Kommentar zu Markus GisdolDer 1. FC Köln ist von Abstiegsangst getrieben

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Markus Gisdol soll den 1. FC Köln vor dem Abstieg retten.

  • Markus Gisdol rettete einst die TSG Hoffenheim und den Hamburger SV.
  • Der 50-Jährige war der einzige Trainer auf dem Markt, dem man die Mission Klassenverbleib mit dem FC zutraut.
  • Die Entscheidung folgt keinem tieferen Sinn; Gisdols einziger Auftrag ist, den Abstieg zu verhindern.

Köln – Der 1. FC Köln ist nun also doch noch fündig geworden und hat eine kuriose Doppelsuche zu einem verblüffend synchronen Ende geführt. Trainer wird nun jener Irgendjemand, der es eben machen muss, weil es ohne Trainer nicht geht; in diesem Fall heißt er Markus Gisdol. Der hat Erfahrung als Retter in der Not bei zwei Vereinen und darf besonders nach seiner Erfahrung beim Hamburger SV unwidersprochen behaupten, an einem schwierigen Standort vollbracht zu haben, was man in Köln nun von ihm sehen will: Den Verbleib in der Liga. Nichts anderes verlangt die FC-Spitze vom neuen Mann.

Wiedersehen mit Modeste

Gisdol trifft in Köln auf eine Mannschaft, die in ihrer Struktur Mängel aufweist und den traumatischen Abstieg der Saison 2017/18 längst nicht überwunden hat. Nach dem Gefühlstrainer Peter Stöger waren die Spieler mit dem Technokraten Markus Anfang nie warm geworden. Achim Beierlorzer hatte es anschließend mit purem Optimismus und ein wenig Pressingfußball nach Leipziger Art versucht – und war ebenfalls gescheitert. Nun haben sich die Kölner für Gisdol entschieden, der auf seinen bisherigen Stationen nicht als Empathiegenie aufgefallen ist – und sich in Hoffenheim mit Anthony Modeste überwarf, dem sensiblen Franzosen, der in Köln viel Einfluss auf die Stimmung hat.

Der Fußball spielt keine Rolle

Mit sportlichen Erwägungen ist die Entscheidung nicht zu erklären: Nach Absagen der Stabilitätstrainer Bruno Labbadia und Pal Dardai fiel die dritte Wahl auf Gisdol, der für Extrempressing steht und bisher so gut wie nie mit jener Dreierkette verteidigt hat, auf die Achim Beierlorzer zuletzt hatte umstellen müssen, weil ihm die Vereinsspitze sonst gar nicht erst die Chance auf ein Endspiel gegen Hoffenheim gewährt hätte. Doch mit welcher Art Fußball Gisdol die Klasse hält, ist zweitrangig. Er wird Trainer, weil er schon zweimal einen Klassenverbleib geschafft hat  – und weil kein anderer auf dem Markt war. Es ist eine Entscheidung, die getrieben ist von der Angst vor dem Abstieg. Wer an dieser Stelle einen tieferen Sinn sucht, wird nichts finden.

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Dass am Montag außerdem die Entscheidung fiel, Horst Heldt zum Sportdirektor zu machen, hat ähnliche Gründe. Der 49-Jährige soll Druck von der Mannschaft und ihrem neuen Trainer nehmen – vorerst reicht es dem FC, jemanden in den Wind stellen zu können und damit die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg zu erhöhen. Mehr gab der Markt nicht her – und womöglich fehlte auch der Mut, kurzfristig eine innovativere Lösung zu präsentieren.

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