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FC-Vorstand im Interview„Man wird auch nicht mit einem vollen Kölner Dom anfangen“

Lesezeit 4 Minuten
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Hinter einer geschlossenen Tür ist das Emblem des 1. FC Köln zu sehen. 

  • Der FC-Vorstand lobt die Geschäftsführung für das bisher geleistete Krisenmanagement.
  • Trotz der Krise erwartet das Präsidium keine großen Veränderungen: Der Markt regelt die Preise, und der Markt werde sich nicht ändern.
  • Ein Engagement von Investoren schließen die Kölner nach wie vor aus, man vertraut auf die eigene Kraft.
  • Der Vorstand des 1. FC Köln im Interview über die Folgen der Coronakrise und das Problem, die eigenen Fans um Geld zu bitten.

Köln – Herr Wolf, Herr Sauren, Herr Wettich, man kann nicht gerade sagen, dass Ihre Amtszeit bislang von Ereignislosigkeit geprägt ist. Erst mussten Sie eine sportliche Krise bewältigen. Nun müssen Sie den Verein durch die Folgen der Corona-Krise führen.

Eckhard Sauren: Wir haben die Dinge relativ früh kommen sehen und Szenarien und Gegenmaßnahmen modelliert. Das ist alles auf einem sehr professionellen Niveau abgelaufen, unsere Geschäftsführer Alexander Wehrle und Horst Heldt haben das alles mit ihren Teams so aufgearbeitet, dass wir als Vorstand schnell in die Diskussion einsteigen konnten.

Werner Wolf: Die große Herausforderung für uns ist, dass die Einnahmen in Teilen wegbrechen, während die Ausgaben weiterlaufen. Wir müssen absehen, was das in welchem Szenario bedeutet – und was unsere Gegenmaßnahmen sind.

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Sie haben sich stets gegen Investoren beim 1. FC Köln ausgesprochen. Sind Sie mittlerweile womöglich gezwungen, ihre Ansicht zu ändern?

Wolf: Nein. Wir wollen ein Klub im Besitz der Mitglieder bleiben. Und wir gehen davon aus, dass uns das gelingt.

Sauren: In den realistischen Szenarien kommen wir mit unseren aktuellen Maßnahmen hin. Das ändert allerdings nichts daran, dass wir die Unterstützung unserer Fans und Mitglieder brauchen. Zum Beispiel durch Verzicht auf eine Erstattung ihrer Tickets.

Ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen sehen für einen Fall wie von offizieller Seite anberaumte Geisterspiele keine Entschädigungen vor. Dennoch bieten Sie welche an.

Wolf: Wer sein Geld zurückhaben will, bekommt es zurück, keine Frage. Wir bieten aber attraktive Alternativen an, haben viel vorbereitet und werden am Donnerstag mit der AG Fankultur darüber sprechen. Danach werden wir die Einzelheiten öffentlich machen.

Sie stehen aber vor dem Dilemma, dass im Fußball nach wie vor enorme Summen an wenige Protagonisten verteilt werden. Kann man die Fans da bitten, auf Geld zu verzichten?

Carsten Wettich: Es ist ein schmaler Grat. Es war für uns immer klar, dass wir sagen: Wer sein Geld zurückhaben möchte, bekommt es zurück. Zweiter Eckpfeiler war: Bevor wir die Fans ansprechen, verzichten bei uns die Profis, die Geschäftsführer, die Abteilungsleiter und natürlich auch wir selbst. Das ist jetzt abgearbeitet.

Sauren: Wir sind nicht in Existenznot, können es aber wirklich gut  gebrauchen. Je mehr Leute bereit sind, zu verzichten, desto bessere Möglichkeiten haben wir, den Verein aus der Krise zu managen.

Verzichten die Profis schon genug?

Wolf: Wir haben Verträge unterschrieben. Und man muss immer den Gesamtrahmen betrachten. Mir kommt in dieser Diskussion zu kurz, wie solidarisch sich viele Fußballprofis in dieser Krise verhalten und beispielsweise die Gehälter in ihren Jugendvereinen übernehmen. Und zwar freiwillig und nicht nur bei uns.

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Muss der Fußball umdenken, damit die Vereine nicht nur die Durchlauferhitzer für das Geld sind?

Sauren: Der Fußball ist ein intensiver Wettbewerb. Dass die Vereine für Zeiten wie diese keine Millionen geparkt haben, ist klar, weil alle darum kämpfen, in der Liga zu bleiben. Wir sind im Profigeschäft, und wenn die Leute auf dem Platz besonders gut sind, kosten sie auch besonders viel Geld. Die Gehälter und Ablösen für Spieler regelt der Markt. Und ich glaube nicht, dass sich der Markt verändern wird. Man kann keinen Fußball ohne Fußballer spielen.

Gibt es beim 1. FC Köln Gedanken, das Stadion für eine begrenzte Zuschauerzahl zu öffnen?

Wolf: Es ist ja vor allem eine politische Entscheidung, ob so etwas zugelassen wird. Ich bin sicher, dass die DFL eine Idee entwickeln würde, wie man so etwas veranstalten könnte.

Wettich: Aktuell werden in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens Ideen entwickelt, die man bis vor kurzem nicht für möglich gehalten hätte. Warum sollte man zur neuen Saison nicht auch den Fußball langsam hochfahren? Wir können uns bis dahin anschauen, wie es zum Beispiel die Kirche mit Gottesdiensten macht und daraus lernen. Da wird man auch nicht mit einem vollen Kölner Dom anfangen können.

Ein weiteres Thema ist die Mitgliederversammlung. Die sollte bis November durchgeführt sein.

Wettich: Die Satzung erlaubt uns Ausnahmen, und die Pandemie ist eine.

Wolf: Unser Ziel bleibt eine physische Versammlung. Wir haben Termine bis Februar 2021 von der Arena vorgeschlagen bekommen. Aber es gibt auch Überlegungen, ob eine virtuelle Versammlung eine Option ist, wenn eine physische Veranstaltung nicht möglich ist.

Die einzige größere Entscheidung auf der Versammlung ist, ob Sie im Vorstand bleiben, Herr Wettich.

Wettich: Seit meinem Amtsantritt gab es keine normale Phase. Wir müssen jetzt erst einmal die vielen Sachthemen abarbeiten, danach wird noch Zeit genug bleiben, um über diese Dinge zu sprechen. Am Ende wird der Mitgliederrat einen guten Vorschlag machen.

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