FC-Rückkehrer Mark Uth„Warum nicht euphorisch sein...?“

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FC-Rückkehrer Mark Uth am Mittwoch am Geißbockheim

Köln – Es gibt offenbar auch im Fußball Liebe auf den ersten Blick. Möglicherweise ist dies bei Trainer Steffen Baumgart und dem 1. FC Köln der Fall. Nach den ersten Monaten sieht es schließlich so aus, als ob beide Partner nur aufeinander gewartet hätten. Sie scheinen  jedenfalls perfekt zu harmonieren. Bei Mark Uth und dem FC könnte es indes Liebe auf den vierten Blick heißen. Beim dritten Mal war es schon eine Affäre mit dem FC, die leidenschaftlich begann und im Laufe der Zeit etwas das Knistern verlor, bevor es dann zu einer von beiden Seiten ungewollten Trennung kam. Doch jetzt ist man wieder zusammen. Und diesmal soll es nicht nur eine kurze, sondern eine längere Romanze werden.

Der gebürtige Porzer ist in diesem Sommer bereits zum vierten Mal zum 1. FC Köln gewechselt. Der Offensivspieler kam zweimal in der Jugend zum FC. 2004 wechselte er vom TuS Langel in die Jugend des FC,  2009 kehrte er von Viktoria auf die andere Rheinseite zurück. In der Winterpause 2019/20 wechselte er von Schalke 04 auf Leihbasis für ein halbes Jahr ans Geißbockheim. Im vergangenen Sommer dann verpflichtete der Bundesligist den ablösefreien Offensivspieler schließlich  fest und stattete ihn vorerst mit einem Vertrag bis 2023 aus.

Mark Uth ist ein Gewinn für den 1. FC Köln

Der Transfer scheint aufzugehen, denn bisher ist Uth ein Gewinn für das Baumgart-Team. Und der Spieler frohlockt:  „Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein. Meine Familie kommt von hier, meine Freunde leben in Köln. Für mich kann es nichts Schöneres geben.“

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Uth scheint seine vierte Rückkehr nicht bereut zu haben. Denn es läuft bisher – für ihn persönlich und für den FC. Die Kölner sorgen mit erfrischendem Offensiv-Fußball für eine Begeisterung, die es schon lange nicht mehr bei diesem Traditionsklub gegeben hat. Und Uth zählt in Baumgarts runderneuerter  Mannschaft zu den Führungsspielern.

Als Uth am Mittwoch auf diese Euphorie angesprochen wird, entgegnet er grinsend: „Die Fans singen schon wieder vom Europapokal. Ich find das schön und lustig. Klar, wir müssen von Woche zu Woche schauen. Aber warum nicht euphorisch sein? Einfach weiter so guten Fußball spielen. Und dann gucken wir mal, wo wir am Ende stehen.“

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Spaß am Job, Euphorie in der StadtMan merkt Uth an, dass er wieder mit Freude seinem Job nachgeht. „Wir haben Spaß auf dem Platz, und das sieht man auch. Ich glaube, es macht auch der Stadt Spaß, uns zuzuschauen. Ich habe schon von mehreren Freunden gehört, dass es wieder schön war am Wochenende. Genauso wollen wir weitermachen“, sagt Uth, der nur in den ersten Tagen mit seiner neuen, alten Liebe noch ein bisschen fremdelte.

Denn der 30-Jährige musste sich an den intensiven Pressing-Stil von Baumgart erst gewöhnen. Was ihm mittlerweile allerdings immer besser gelingt. „Der Fußball von Steffen ist für mich etwas anderes. Wir müssen vorne viel, viel intensiver anlaufen. Aber ich gewöhne mich immer mehr daran. Wir trainieren auch sehr hart, sodass ich dahin komme, dass es für mich passt.“ Gleichzeitig mache ihm die offensiv ausgerichtete Spielidee viel Spaß. „Dann habe ich es auch nicht so weit zum gegnerischen Tor“, sagt Uth mit einem Schmunzeln. Sein Vorteil: Er ist flexibel einsetzbar und kann von der Zehner-Position auch in den Sturm rücken, wenn einer der beiden Stürmer Anthony Modeste und Sebastian Andersson ausgewechselt wird.

Chemie beim 1. FC Köln stimmt

Dass die Chemie zwischen Trainer und Spieler allem Anschein nach stimmt, zeigte auch das Spiel in Freiburg (1:1). Als Baumgart seinen Offensivmann nach rund einer Stunde ausgewechselte hatte, wirkte dieser alles andere als glücklich. Doch Coach und Spieler tauschten sich sofort an der Bank aus und brachten ihre Sichtweise hervor. Prompt war alles ausgeräumt, abgehakt.

Die Freude an seiner Passion hatte Uth in der vergangenen Saison beim Absteiger Schalke verloren. Nach einer überwiegend starken Rückrunde für den FC mit fünf Toren und sieben Vorlagen war erst seine geplante feste Rückkehr nach Köln am Veto der Schalker gescheitert. Uth musste bleiben und erlebte eine Albtraum-Saison mit den Königsblauen, die er selbst nicht für möglich gehalten hätte. Sang- und klanglos stiegen die Schalker mit nur 16 Punkten ab und sammelten dabei einen Negativ-Rekord nach dem anderen.

Als nach der 0:1-Niederlage in Bielefeld am 20. April der Sturz in die Zweitklassigkeit auch rechnerisch besiegelt war,  kam es zur Schande von Gelsenkirchen, dem absoluten Tiefpunkt. Denn nach der Rückkehr aus Ostwestfalen wurden Uth und seine Mitspieler von den eigenen Fans gejagt. Die Schalker Profis flüchteten vor gewaltbereiten Chaoten und hatten Angst um ihre Gesundheit. Auch Uth wurde gehetzt und  beschimpft, sein Mercedes sogar demoliert. Zwei Teamkollegen sollen  Faustschläge kassiert haben. Der Klub stand in den Tagen danach regelrecht unter Schock. Denn es hatten sich Szenen abgespielt, die sich kaum begreifen lassen und die sich bei den Beteiligten ins Gedächtnis eingebrannt haben dürften.

Keine Gedanken mehr an Schalke 04

Deshalb kann und sollte man auch verstehen, dass Uth rückblickend auf die Skandal-Nacht nicht mehr groß eingehen möchte, sich nicht zu oft an sie erinnern lassen will. „Am Anfang war es noch sehr präsent, aber mittlerweile ist das abgehakt. Man kann Wochen und Monate darüber reden, aber irgendwann muss es auch mal gut sein“, sagt Uth und fügt im Brustton der Überzeugung an: „Man muss weitermachen. Ich konzertiere mich jetzt auf den FC und versuche, wieder Spaß am Fußball zu haben.“

Den scheint Uth in Köln wieder gefunden haben. Im Rhein-Energie-Stadion wird er bereits lautstark gefeiert. Ist Uth am Ball, stimmen die Fans stets im Stakkato „Uth, Uth, Uth“ an. „Die Fans kannten mich noch von der Leihe, wo wir vor Corona ein paar Erfolge gemeinsam gefeiert haben und ich – so glaube ich – ganz guten Fußball gespielt habe. Ich freue mich, dass die Leute das nicht vergessen haben. Das tut mir natürlich sehr gut“, sagt der Offensivspieler, der zu den Favoriten der Fans zählt.

Mit der Liebe auf den vierten Blick könnte es also ernsthaft etwas werden.

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