Krise beim 1. FC KölnTrainer Anfang äußert Zweifel an Ausrichtung der Mannschaft

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Markus Anfang am Mittwoch während des Trainings am Geißbockheim

Köln – Am Mittwoch ging es im Trainingsspiel des 1. FC Köln um den schnellen Weg zum Tor. Die Außenverteidiger schlugen frühe Flanken aus dem Halbfeld, es fielen Treffer auf beiden Seiten, so etwas ist gut für die Stimmung. Fünf Pflichtspiele in Serie haben die Kölner nicht gewonnen, in den vergangenen Tagen verspielten sie zunächst die Teilnahme am DFB-Pokal und dann die Tabellenführung.

Die Moral ist angeschlagen, besonders seit dem 0:1 am Montag in Hamburg. „Die Jungs haben sich mächtig geärgert darüber, dass wir gegen Hamburg gut angefangen haben und es dann so abgerissen ist“, sagte Markus Anfang.

Arbeit, als sei nichts gewesen

Der Trainer des 1. FC Köln setzte seine Arbeit am Mittwoch fort, als sei nichts passiert. Es passt zum 44-Jährigen, dass er stoisch weitermacht. „Ob wir gewonnen oder verloren haben, ändert an unserer Arbeit gar nichts. Wir bereiten uns weiter akribisch auf das nächste Spiel vor“, sagte Anfang. Am Samstag (13 Uhr, Rhein-Energie-Stadion) empfangen die Kölner Dynamo Dresden.

Das Spiel ist ausverkauft, und nach einer langen Mannschaftssitzung am Dienstag geht es nun dringend darum, den ersten Sieg seit Ende September zu holen. Jede der fünf Partien, die der FC zuletzt nicht gewann, hatte ihre eigene Geschichte. In Hamburg zum Beispiel hatten die Kölner Spieler eine andere Wahrnehmung als ihr Trainer: Offenbar wähnten sie sich gegen erstaunlich passive Hamburger deutlich mehr unter Druck als sie waren.

Videostudium mit der Mannschaft

Im Videostudium zeigten die Trainer der Mannschaft, dass sie sich ruhig mehr hätte zutrauen können. „Wir haben drüber gesprochen, weil es wichtig ist, was die Jungs auf dem Platz fühlen. Die Wahrnehmung ist ein bisschen eingeschränkt. Wenn man es dann auf Bildern sieht, denkt man: Das hätten wir vielleicht anders lösen können. Man empfindet Räume enger als sie sind. Das ist eine Wahrnehmungssache“, erklärte Anfang.

Eine klare Ursache des Negativlaufs präsentierte Anfang am Mittwoch nicht, doch er stellt sich Fragen. Gegen Kiel, Schalke und Hamburg kassierten die Kölner späte Gegentore, „da könnte man sagen: Vielleicht waren wir hinten raus müde. Gegen Schalke haben wir aber 120 Minuten durchgehalten – vielleicht sind wir also doch nicht müde“, sagt er. Keine Maßnahme also, die Anfang nun ergreifen kann, damit alles gut wird. Nur das Übliche: „Wir müssen Strafraumszenen kreieren und defensiv konsequenter verteidigen. Im Fußball wird man nichts Neues mehr erfinden“, sagt der Trainer.

Vielleicht zu offensiv gedacht

Einen Verwaltungsmodus haben die Kölner bislang nicht präsentiert, ihrem Coach ist das bewusst. Auch im spätestens nach einer Viertelstunde fürchterlichen Spiel beim HSV hätten die Kölner sich abfinden und defensiv wechseln können, um einen Punkt zu retten und als Tabellenführer nach Hause zu fahren. „Aber wir wollten gewinnen. Wir hätten auch in Kiel defensiv wechseln können. Wir hätten gegen Schalke einen Abwehrspieler bringen können. Vielleicht haben wir zu offensiv gedacht, vielleicht sind wir die Dinge zu riskant angegangen“, sagte Anfang. Das sei keine Erkenntnis. Aber er stelle sich diese Fragen.

Dass er sich solche Fragen öffentlich stellt, ist immerhin der Beweis dafür, dass der Trainer noch nicht grundsätzlich zweifelt: „Es gibt Phasen, in denen man belohnt wird. Und es gibt Phasen, in denen man bestraft wird. Das ist so. Es geht aber trotzdem weiter. Wir müssen da jetzt durch, das wird uns aber auch stärker machen.“

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