Kommentar zum DerbyFantastischer Sieg mit Abschiedsstimmung

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Baumgart bei den Fans

Jubel mit den Fans: FC-Trainer Steffen Baumgart

Dieses Derby wird in Erinnerung bleiben, es ist allerdings noch nicht ganz klar, woran man sich erinnern wird. An ein glänzend erspieltes 4:1 über den großen Rivalen vor 50.000 Zuschauern? Oder an das vorläufige Ende einer gefühlten oder womöglich auch nur simulierten Normalität am Samstagnachmittag? Die Stimmung in Müngersdorf hatte am Samstag bei allem Jubel auch etwas von Abschied. Die Infektionszahlen erreichen besorgniserregende Höhen, die neue Variante des Virus‘ könnte die Pandemie noch einmal beschleunigen. Es ist kaum absehbar, was der Welt bevorsteht.

Gewiss ist, dass es an der frischen Luft so gut wie kein Infektionsgeschehen gibt, auch in den Stadien der Bundesliga nicht. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ veröffentlichte am Wochenende Zahlen, die das belegen. Doch geht es nicht allein um die Infektionszahlen. Weil der Impffortschritt nach wie vor nicht gelingt, bleibt die Lage derart angespannt, dass die Pandemie auch in der Welt der Geimpften und Genesenen fortdauert. Schuld daran sind jene Quersteller, die sich nicht immunisieren lassen, obwohl sie es könnten.

Das ist bitter – für Eltern, deren Kinder von einer Quarantäne in die nächste schlittern und denen nun ein vorgezogener Ferienbeginn droht. Für Gastronomen und Unternehmer, die weitere Ausfälle fürchten müssen. Ebenso für die Mitarbeiter eines kollabierenden Gesundheitssystems.

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Das Gesundheitsamt hatte am Samstag für zusätzliche Sicherheit sorgen wollen, indem es eine Maskenpflicht im Stadion verhängte. Nur Geimpfte und Genesene unter freiem Himmel, viele davon mit Maske – es ist nicht davon auszugehen, dass dieses Derby als Pandemiebeschleuniger in die Geschichte eingehen wird. Weil das Impf-Angebot am Stadion gut angenommen wurde, könnte das Spiel in der Pandemie-Bilanz am Ende sogar ein Erfolg sein.

Dennoch spricht vieles dafür, dass es zunächst kein ausverkauftes Haus mehr geben wird in Müngersdorf.  Der 1. FC Köln hatte die vier Stunden vor dem Spiel verhängte Anordnung der Maskenpflicht im Stadion kommuniziert und die Einhaltung im Rahmen des Möglichen überprüft. Jeder, der auf seinem Platz eine Maske trug, leistete seinen Beitrag zum sicheren Stadionerlebnis. Dem 1. FC Köln als Veranstalter nun eine Strafe anzudrohen, weil zu viele Fans auf die Maske verzichteten, klingt wie ein schlechter Scherz, könnte aber als Argument dafür dienen, die Kapazität zum nächsten Heimspiel zu reduzieren.

Trotzdem muss sich niemand seiner Freude schämen, der am Samstag geimpft oder genesen ins Stadion ging und sich an die Regeln hielt. Im Gegenteil sollten die Fans des FC dafür Sorge tragen, dass die Erinnerung an dieses fulminante Derby nicht untergeht. Denn Trainer und Team haben es verdient, die Anerkennung für ihre fantastische Leistung zu erhalten.

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