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Kommentar zum 1:1 gegen RB LeipzigDer 1. FC Köln ist wild, aber hoch seriös

Lesezeit 2 Minuten
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Steffen Baumgart applaudiert seiner Mannschaft im Spiel des FC gegen Leipzig. 

Köln – Wer in diesen Tagen nach anderthalb Jahren Pause seine Rückkehr als Zuschauer ins Kölner Stadion feiert, dürfte Schwierigkeiten haben, seine Mannschaft wiederzuerkennen. Als sich der 1. FC Köln im Februar 2020 letztmalig vor ausverkauftem Haus präsentierte, trat dort zwar eine Mannschaft auf, die gerade eine Serie von acht Siegen in zehn Spielen gestaltete. Jedoch auf dem Platz vor allem darauf wartete, dass der Gegner ihr in die Falle ging.

Baumgart sorgt für Verzückung

Wenn dieser Fußball funktionierte, hatte er seine Berechtigung. Doch nach der Corona-Pause frustrierten die Kölner nicht mehr ihre Gegner. Sondern nur noch sich selbst. Ein Jahr lang zeigte der FC Notwehrfußball: Dass die Verbindung zwischen Fans und Verein abriss, lag nicht nur an Corona. Es lag auch am erschütternden Auftreten der Mannschaft auf dem Platz.

Nach fünf Spielen unter Steffen Baumgart hat Köln nun acht Punkte gesammelt, bei jedem einzelnen Auftritt für Verzückung gesorgt – und die Bayern hat Köln auch schon hinter sich. Die Prognose ist also solide: Zwar geriet der Schlagabtausch mit dem Vizemeister am Samstagabend zu einer wilden Partie. Doch hat der FC in dieser Saison  in vier von fünf Spielen nur jeweils ein Gegentor kassiert. Nur gegen die Bayern setzte es drei Treffer, bei zwei eigenen Toren: Der VfL Bochum, Hertha BSC und sogar RB Leipzig träumen von einer solchen Bilanz gegen den Rekordmeister.

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Wild, aber kontrolliert

Müngersdorf erlebte am Samstag einen weiteren hochemotionalen Abend, Kölns intensiver Stil und Baumgarts Wildheit an der Seitenlinie lassen gar nichts anderes zu. Genau diese Erlebnisse wünschen sich die Stadionbesucher. Doch steckt hinter dem Kölner Erfolg weit mehr als pure Raserei. Es ist ein seriös komponierter Fußball, dem die harte Arbeit dahinter anzusehen ist: Die Spieler lassen keine Wege aus. Und der auf den ersten Blick überdimensioniert scheinende Trainerstab hat aus der Kölner Mannschaft eine Maschine geformt, denn offenbar wird jeder Stein umgedreht.

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Vor allem aber spielt der FC vollständig frei von Angst, das ist Baumgarts Verdienst. Wer sich vor dem Gegner versteckt, fürchtet Entdeckung; wer nur abwartet, sorgt sich vor dem, was kommen mag. Wer aber initiativ wird, überwindet jede Furcht.

 Spiele wie die Schlacht am Samstag im tosenden Kölner Stadion verstärken diesen Effekt. Und tragen dazu bei, dass die Fans im Stadion derzeit Schwierigkeiten haben, ihre Mannschaft wiederzuerkennen.

Sie werden sich gern daran gewöhnen.

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