Kommentar zur Bilanz des 1. FC KölnMehr als Überlebenskampf ist vorerst nicht drin

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Die FC-Bosse Werner Wolf (l.) und Alexander Wehrle

Köln – Kredite, Genussrechte – in den kommenden Jahren hat der 1. FC Köln eine Zinslast zu bedienen, die aus dem operativen Geschäft zu stemmen sein wird. Das ist eine Herausforderung, denn die Kölner werden vorerst keine Möglichkeit haben, ihre üblichen teuren Fehler abzufedern, vor allem bei der Wahl des Personals.

Die Lage ist bitter, die Prognose düster: Von 2012 an verschaffte sich der 1. FC Köln durch kluges Wirtschaften und eine ordentliche Transferbilanz ein Polster, auf das man zurecht stolz war: 38,5 Millionen Euro Eigenkapital – gestartet war man bei deutlich unter null.

Mannschaft spielt um die Existenz des Vereins

Es war ein weiter Weg: In die Erste Liga und bis nach Europa; dann noch einmal ins Unterhaus und unter großen finanziellen Schmerzen zurück. Weil man nach den Erfahrungen des Abstiegs 2018 nicht noch einmal mit vollen Kassen absteigen wollte, versuchte man im vergangenen Jahr, den Klassenerhalt zu kaufen. Deshalb und wegen der Folgen der Pandemie wird das Eigenkapital am Ende der Saison aufgebraucht sein.

Ob der 1. FC Köln in der Ersten Liga die Gelegenheit erhält, sich von den Folgen der Corona-Krise zu erholen, steht acht Spieltage vor dem Saison-Ende noch nicht fest. Klar ist, dass die Erholung nach einem Abstieg sehr viel länger dauern würde. Die Mannschaft, die dem Verein derzeit durch den Verzicht auf Teile ihres Gehalts ein wenig unter die Arme greift, spielt in den kommenden Wochen um die Zukunft des FC. Ein Abstieg, das lässt sich aus den Zahlen der Saison 2019/20 hochrechnen, hätte niederschmetternde Folgen.

Leben auf Pump

Indem sich die Kölner dazu entschieden haben, ihr Eigenkapital mit der Ausgabe von Genussscheinen zu stärken und Kredite besorgt haben, die sie per Landesbürgschaft absichern, steht nun immerhin fest, dass es auch in der nächsten Saison Profifußball in Müngersdorf geben wird. Das ist gute Arbeit.

Konkurrenz enteilt

Doch sind die Reserven aufgebraucht, man lebt von geliehenem Geld – und das in einer Zeit, in der Werksklubs und Investorenvereine enteilen. Den Kontakt zur  Spitze hat der FC bereits verloren. Es ist fraglich, ob Köln überhaupt noch dauerhaft in der Ersten Liga spielen kann.

Der Vorstand hat diese Frage bejaht, das Konzept hinter dieser Überzeugung wird man den Mitgliedern am 17. Juni präsentieren. Es ist dem Verein zu wünschen, dass die Strategie so genial ist, wie sie sein muss.

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