Hat der Vorstand jetzt zu viel Macht?Fragen und Antworten zur Reform der FC-Gremien

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Eckhard Sauren (v. links), Werner Wolf und Jürgen Sieger

  • Der 1. FC Köln hat seine Gremien neu strukturiert.
  • So hat der Aufsichtsrat künftig nur noch vier Mitglieder, drei davon stammen aus dem neuen FC-Vorstand.
  • Aus diesen Veränderungen ergeben sich Fragen. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ gibt Antworten.

Köln – Die umfassende Neustrukturierung der Gremien beim 1.FC Köln sorgt für Diskussionen bei Mitgliedern und Fans des Klubs. Der Aufsichtsrat wurde deutlich verkleinert und besteht nur noch aus vier Mitgliedern, von denen erstmals drei aus dem neuen Vorstand des FC stammen. Zudem tauschte der Vorstand zahlreiche Beiratsmitglieder aus, Olympiasiegerin Britta Heidemann gehört dem Gremium ebenso nicht mehr an wie die Spitzenpolitiker Martin Schulz (SPD) und Wolfgang Bosbach (CDU). Letzterer erklärte gegenüber dieser Zeitung, den Beirat nicht auf eigenen Wunsch verlassen zu haben. Doch ändert sich wirklich viel? Ist die Kontrolle der Vereinsführung gewährleistet? Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was soll mit der Neustrukturierung erreicht werden?

Präsident Werner Wolf und seine Vizepräsidenten Jürgen Sieger und Eckhard Sauren wollen mit der Verschlankung der Strukturen erreichen, dass die Gremienarbeit effizienter wird. Es soll weniger getagt werden, und es sollen weniger Personen mitreden. Da laut Satzung nicht nur der Vorstand, sondern auch der Aufsichtsrat die Geschäftsführung der KGaA kontrolliert, macht es Sinn, dass der Vorstand in den Aufsichtsrat der Tochtergesellschaft rückt – wie dies auch bei vielen Unternehmen der Fall ist. Zudem schickt der neue Vorstand ein klares Signal an die Geschäftsführung, dass er noch genauer hinschauen will als dies in der Vergangenheit vielleicht der Fall war.

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Wer ist der neue Aufsichtsratsvorsitzende?

Jörn Stobbe (54) gehörte bereits von 2013 bis Herbst 2018 dem Aufsichtsrat an, war aber  dann von Ex-Sportdirektor Jörg Jakobs abgelöst worden, der bereits wieder das Gremium verlässt. Ein Grund dafür war: Ex-Präsident Werner Spinner wollte mehr „Fußballkompetenz“ im Aufsichtsrat. Stobbe ist Mitglied der Geschäftsführung der Union Investment Real Estate GmbH, zum 1. Januar 2020 übernimmt er den Vorsitz der Geschäftsführung der Gruppe, die ein Immobilienfondsvermögen  von über 40 Milliarden Euro betreut.

Hat der Vorstand jetzt nicht viel zu viel Macht? Und wird der Aufsichtsrat nicht ad absurdum geführt?

Der Aufsichtsrat ist ein Kontrollorgan, besteht aber jetzt zu  75 Prozent aus dem neuen Vorstand und einem vom Vorstand berufenen Aufsichtsratsvorsitzenden.  Diese vier Personen haben alle einen Sitz im sieben Mitglieder starken Gemeinsamen Ausschuss, der weiterhin alle großen Entscheidungen des Vereins absegnen muss. Und sie haben somit die Mehrheit. Doch de facto ändert sich trotzdem fast nichts. Denn der Vorstand hatte auch vorher schon den Aufsichtsratsvorsitzenden über die Hauptversammlung berufen. Der Beiratsvorsitzende, der jetzt der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Lionel Souque (Rewe-Vorstandsvorsitzender) ist, wurde zwar bisher vom Beirat gewählt. Aber der Beirat wählte einen Vorsitzenden, den der Vorstand akzeptiert. Denn der hatte auch vorher das Recht, den Vorsitzenden einfach wieder abzuberufen.

Wer kontrolliert denn den Vorstand?

Der Mitgliederrat, der von den Vereinsmitgliedern gewählt wurde. Dessen Bedeutung wurde noch einmal gestärkt. Vizepräsident Sieger unterstrich: „Der Mitgliederrat stellt das Aufsichtsorgan im Verein und überwacht den Vorstand in allen sein Funktionen.“ Mitgliederratschef Stefan Müller-Römer, zuletzt kommissarisches Vorstandsmitglied, und sein Stellvertreter Carsten Wettich gehören dem Gemeinsamen Ausschuss an.

Was sagt der Mitgliederrat?

Der ist zufrieden, was nicht verwundert, denn er war es ja, der das neue Vorstandstrio zur Wahl vorgeschlagen hatte. Carsten Wettich sagte: „Die Umstrukturierung halte ich für sinnvoll. Ich habe nie verstanden, warum der Vereinsvorstand nicht in Personalunion im Aufsichtsrat der KGaA sitzt, obwohl die Kontrolle der Geschäftsführung auch bislang schon zu den Kernaufgaben des Vorstands gehörte. Die neue Besetzung des Aufsichtsrats ist daher konsequent, die damit verbundene Verschlankung der Strukturen vermeidet Reibungsverluste und ermöglicht so eine intensivere Zusammenarbeit der Gremien mit Vorstand und Geschäftsführung. Als Mitgliederrat begrüßen wir zudem, dass der neue Vorstand – im Gegensatz zu dem alten – die umfassende Beratungs- und Überwachungsfunktion des Mitgliederrates auch hinsichtlich der Tätigkeiten des Vorstands in der KGaA bestätigt hat. Damit herrscht in einem wesentlichen und für mich schon immer eindeutigen Punkt der Satzung endlich die erwünschte Klarheit.“

Und warum sind mit Ausnahme der Oberbürgermeisterin Henriette Reker keine Politiker mehr im Aufsichtsrat?

Weil der neue Vorstand dies offenbar nicht mehr will.   Sauren soll dies Bosbach auch mitgeteilt haben. Das kann man durchaus kontrovers diskutieren, denn beim FC dreht sich vieles um politische Themen wie dem Ausbau des Geißbockheims oder dem Umbau des Stadions. Martin Schulz hatte dem FC auch im Sport geholfen und war an der Rückholaktion von Anthony Modeste aus China beteiligt.

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