Sportchef verlässt 1. FC KölnVehs Entschluss stand schon länger fest

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Armin Veh

Köln – Mit dem Gedanken, beim 1. FC Köln im nächsten Sommer als Geschäftsführer Sport aufzuhören, ging er ganz sicher schon länger schwanger. In der Länderspielpause nach dem 1:1 des FC bei Schalke 04 (5. Oktober) entschied sich Armin Veh nach Informationen dieser Zeitung in seinem Kurz-Urlaub erst in seiner Heimat Augsburg, dann für ein paar Tage in Dubai, dass er seinen am 30. Juni 2020 auslaufenden Vertrag beim Bundesligisten nicht mehr verlängern möchte.

Seinen Geschäftsführer-Kollegen Alexander Wehrle und den neuen Vorstand um Präsident Werner Wolf setzte der 58-Jährige dann in der Woche vor dem Heimspiel gegen den SC Paderborn (20. Oktober) von seinem Entschluss in Kenntnis. Gemeinsam entschied man aber, ihn noch nicht zu verkünden.

1. FC Köln steckt in sportlicher Krise

Das tat man jetzt, da immer mehr davon durchsickerte und die Spekulationen zunahmen. Vielleicht ist der Zeitpunkt nach dem sportlichen Desaster im Pokal beim Viertligisten 1. FC Saarbrücken und der allgemeinen und schlechten Stimmungslage im Klub nicht die beste, möglicherweise hätte dies der Verein direkt schon nach dem 3:0-Sieg gegen Paderborn mitteilen sollen. Aber welcher Zeitpunkt ist schon der optimale?

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Hinterher ist man halt sowieso immer schlauer. Immerhin weiß die Vereinsführung jetzt früh Bescheid, hat Planungssicherheit und muss sich nicht übereilt auf die Suche nach einem Nachfolger für den Sportchef machen. Die ersten Namen wie der von Bielefelds Samir Arabi, der des Ex-Hais und –Bremers Thomas Eichin und der des beim FC ewig gehandelten Horst Heldt kursieren schon.

Im Urlaub in den Emiraten hatte sich der 58-Jährige mit seinem langjährigen Freund Lothar Matthäus verabredet, den er bereits seit gemeinsamen Zeiten als Spieler Anfang der 80er Jahre bei Borussia Mönchengladbach kennt. Dessen Meinung schätzt Veh im Besonderen, doch wer den Augsburger ein bisschen kennt, der weiß, dass er solche Entscheidungen ganz für sich alleine ausmacht. Veh sieht sich als selbstbestimmte, unabhängige Person – auch finanziell. „Ich mache gerne, was ich mag. Wenn ich nachdenke, war das bei mir schon als junger Trainer so. Ich bin ein Freiheitsliebender", sagte Veh jüngst in einem Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Armin Veh klagte über „Spielchen“, das „Misstrauen“ und die „Unruhe im Verein“

Dazu passt, wie sich Veh am Donnerstag auch in der offiziellen Pressemitteilung des Vereins zitieren ließ: „Ich stehe seit mehr als 30 Jahren im Profifußball in der ersten Reihe und habe in den Überlegungen und Gesprächen über die Zukunft gespürt, dass ich derzeit nicht über den Sommer hinaus planen und mich auf einen derart verantwortungsvollen Job festlegen möchte.“ Vielleicht verspürte er einfach keine große Lust mehr auf den - zweifelsohne sehr gut bezahlten - Job in einem hektischen, lauten immer moderner werdenden Fußballkosmos, der mittlerweile so anders ist, wie Veh ihn einst kannte.

Oft hatte der frühere Stuttgarter Meistertrainer die „Spielchen“, das „Misstrauen“ und die „Unruhe im Verein“ beklagt. Zuletzt kam ihm das nicht mehr in der Schärfe über die Lippen. In der jüngeren Vergangenheit hatte sich beim FC ja auch vieles in seinem Sinne verändert: Der Cheftrainer ist seiner, der Kader trägt seine Handschrift, er holte einen neuen Teammanager und tauschte bereits in der Vergangenheit den Torwarttrainer aus.

Machtkampf mit Werner Spinner

Der Lizenzspielerchef Frank Aehlig ist ein alter Weggefährte von ihm, Geschäftsführer-Kollege Alexander Wehrle kennt er ebenfalls schon seit Jahren. Den offen ausgetragenen Machtkampf mit Ex-Präsident Werner Spinner hatte er zudem im März auch für sich entschieden. Und zuletzt war ihm auch der neue Vorstand entgegengekommen, der die Gremien umstrukturierte und sie verkleinerte. Es war explizit auch Vehs Wunsch, dass nicht zu viele Personen im Verein permanent mitreden. Und darüber hinaus kam er bei vielen Mitarbeitern mit seiner durchaus leutseligen, charmanten Art an. Dennoch folgt sein Abgang. Denn das war für Vehs Entschluss offenbar alles nicht entscheidend.

Läuft er jetzt einfach vor der Verantwortung davon und drückt sich, wie einige jetzt kritisieren? Veh sieht das nicht so: „Der FC ist ein besonderer Klub mit tollen Mitarbeitern. Auch deshalb ist es mir wichtig, für Klarheit zu sorgen. Der FC hat nun Planungssicherheit und genügend Zeit, den richtigen Mann für meine Nachfolge zu finden. Ich werde alles tun, damit wir mit dem FC unsere Ziele erreichen. Wir müssen uns jetzt voll auf den Klassenerhalt konzentrieren.“

Hoffnung auf mehr Ruhe im Geißbockheim

Veh hofft darauf, dass mit seinem Entschluss wieder etwas mehr Ruhe im Verein einkehrt. Und darauf, dass sich dies vielleicht auch auf die Mannschaft positiv überträgt.

Andererseits weiß er auch, dass er noch Entscheidungen mit Tragweite treffen muss. Zum Beispiel die über die Zukunft von Trainer Achim Beierlorzer. Veh stellte diesem kein Ultimatum. Doch der Manager weiß natürlich auch: Sollte der FC am Sonntag auch im Derby in Düsseldorf untergehen, ist er womöglich bereits zum Handeln gezwungen.

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Veh möchte seinen Vertrag gerne bis zum Ende der Saison erfüllen, das lässt er durchblicken. Der Noch-Sportchef weiß allerdings nicht, ob er es auch so kommt. Er ist sich auch noch nicht im Klaren, was er dann machen wird. Diesbezüglich hat er noch keine Pläne geschmiedet. Auf jeden Fall ist Veh dann erstmal wieder derjenige, der er so gerne ist: Ein unabhängiger Freiheitsliebender. 

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