Kommentar zum 1. FC KölnDer Weg zurück wird ein Ritt auf der Rasierklinge

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Sebastiaan Bornauw und Kingsley Ehizibue am Sonntag nach den Tests am Geißbockheim

  • Birger Verstraetes öffentliche Sorgen richten den Blick auf die Profis, die nun wieder spielen sollen und selbst zweifeln.
  • Dass der FC versucht, sich in Quarantäne vor weiteren Infektionen zu schützen, wirkt wie Panik, ist aber vernünftig.
  • Die Verantwortlichen der Liga müssen in ihre Planung einbeziehen, dass der Versuch, die Saison zu Ende zu spielen, ohne Erfolg bleibt.

Köln – Die Wortmeldung des belgischen FC-Profis Birger Verstraete hat eine Interessensgruppe ins Scheinwerferlicht gestellt, die bislang kaum beachtet wurde im Für und Wider rund um die Fortsetzung der Bundesligasaison: die Spieler selbst. Verstraete war offenbar nicht bewusst, welchen Regeln die Entscheidung folgt, dass er und seine Kollegen trotz positiver Tests in ihrem direkten Umfeld weiter trainieren dürfen – oder müssen.

Dass sein Kontakt zu Mitspielern und Betreuern keine Quarantäne nach sich zieht, hat Verstraete als „bizarr“ bezeichnet, man sei einander schließlich „extrem nah“ gekommen. Dafür musste er sich am Sonntag öffentlich entschuldigen: Weil er Sorgen geäußert habe, statt beim Vereinsarzt nach Antworten auf seine Fragen zu suchen, sei ein „missverständlicher Eindruck“ entstanden, „der mir leid tut“.

Die Möglichkeit einer Infektion auf dem Trainingsgelände schließt der Verein beharrlich aus. Das muss er auch, stünden ansonsten die Hygienemaßnahmen der gesamten Liga in Frage. Und das, so hat es die Öffentlichkeit zuletzt immer wieder zu hören bekommen, kann sich der deutsche Profifußball nicht leisten.

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Mehr als ein Zufall

Dass zwei Spieler und ein Betreuer aus derselben Trainingsgruppe nun positiv getestet wurden, hat der Verein als Zufall dargestellt, ohne Kontext zum Trainingsbetrieb am Geißbockheim. Angesichts der aktuellen Infektionszahlen in der Stadt  wäre die private Ansteckung gleich dreier Mitglieder einer Trainingsgruppe allerdings wohl eher ein guter Anlass, mit dem Lottospielen anzufangen – eine mathematische Sensation.

Jedes Risiko vermeiden

Irgendwer muss das Virus allerdings auf das Gelände gebracht haben, und darauf hat man reagiert und nach den Entwicklungen des Sonntags mitgeteilt, sich zur Rückkehr ins Mannschaftstraining  in ein Quarantäne-ähnliches Trainingslager begeben zu wollen.

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Zwar wäre es von Fußballprofis durchaus zu verlangen, sich im Privaten besonders einzuschränken. Doch will es der 1. FC Köln nicht darauf ankommen lassen. Denn das Risiko zu minimieren, ist die große Aufgabe dieser Tage.

Vernünftiger Impuls

Der Impuls der Kölner mag da wie Panik wirken, folgt jedoch einer Einsicht, die es zu honorieren gilt. Die Rückkehr zum Spielbetrieb, sie wird ein Ritt auf der Rasierklinge sein. Es ist richtig, den Versuch zu unternehmen. Doch muss den Verantwortlichen klar sein, dass jederzeit der Moment kommen kann, in dem sie aufgeben müssen.

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