Last-Minute-Niederlage in der AnalyseFC muss auch mal mit einem Punkt zufrieden sein

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Elvis Rexhbecaj gegen Munas Dabbur

  • Ein haarsträubender Fehler von Jonas Hector brachte den 1. FC Köln früh in Rückstand.
  • Doch die Geißböcke kamen zwei Mal beeindruckend zurück.
  • Um am Ende in der Nachspielzeit zu naiv zu Werke zu gehen. Eine Analyse.

Köln – Der 1. FC Köln drehte in seinem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim vor leeren Rängen in der zweiten Halbzeit richtig auf, belohnte sich kurz vor dem Ende auch mit dem späten Ausgleich. Doch als vieles nach einer Punkteteilung oder sogar eher nach einem Kölner Sieg aussah, kassierte die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol in der zweiten Minute der Nachspielzeit noch den Treffer zum 2:3-Endstand.

Erneut war Andrej Kramaric der Torschütze, der mit seinen drei Toren den Kölnern den Garaus machte. Der FC startete somit höchst unglücklich in die Saison und wartet seit dem 6. März (2:1 in Paderborn) weiter auf einen Sieg in der Bundesliga.

Die Tore

Das frühe 0:1 fiel nach einem viel zu kurz geratenen Rückpass von FC-Kapitän Jonas Hector, in den Hoffenheims Andrej Kramaric dazwischen sprintete, Kölns Torhüter Timo Horn dann tunnelte und ins leere Tor einschob (3.). In der 22. Minute glichen die Hausherren nach einer starken Flanke von Jan Thielmann durch Neuzugang Sebastian Andersson per Kopf aus.

Alles zum Thema Jonas Hector

Sekunden vor der Pause ging Hoffenheim durch einen sehr fragwürdigen Elfmeter erneut durch Kramaric in Führung (siehe Moment des Spiels). Das 2:2 fiel nach einem Freistoß von Salih Özcan. Andersson köpfte an den Innenpfosten, schlug danach zwar über den Ball, aber der hinter ihm lauernde Dominick Drexler drückte den Ball über die Torlinie (86.).

In der zweiten Minute der Nachspielzeit legte Mijat Gacinovic nach einer sehenswerten Kombination quer zu Kramaric. Die Kölner griffen nicht wirklich an, der Gästestürmer zog aus 15 Metern ab. Horn war zwar noch am Ball, aber nicht entscheidend.

Moment des Spiel

Der fragwürdige Elfmeter für Hoffenheim direkt vor der Pause: Schiedsrichter Daniel Siebert hatten nach einem Zweikampf im Strafraum zwischen Rafael Czichos und Christoph Baumgartner, der daraufhin fiel, das Spiel erst weiterlaufen lassen, bekam dann allerdings ein Signal vom Videoschiedsrichter aus dem Kölner Keller.

Dann studierte Siebert selbst am Spielfeldrand die Bilder und entschied auf Elfmeter. Eine klare Fehlentscheidung war seine Bewertung zuvor nicht, ein klares Foul lag ohnehin nicht vor, folglich hätte der VAR nicht eingreifen müssen.

Mann des Spiels

Andrej Kramaric. Der Kroate ist der Torgarant der Hoffenheimer. Bereits in der vergangenen Saison hatte er in nur 19 Spielen zwölf Treffer erzielt, jetzt startete er gleich mit drei Toren am ersten Spieltag. Die Kölner bekamen den 29-Jährigen nie in den Griff.

Das war gut beim FC

Der FC präsentierte sich nach der Pause wie verwandelt, erzeugte viel Druck und wusste nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder spielerisch zu gefallen. Neuzugang Andrej Duda deutete nach nur zwei Trainingseinheiten mit starken Pässen und feinen Dribblings sein Potenzial an, der 18-jährige Jan Thielmann spielte mutig und forsch auf. Und vorne hat der FC mit Sebastian Andersson einen Neuzugang, der den Weggang von Jhon Córdoba kompensieren könnte. In der Luft ist der Schwede besonders stark.

Das war schlecht

Bei den Gästen lief in der ersten Halbzeit fast alles über die rechte Kölner Abwehrseite. Das Experiment dort mit Marco Höger ging schief. Der Routinier Marco Höger wurde dort gleich mehrfach von den schnellen Gästespielern überlaufen. Nach der Verletzung von Benno Schmitz und der zuvor schwachen Form von Kingsley Ehizibue war der Routinier dort sicherlich nur eine Notlösung, aber keine gute.

Erneut kassierte der FC ein ganz frühes Gegentor nach einem individuellen Patzer. Und das Defensivverhalten in der Nachspielzeit kann man getrost als naiv bezeichnen.

Das sagen die Trainer

Sebastian Hoeneß (TSG Hoffenheim): „Wir haben ein Spiel mit zwei unterschiedlichen Hälften gesehen. Wir hätten zur Pause sogar höher führen können. Die Kölner sind dann mit sehr viel Wucht aus der Kabine gekommen, davon haben wir uns beeindrucken lassen und das Momentum verloren. Wie die Mannschaft aber zurückgekommen ist, war sensationell, das war ein Sieg der Moral, des Teamgeistes, ein Kraftakt.“

Markus Gisdol (1. FC Köln): „Es fällt mir schwer, dieses Ergebnis zu akzeptieren. Wir haben in der ersten Hälfte wenig Druck aufbauen können, nach der Pause lief es aber genau anders herum. Ich hatte dann sogar das Gefühl, dass wir das Spiel noch komplett drehen können. Ein Remis wäre hochverdient gewesen, das zeigen auch die Statistiken. Die Niederlage fühlt sich komisch an. Aber wir hätten nach dem 2:2 cooler bleiben müssen, wir hatten den Gegner ja da, wo wir ihn haben wollten.“

Das sagen wir

Trotz der Niederlage gibt die zweite Halbzeit Anlass zur Hoffnung. Besonders im spielerischen Bereich steigerten sich die Kölner im Vergleich zu den Partien nach dem Neustart in der vergangenen Saison erheblich. Das war und ist allerdings auch notwendig.

Andersson und Duda könnten sich als Verstärkungen erweisen, auch Rückkehrer Jannes Horn zeigt bereits, dass er sich weiterentwickelt hat. Doch der FC stellt sich noch zu oft selbst ein Bein.

Entweder durch haarsträubende eigene Patzer wie vor dem 0:1 oder durch ein naives Verhalten in der Nachspielzeit. Der FC muss im Kampf um den Klassenerhalt lernen, in solchen Spielen auch mal mit einem Punkt zufrieden sein und darf nicht wiederholt in seine eigenes Verderben rennen.

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