FC-Sportchef Heldt mahnt„Das Punkte-Polster wird nicht reichen"

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Kölns Sportchef Horst Heldt (l.) und Co-Trainer André Pawlak während des Spiels gegen RB Leipzig

  • In den vergangenen fünf Geisterspielen holte der 1. FC Köln nur zwei Punkte.
  • Dennoch sind die Aussichten auf den Klassenerhalt weiterhin gut. Das hat auch mit dem Spielplan zu tun.
  • Trainer Markus Gisdol lobt seine Mannschaft nach der Niederlage gegen Leipzig, Sportchef Horst Heldt nimmt sie in die Pflicht.

Köln – Der 1. FC Köln hat zwar einen Anti-Lauf und offenbarte zuletzt viele Unzulänglichkeiten, dennoch müsste schon fast alles schieflaufen, sollte es für den Aufsteiger am letzten Bundesliga-Spieltag in Bremen noch um den Klassenerhalt gehen oder darum, die Relegation zu vermeiden. Nicht mehr als der Ligaverbleib war das erklärte Saisonziel, dennoch wäre man wohl etwas entspannter beim FC, wenn die neuerdings so starken Bremer ihr Nachholspiel am Mittwoch (20.30 Uhr) gegen Frankfurt nicht gewännen.

Unabhängig davon werden die seit fünf Geisterspielen sieglosen Kölner noch davon profitieren, dass die Konkurrenten im Keller einander noch Punkte wegnehmen werden. Am 30. Spieltag trifft Frankfurt auf Mainz, am 31. stehen sich Paderborn und Bremen sowie Mainz und Augsburg gegenüber. Düsseldorf hat mit dem Heimspiel gegen Dortmund eine ganz schwierige Aufgabe zu bewältigen. Ähnlich geht es weiter: Am 32. Spieltag muss Düsseldorf zu den starken Leipzigern, Bremen empfängt den FC Bayern. Am vorletzten Spieltag duellieren sich Düsseldorf und Augsburg. Da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, sollte der FC doch noch ernsthaft Gefahr laufen, alles zu verspielen.

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Und so gaben sich die Kölner Verantwortlichen nach der 2:4-Niederlage gegen den Tabellendritten RB Leipzig auch recht gelöst. „Markus Gisdol hat mit seinem Team 27 Punkte geholt, das ist ein Europa-League-Schnitt. Wir spielen auch noch gegen vier Mannschaften, die hinter uns stehen. Sie können sich also entspannen“, sagte Geschäftsführer Alexander Wehrle und verwies auf die Partien in Augsburg, gegen Union Berlin, gegen Frankfurt und in Bremen.

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Gisdol angetan vom Auftritt gegen Leipzig

Der angesprochene Cheftrainer wirkte nach dem Abpfiff fast begeistert von der Leistung seiner Mannschaft. Die habe an der Grenze ihrer Möglichkeiten gespielt, der Gegner habe sie für „Kleinigkeiten“ bestraft. „Unterm Strich war es unsere beste Leistung, seit wir wieder spielen. Ich würde auch sagen, dass es unser bestes Spiel unter meiner Leitung gegen ein Spitzenteam war. Es war haarscharf, dass wir einen Punkt gegen einen Champions-League-Klub geholt hätten, der nicht unverdient gewesen wäre“, befand Markus Gisdol, der sich wegen der Leistung auch „überhaupt keine Gedanken“ mache. „Wenn wir weiter so spielen, dann kommen auch die Punkte.“

Das positive Gesamturteil, es überraschte dann doch. Vielleicht wollte der Coach seinem Team auch einfach mehr Mut  machen. Denn die Schwächen  waren zuletzt offensichtlich. Während es nach der Corona-Pause offensiv mit Ausnahme der Partie gegen Düsseldorf im Großen und Ganzen stimmte, präsentiert sich der FC in der Defensive ähnlich anfällig wie im ersten Saison-Drittel. Elf Gegentore in vier Spielen kassierten die Kölner, und nur einer ihrer Gegner zählte zur Ligaspitze. Es fehlt zu oft an der Abstimmung, Absicherung und Konzentration. Da werden entscheidende Flanken zugelassen oder Zweikämpfe verloren – wie vor dem 1:1 und dem 1:2. Es wird gänzlich auf Absicherung verzichtet wie vor dem 1:3. Oder dem Gegner quasi ein Tor  aufgelegt wie vor dem 2:4. Leipzig hätte sogar weitere Treffer erzielen können, wenn nicht müssen. In der Summe sind das dann keine „Kleinigkeiten“ mehr.

Die Spieler monierten das selbstkritisch. „Wir haben die beiden Gegentore vor der Halbzeit zu leicht bekommen, das müssen wir besser verteidigen. In der zweiten Halbzeit dürfen uns diese beiden Tore im Leben nicht passieren. Dann kannst du gegen so ein Team nichts holen, selbst wenn du zwei Tore machst“, kritisierte Verteidiger Rafael Czichos. Kapitän Jonas Hector befand: „Wir haben die Gegentore zu leicht hergegeben. Das ist zu einfach, ein langer Ball und eine schlecht abgewehrte Ecke. Da rücken wir zu langsam auf den zweiten Ball nach und sind nicht gut genug gestaffelt.“

Heldts Botschaft und ein paar Mutmacher

Diese Schwächen hat auch Horst Heldt erkannt. Und damit es trotz der guten Aussichten gar nicht erst zu einer Zitterpartie kommt, gab der Sportchef am Dienstag den Mahner. Seine Botschaft: „Wir haben ein Polster, das gut ist, aber das wird nicht reichen. Deswegen wollen wir punkten, um Klarheit zu schaffen“, sagte Heldt und zeigte sich überzeugt, dass sein Team mit ähnlich couragierten, aber deutlich stabileren Auftritten das Ziel in Kürze erreichen wird. Und es gibt ja auch mehrere Mutmacher: Das ordentliche Comeback von Czichos nach 100 Tagen Pause, der Formanstieg von Anthony Modeste oder die Tatsache, dass die Blessuren von Torjäger Jhon Córdoba und Mark Uth  keine oder höchstens eine kurze Pause nach sich ziehen.

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