FC-AnalyseGisdols Änderungen bringen mehr Stabilität, aber keinen Punkt

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FC in Leipzig 1

Ellyes Shkiri gegen Christophe Nkunku

Leipzig – Der 1. FC Köln hat im ersten Spiel unter dem neuen Trainer Markus Gisdol eine weitere schwere Niederlage erlitten. Vor 42 036 Zuschauern kassierte der Aufsteiger im zwölften Saisonspiel die neunte Niederlage; 1:4 hieß es am Ende gegen einen fußballerisch wie körperlich turmhoch überlegenen Gegner, zum dritten Mal in dieser Saison kassierte Köln vier Gegentreffer.

Allerdings konnte der FC den Schaden in Grenzen halten, es hätte schlimmer enden können: Nach 36 Minuten hatte Köln durch Treffer von Timo Werner (22.), Emil Forsberg (32.) und Konrad Laimer (37.) bereits 0:3 zurückgelegen. Abwehrchef Rafael Czichos gab seiner Mannschaft mit dem Tor zum 1:3 nach einer Ecke (39.) ein wenig Mut. Weil Gisdol in der Halbzeitpause umstellte und die Leipziger ihre Bemühungen etwas zurückfuhren, blieb es bei nur noch einem Treffer der Gastgeber durch Forsberg, der in der 79. Minute einen Freistoß direkt verwandelte.

Die Tore

Die Kölner leisteten zwar kaum eigene Beiträge zum Spiel, doch 22 Minuten lang standen sie gegen den Tabellen-Zweiten defensiv ordentlich. Dann legte sich Jonas Hector auf der linken Abwehrseite einen Ball zu weit vor, Christopher Nkunku wirbelte dazwischen und passte auf Timo Werner, der locker versenkte.

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Zehn Minuten später schickte Leipzigs Innenverteidiger Dayot Upamecano Nkunku per Steilpass in den Kölner Strafraum, Ehizibue kam von der Außenbahn und foulte den rasanten Franzosen. Dabei hätte Sebastiaan Bornauw von der Innenseite aus noch Chancen auf einen Zweikampf gehabt. Emil Forsberg trat zum Elfmeter an und versenkte mit einem satten Flachschuss; Timo Horn war ohne Chance.

Vor dem 3:0 spielten die Leipziger einen traumhaften Ball in die Tiefe, den Hector passieren ließ. Die Hereingabe wehrte Horn noch ab, doch Laimer traf aus dem Rückraum perfekt in den Winkel; Verstraete kam zu spät.

Knapp zwei Minuten später sendeten die Kölner ein Lebenszeichen. Verstraete schlug einen Eckball an den kurzen Pfosten, wo sich Rafael Czichos mit Wucht durchsetzte und seiner taumelnden Mannschaft etwas Zuversicht gab.

Vor dem 4:1, einem Freistoß aus 25 Metern, liefen Sabitzer und Halstenberg über den Ball, Forsberg traf so wundervoll wie unhaltbar in den Winkel.

Moment des Spiels

In negativer Hinsicht Hectors Ballverlust. Der Nationalspieler und Kapitän ruinierte die ordentliche Kölner Startphase, indem er eine spielerische Lösung suchte in einem Moment, in dem es um nichts anderes ging als um Sicherheit. Die Zuversicht der Gäste war damit früh dahin.

Mann des Spiels

Christopher Nkunku. Der 22-jährige Franzose, den die Leipziger in diesem Sommer von Paris Saint-Germain geholt haben, war für die Kölner nie zu kontrollieren. Zwar erzielte er selbst kein Tor, doch erschuf beinahe jede gefährliche Szene seiner Mannschaft. Ein atemberaubender Auftritt.

Das war gut

Die Umstellungen nach der Pause, die in Kombination mit einem etwas weniger aggressiven Auftreten der Leipziger zu so etwas wie Kölner Stabilitätsphasen führten. Markus Gisdol wird diese Szenen nicht überbewerten. Doch hat er immerhin etwas, worauf er aufbauen kann.

Das war schlecht

Die Formation in der ersten Halbzeit. Zwar begannen die Kölner mit drei defensiven Mittelfeldspielern vor der Abwehrkette, doch bekamen sie keinen Zugriff auf die Leipziger Offensive. Noch schlechter waren allerdings die Kölner Konterversuche, die hektisch, ohne Überzeugung und ohne jede Präzision gespielt waren.

Das sagen die Trainer

Markus Gisdol (1. FC Köln): Speziell in der ersten Halbzeit hat man deutlich gesehen, weshalb Leipzig zurzeit niemandes Lieblingsgegner ist. Wir konnten dem Tempo kaum entgegenwirken; haben keine Luft bekommen, weil wir kaum Ballbesitz hatten. Wir haben dann eine ganz ordentliche zweite Halbzeit gespielt, auf die wir aufbauen können.

Julian Nagelsmann (RB Leipzig): Wir hatten in der ersten Halbzeit sehr guten Druck, haben sehr wenige Konter zugelassen. Köln tritt sehr gute Standards, da haben wir am kurzen Pfosten nicht gut verteidigt. Das hat mich besorgt. Wir sind dann aber gut aus der Pause gekommen, da haben wir viel Druck gemacht und hätten das vierte Tor machen müssen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann nicht mehr so das Feuerwerk gezeigt, aber wir müssen am Mittwoch schon das nächste abbrennen.

Das sagen wir

Die Kölner sind am Samstagabend auf einen denkbar undankbaren Gegner getroffen. Obwohl Markus Gisdol darauf verweist, dass die Saison noch lang ist, sind den Kölnern bereits direkte Konkurrenten enteilt; Mit-Aufsteiger Union Berlin etwa ist bereits auf neun Punkte davongezogen; der SC Paderborn zeigte sich am Freitag bei eigentlich übermächtigen Dortmundern immerhin mutig. Der Anschluss ans Mittelfeld ist vorerst verloren. Nun müssen die Kölner dringend punkten, um nicht schon vor der Winterpause im Abstiegssumpf zu verschwinden.

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