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FC in der Analyse1. FC Köln holt in Leipzig einen wichtigen Erfolg für die Moral

Lesezeit 5 Minuten
Baumgart imago 130822

Daumen hoch: FC-Trainer Steffen Baumgart zeigte sich nach dem 2:2-Remis in Leipzig zufrieden mit seiner Mannschaft.

Leipzig – Der 1. FC Köln hat bei RB Leipzig 2:2 (1:1) gespielt und in der zweiten Partie der neuen Saison den vierten Punkt geholt. Zweimal geriet der FC in Rückstand, zweimal glich Baumgarts Mannschaft gegen den Pokalsieger aus. Und weil die Gastgeber die komplette zweite Halbzeit bei drückender Hitze nach einer Roten Karte gegen Dominick Szoboszlai in Unterzahl spielten, mussten die Kölner sich beim Schlusspfiff beinahe fragen, ob sie nicht zwei Punkte hatten liegen lassen. Allerdings werden sie rasch zu der Erkenntnis kommen, dass ein Unentschieden in der Red-Bull-Arena am zweiten Spieltag eine hervorragende Ausbeute ist.

Die Tore

Nach ausgeglichener Startphase hatten die Kölner das Spiel gut zu fassen bekommen und die Leipziger Offensive um die Starspieler Timo Werner und Christopher Nkunku im Rahmen der Möglichkeiten unter Kontrolle. Weil es am Strafraum kaum etwas für ihn zu holen gab, ließ sich Werner zurückfallen und kam 25 Meter vor dem Kölner Tor frei an den Ball. Von halblinks zog der Rückkehrer vom FC Chelsea mit rechts ab, der Ball flatterte leicht, hätte jedoch kein Problem sein dürfen für Marvin Schwäbe. Der allerdings hatte „zwei Gedanken auf einmal“, wie er später erklärte. Der Ball rutschte ihm unter dem Körper durch, 0:1.

Minuten später entschärfte Schwäbe mit überragender Parade einen Schuss Nkunkus, Jonas Hector legte sich im eigenen Fünfmeterraum den Ball vom rechten auf den linken Fuß und spielte tief in die Leipziger Hälfte, wo Köln plötzlich in Überzahl war. Ljubicic passte auf Kainz, der scharf ins Zentrum legte. Dietz schlich sich am zweiten Pfosten frei und versenkte sauber zum Ausgleich. Ein feines Mittelstürmertor.

Alles zum Thema Marvin Schwäbe

In Überzahl versuchte Köln in der zweiten Hälfte zwar, Druck aufzubauen. Doch die Rote Karte hatte nichts daran geändert, dass Leipzig noch immer sagenhafte individuelle Qualität auf dem Platz hatte. Etwa Nkunku, der von halblinks mit Tempo auf das Tor zog, von Dani Olmo perfekt eingesetzt wurde und mit traumwandlerischem Abschluss zum 2:1 vollendete. Ehizibue und Kilian hatten keine Chance auf den Ball, Schwäbe war machtlos.

Doch wieder kam Köln zurück. Der wie schon beim Auftakt gegen Schalke (3:1) starke Florian Kainz zog eine Ecke scharf vor das Tor, Simakan verlängerte und überraschte damit Gvardiol, von dem der Ball ins Tor prallte. Ein Eigentor ohne Vorbereiter, doch Kainz gebührte der Assist.

Mann des Spiels

Zwar war Florian Kainz der beste Kölner Spieler auf dem Platz. Die spannendste Geschichte des Spiels schrieb allerdings Marvin Schwäbe. Der Keeper verschuldete zunächst mit einem kuriosen Patzer das 0:1. Doch nur Minuten später parierte Schwäbe einen Versuch Christopher Nkunkus mit überragendem Reflex, den folgenden Angriff nutzte Dietz zum Ausgleich. Und trotz des schweren Patzers blieb Schwäbe für den Rest der Partie vollkommen bei sich. Und zeigte damit seine Qualität als Comebacker.

Moment des Spiels

Schwäbes Parade gegen Nkunku und Hectors folgendes Dribbling im Fünfmeterraum, in dessen Folge er das 1:1 einleitete. In dieser Phase spielte Leipzig noch zu elft, Köln war durch Schwäbes Fehler unglücklich in Rückstand geraten – der Nachmittag hätte einen üblen Verlauf nehmen können. Dann brachte Schwäbe seine Mannschaft zurück in die Partie.

Das war gut

Das Kölner Selbstbewusstsein, auch gegen einen Gegner von der Klasse der Leipziger am Plan festzuhalten. Außerdem war der FC bereits in der ersten Halbzeit läuferisch mit einem Mann mehr auf dem Platz: Besonders die defensiven Mittelfeldspieler auf Kölner Seite legten gewaltige Laufstrecken zurück.

Das war schlecht

Wirklich schlecht war nichts am Kölner Auftritt. Zwar hatte Leipzig auch nach der Roten Karte gegen Szoboszlai schier unglaubliche individuelle Klasse auf dem Platz. Doch gelang es der Kölner Offensive auch nach der Einwechslung frischer Angreifer nicht, den Gegner auszuspielen und sogar die Sensation zu schaffen – einen Sieg bei RB Leipzig.

Das sagen die Trainer

Steffen Baumgart (1. FC Köln): Wir haben sehr viele Dinge sehr gut gemacht und in der einen oder anderen Situation auch das Quäntchen Glück gehabt. Wir hatten auch gute Möglichkeiten, waren gut im Spiel und hätten in Führung gehen können. Doch dann kassiere wir ein unglückliches Gegentor. Womit wir bei der Hauptgeschichte dieses Spiels wären: Wenn ein Torwart nach so einer unglücklichen Situation so da ist und uns im Spiel hält, muss man sagen: Hut ab. Aber Hut ab vor der gesamten Mannschaft, die sogar die Möglichkeit gehabt hätte, hier mehr mitzunehmen als einen Punkt.

Domenico Tedesco (RB Leipzig): Schwäbe hält fantastisch, das wäre unser 2:0 gewesen. Wir gehen in der Aktion ins Gegenpressing und versuchen, den Ball sofort zurückzuholen. Wenn das nicht gelingt, müssen wir mindestens versuchen, den Konter zu verhindern. Darum war das Gegentor extrem bitter. Dann noch Rot in der 45. Minute. Das waren schon ein paar Schicksalsschläge heute. Köln hatte sehr viele Aktionen über den Flügel, die Flanken sind sehr schwer zu verteidigen. Trotzdem haben wir es ordentlich gemacht. Extrem bitter ist, dass wir dann das 2:2 nach einem Eckball kassieren.

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Das sagen wir

Der 1. FC Köln hat nach zwei Spieltagen vier Punkte auf dem Konto. Die Partie in Leipzig dürfte der Mannschaft viel Zuversicht geben: Bei großer Hitze gegen einen der stärksten Kader der Liga zeigte Baumgarts Mannschaft eine weitere Energieleistung. Marvin Schwäbe stand stellvertretend für die Moral der Kölner Mannschaft, die nie aufhörte, an ihre Chance zu glauben. Vor dem wichtigen Playoff-Spiel am Donnerstag (20.30 Uhr) im Rhein-Energie-Stadion gegen Fehervar ließen die Kölner zwar viel Kraft in Leipzig. Aber holten einen wichtigen Erfolg für die Moral.

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