attraktives Spiel“. Sollte den Ostwestfalen wieder ein Coup gelingen, wären sie mitten drin im Aufstiegsrennen. Krösche sieht es so: „Wir haben keinen Druck wie Köln, aber wir wehren uns natürlich auch gegen nichts, was vielleicht noch kommen mag.“

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