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FC-Trainer unter DruckDie letzten Spiele zeigen bei Markus Gisdol Wirkung

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Juli 2012: Horst Heldt, damals Sportdirektor bei Schalke 04, im Gespräch mit Markus Gisdol, Co-Trainer der Königsblauen.

Köln – Die letzten uninspirierten Auftritte des 1. FC Köln, die Kritik an ihnen und die nunmehr 484 Minuten ohne eigenen Torerfolg haben bei Markus Gisdol offenbar Wirkung gezeigt. Hatte sich der Trainer des 1. FC Köln zuletzt zuversichtlich und äußerlich recht gelassen gegeben, so merkte man ihm am Montag an, dass der Druck auch auf ihn größer wird. Vor dem Kellerduell des Drittletzten am Mittwoch (18.30 Uhr) bei Tabellen-Schlusslicht Schalke 04 reagierte Gisdol  jedenfalls ungewohnt kurz angebunden und genervt auf Nachfragen.

Der Kölner Trainer wunderte sich über die Wahrnehmung der Teams im Abstiegskampf.  Die Leistungen der Königsblauen würden zu wohlwollend dargestellt. Und was er nicht direkt sagte, aber wohl ebenfalls gemeint war: Die seiner Mannschaft im Vergleich als zu schlecht. „Schalke hat etwas mehr Druck, gewinnen zu müssen“, befand Gisdol. Der Kölner Trainer weiß allerdings auch, dass seine Mannschaft in der Pflicht ist und nach nur zwei Siegen aus den ersten 16 Saisonspielen liefern muss. „Wir sehen das Spiel auch als immens wichtig an“, schob Gisdol deshalb hinterher: „Wir wissen, dass wir in diesem Spiel vieles geraderücken können. Wir werden eine aggressive Performance brauchen.“

Dass seiner Mannschaft in der Offensive jegliche Gefährlichkeit abgeht, käme nicht von ungefähr. Das Team habe sich nach dem 0:5-Debakel in Freiburg gegen Hertha BSC (0:0) auf die Defensive fokussiert. Gisdols Credo: „Wenn man zu null spielt, hat man schon mal einen Punkt. Wir brauchen Punkte. Wir haben im Spiel mit Ball sicherlich nicht das beste Selbstvertrauen, aber wir arbeiten dran. Wir hatten immer wieder Situationen, wo wir vorne versuchen aufzudrehen, aber der letzte Pass fehlt.“

„Die Schalker werden viel positiver dargestellt"

Auf die Frage, ob sich Gegner Schalke unter dem neuen Trainer Christian Gross stabilisiert habe, antwortete Gisdol: „Die Schalker haben den Vorteil, dass sie viel positiver dargestellt werden als viele anderen da hinten. Sie haben von den letzten drei Spielen eins gewonnen und zwei verloren. Und es klingt so, als ob sie alles gewonnen haben. Da kommen mir andere Klubs zu schlecht weg.“

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Immerhin gibt die Tabelle Gisdol durchaus recht: Der FC hat – ohne großes eigenes Zutun – den Vorsprung auf Schalke seit dem letzten Spieltag um einen Punkt auf fünf vergrößert. Die zarten Hoffnungen, die bei den Königsblauen nach dem 4:0-Sieg gegen Hoffenheim und dem Ende der Horror-Serie von 30 Bundesligaspielen ohne Sieg aufkamen, wurden nach der jüngsten Niederlage in Frankfurt schon wieder zertrampelt. Denn beim 1:3 waren die Schalker chancenlos.

Heldt und Gisdol 2011 bis 2012 zusammen bei Schalke

Gisdol kennt die Schalker Gegebenheiten gut, schließlich war er von 2011 bis 2012 selbst als Co-Trainer in Gelsenkirchen tätig –  zusammen mit FC-Sportchef Horst Heldt, der von 2010 bis 2016 die Schalker managte. Für den Kölner Trainer sei es wegen seiner Schalker Vergangenheit „kein Spiel wie jedes andere. Aber das blendet man aus, speziell in solchen Momenten“, sagte der 51-Jährige. Heldt wollte die Lage beim Gegner gar nicht bewerten.  „Natürlich hat man ein besonderes Auge auf die Vereine, bei denen man tätig war. Aber es ist ein direkter Konkurrent im Kampf gegen den Abstieg. Man liest viel und kriegt viel mit. Aber etwas dazu zu sagen, steht einem nicht zu.“

In Sachen Wintertransfers konnte oder wollte der Sportchef noch nichts Neues verkünden. Auch die Vertragsauflösungen von Christian Clemens  und Frederik Sörensen  hätten „nicht großartig dazu beigetragen, dass wir nachlegen können“, sagte Heldt.

Huntelaar soll schon gegen Köln dabei sein

Dafür könnte der Gegner bis Mittwoch noch einen weiteren Neuzugang vermelden, den jeder bei den Knappen  kennt. Bei Schalke ist nach der Rückholaktion von Verteidiger Sead Kolasinac die Retro-Liebe entbrannt. Klaas-Jan Huntelaar steht unmittelbar vor der Rückkehr und soll schon am Mittwoch im Kader stehen. Der Niederländer, der von 2010 bis 2017 für S04 auf die Jagd ging und insgesamt 126 Pflichtspiel-Tore erzielte, soll den krisengebeutelten Revierklub vor dem Gang in die Zweite Liga bewahren. Zwar klopfte Schalke bei der Stürmersuche nach Informationen des „Kicker“ auch bei Daniel Ginczek an, doch der Wolfsburger gab Schalke einen Korb.

Die Schalker wissen, dass sie gegen den FC gewinnen müssen, um noch mal an den Klassenerhalt ernsthaft glauben zu können. Ralf Fährmann war die Bedeutung der kommenden Partie sofort bewusst: „Das ist ein ganz, ganz großes Spiel für uns“, meinte der Torwart der Schalker, die seit August 2011 keinen Heimsieg mehr gegen den FC erzielen konnten. Damals gewann der Gastgeber mit 5:1. Und drei Treffer steuerte eben jener mittlerweile 37-Jährige  bei, der die Königsblauen jetzt  retten soll: Klaas-Jan Huntelaar.

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