FC im Derby in GladbachSo bereiten sich Klubs und Polizei auf das Risikospiel vor

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Szene aus dem letzten Derby in Gladbach mit Ultras im Stadion, dem 20. August 2017: Die Gladbacher Kramer (l.) und Ginter, im Hintergrund qualmt es im FC-Fanblock.

Köln/Mönchengladbach – Der Derby-Countdown läuft: Es ist alles angerichtet für einen spannenden, emotionalen 94. Bundesliga-Rheinland-Gipfel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1.FC Köln. Der Borussia-Park dürfte ausverkauft sein. Das Wetter soll mitspielen. Die Tabellenkonstellation ist reizvoll. Die Erzrivalen gewannen am vergangenen Spieltag jeweils,  der Tabellenachte FC hat somit weiter sechs Punkte Vorsprung auf den Elften aus Gladbach, der zuletzt etwas im Aufwind war. Zudem hat sich  Anfang der Woche bei beiden die Personalsituation entspannt.

Borussia gegen den FC, das ist aber nicht nur gelebte sportliche Rivalität, sondern  auch eine große zwischen den Anhängern. Ein Risikospiel, bei dem es immer wieder Vorkommnisse gab, die das Derby trübten. Negativer Höhepunkt: Die Ausschreitungen im Februar 2015 im Borussia-Park, als unter anderem Kölner Chaoten in Maleranzügen auf den Platz stürmten. In den darauffolgenden Jahren wurde es dann  etwas ruhiger, ab März 2020 sorgte die Pandemie sogar für Geister-Stimmung. Erst im letzten Derby am 27. November, das der FC  mit 4:1 gewann, war  mit 50.000 Zuschauer im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion wieder echte Derby-Stimmung spürbar. Damals fehlten noch die aktiven Fanszenen beider Klubs im Stadion, doch mit dem Wegfall der  Restriktionen sind sie  jüngst zurückgekehrt.

Erstmals seit dem 20. August 2017 empfängt Gladbach in einer vollen Arena den Erzrivalen aus Köln. Bleibt es rund um das Derby friedlich? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Risikospiel.

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Ist das Derby überhaupt ausverkauft, und wie viele Kölner Fans werden im Borussia-Park erwartet?

Noch nicht ganz, aber auch die letzten der 54.042 Tickets im Borussia-Park sollten noch an den Fan gelangen. Borussia gab am Montag noch Karten in den freien Verkauf. Dies nutzten offenbar viele Fans des FC, denn vor allem rund um den Auswärtsblock waren noch viele Karten zu ergattern. Offiziell haben die Kölner 5400 Tickets erhalten, doch viele gehen eher von 8000 bis 9000 Gästefans aus.

Gibt es bei den Klubs nur Vorfreude, oder mischt sich auch Sorge in diese?

„Natürlich überwiegt die Freude“, sagt Borussias Klubsprecher Markus Aretz, „es wäre schade, wenn man sich aus Sorge vor Ausschreitungen nicht mehr auf ein Derby freuen könnte. Wir appellieren an alle, dass wir auch nach dem Spiel sagen können, dass wir ein Derby mit sportlicher Brisanz, aber ohne unschöne Begleiterscheinungen erlebt haben.“ Genauso sieht es auch der FC. Trainer Steffen Baumgart hatte sich bereits über die Rückkehr der Ultras gefreut und zeigte sich angetan von der Choreographie im Heimspiel gegen Mainz – auch wenn der DFB sicher das Abbrennen von Pyrotechnik ahnden wird. Mit Blick auf das Derby sagte Baumgart am Dienstag: „Wir haben ein schweres, außergewöhnliches und emotional geladenes Spiel vor der Brust. Wir wollen gewinnen – aber das will Gladbach auch. Beide Mannschaften werden alles raushauen. Wir hoffen, dass es ein schöner, interessanter und vor allem friedlicher Tag für alle wird.“

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Wie bereiteten sich die Klubs und die Polizei auch in Anbetracht der Rückkehr der Ultras auf das Derby vor?

Wie in Zeiten vor der Pandemie. Es wird weiter als „Spiel mit erhöhtem Sicherheitsrisiko“ klassifiziert. Klub-Vertreter und Behörden stehen im engen Austausch, „Szenekundige Beamte“ (SKB) aus beiden Städten tauschten sich bereits aus. „Die Vorbereitung auf ein Derby mit allen beteiligten Seiten war in der Vergangenheit immer sehr intensiv und genauso ist es auch dieses Mal“, sagt  Borussia-Sprecher Aretz. Die Polizei Mönchengladbach teilte mit, dass in die Bewertung    auch die Vorkommnisse vom Vorabend des letzten Derbys in Köln mit einflößen. 82 „Problemfans“ der Kölner Szene hatten damals versucht, in die Altstadt Mönchengladbach zu gelangen, während sich eine entsprechende Größenordnung von VfL-„Problemfans“ anderenorts  versammelt hatte. „Daher genießt auch der Vorabend des Derbys unsere Aufmerksamkeit.“ Der Leitende Polizeidirektor Jörg Schalk sagt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir hoffen, dass die Bühne am Ende des Einsatzes dem Fußballspiel gehört und niemand dies als Gelegenheit ergriffen hat, Rivalitäten mit Gewalt auszuleben. Sollte es anders sein, werden wir konsequent dagegen vorgehen. Wir wollen, dass alle Besucherinnen und Besucher des Spiels ebenso wie alle Unbeteiligten gesund und unversehrt den anstehenden Ostersamstag in unserer Stadt verleben.“

Welche konkreten Maßnahmen gab es bereits?

Zu den bestehenden Stadionverboten auf beiden Seiten hat die Polizei die Möglichkeit, Bereichsbetretungsverbote auszusprechen. Die Polizei Mönchengladbach teilte mit, dass dieses Verbot am vergangenen Freitag 121 Fans aus beiden Lagern zugestellt wurde, weitere 35 Personen mit Bezug zu Borussia erhielten zudem ein Gefährderanschreiben. Die Verbote  umfassen das Stadion plus Umfeld, Straßen in Rheydt vor dem Hintergrund der dortigen An- und Abreise und den Bereich rund um die Shuttlestrecke zwischen Hauptbahnhof Rheydt und dem Stadion. Für Personen, die nicht in Mönchengladbach wohnen, gilt das Verbot für das komplette Stadtgebiet.

Gibt es Hinweise, dass es zu größeren Ausschreitungen kommen könnte oder diese sogar geplant sind?

Nein, nichts Konkretes. Doch richtig schlau ist man sowieso stets hinterher, so ähnlich formuliert es auch die Polizei: Erfahrungen bei vergangenen Spielen und Ereignissen hätten gezeigt, dass es „durchaus zu unfriedlichen Vorkommnissen kommen kann.“

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