Laufschwächstes Team der HinrundeGisdol zieht beim 1. FC Köln die Zügel an

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Markus Gisdol hat die Intensität auf dem Trainingsplatz des 1. FC Köln merklich erhöht.

  • In der Hinrunde stellte Köln die laufschwächste Mannschaft der Liga, das soll sich nun ändern.
  • Markus Gisdol hat die Anwesenheitspflichten seiner Spieler erweitert.
  • Anders als im Sommer spricht am Geißbockheim niemand über das schwierige Auftaktprogramm.

Köln – Trainer haben ihre Mannschaften gern für sich, am liebsten wochenlang. Sie besinnen sich dann ganz auf die eigenen Stärken, brechen aus aus der ewig gleichen Folge von Vor- und Nachbereitung, die der Ligabetrieb fordert. 17 Spiele werden die Kölner in den kommenden vier Monaten zu absolvieren haben, unterbrochen nur von einer Länderspielpause im März. Damit sind sie zwar vergleichsweise gut dran, zumindest terminlich, denn immerhin sind sie nicht mehr im DFB-Pokal vertreten oder gar im europäischen Wettbewerb. Dennoch lässt das Programm wenige Blicke nach links und rechts zu. Umso wichtiger war es für Markus Gisdol, dass seine Mannschaft im Wintertraining von Benidorm nach Herzenslust fordern zu können.

Gisdol fehlt der Sommer

Weil er erst im November übernahm, fehlt dem Trainer die Sommervorbereitung. Die Schwerpunkte, die gesetzt wurden, entsprachen in vielem nicht seiner Vorstellung vom Fußball. Außerdem scheint es, als habe Achim Beierlorzer die Kölner Spieler körperlich nicht in den erforderlichen Zustand gebracht. Auch dafür hat Gisdol die Woche in Spanien gebraucht. Man habe „körperlich etwas draufgesattelt. Wir mussten vorher immer die Spiele berücksichtigen, was die Intensität im Training anging; mussten Rücksicht nehmen. Das habe ich letzte Woche im Trainingslager nicht gemusst, da haben wir wirklich noch einmal mehr als intensiv gearbeitet. Wir wollten uns körperlich entwickeln“, sagte Gisdol in dieser Woche.

Kein Lob an den Vorgänger

Das war noch im Rahmen des kollegialen Miteinanders, das in der Bundesliga guter Brauch ist. Ein Lob an die Adresse seines Vorgängers waren die Aussagen dennoch nicht. In der Hinrunde stellten die Kölner die laufschwächste Mannschaft der Liga. Sollte sich der Kölner weiter von den Abstiegsrängen entfernen wollen, sollte das Training rasch Resultate zeitigen.

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Dass Profifußballer nicht bis ins letzte Detail arbeiten, zieht sich durch die Branche. Während mancher Olympia-Teilnehmer schon seit Monaten darüber nachdenkt, wie er die Zeitverschiebung nach Tokio in seinem Trainingsplan berücksichtigen soll; während es besonders in Ausdauersportarten schier undenkbar ist, während einer Trainings- oder Wettkampfphase Alkohol zu sich zu nehmen, veröffentlichte etwa Claudio Pizarro in den Ferien ein Foto, das ihn im tropischen Ambiente Fernasiens zeigte, viele Zeitzonen entfernt von daheim, mit einer Bierdose in der Hand.

Nächte im Hotel

Auch beim 1. FC Köln überließ man die Profis bislang gern ihrer eigenen Verantwortung, doch auch das hat sich unter Gisdols Anleitung geändert. Die FC-Spieler verbringen nun auch die Nächte vor dem Heimspielen im Hotel, denn dort ist sichergestellt, dass sie weder vom Schlafen abgehalten noch ungesund ernährt werden. Vor und nach den Trainingseinheiten verbringen Profis nun deutlich mehr Zeit am Geißbockheim, oft essen sie gemeinsam zu Mittag. Man sucht nun nach den entscheidenden Prozenten, die oft genug zwischen Erfolg und Niederlage entscheiden.

Kein Wort zum Programm

Die Kölner fühlen sich gut vorbereitet, was wichtig ist, denn das schwierige Auftaktprogramm des Sommers wiederholt sich nun, nur auf anderen Plätzen. Doch auch das wird sich nun ändern. Vor der Saison baute Achim Beierlorzer die Prominenz der Gegner in sein Emotionalisierungsprogramm ein. „Der Auftakt zeigt direkt, was die Bundesliga für sensationelle Spiele mit sich bringt. Wir freuen uns richtig. Das ist eine tolle Herausforderung – die nehmen wir an“, sagte der Franke damals. Es war der Versuch, nach dem trüben Aufstieg die Furcht vor einem Fehlstart in Begeisterung umzukehren, doch vergaß Beierlorzer womöglich, dass die Bundesliga für viele seiner Führungsspieler gewohntes Terrain war. Die Aussicht auf Duelle mit Borussia Dortmund oder dem FC Bayern dürfte zumindest bei Marco Höger, Timo Horn oder Jonas Hector kaum für Euphorie gesorgt haben, und auch Markus Gisdol geht gelassen damit um, dass die Kölner auch in der Rückrunde auf lauter Bundesligisten treffen werden. „Wir tun alle sehr, sehr gut daran, wenn wir jetzt nicht wieder von dem Auftaktprogramm sprechen. So ticke ich nicht, das wollen wir so nicht machen“, sagt der Trainer.

Er verfährt wie ein Marathonläufer, der nicht die volle Strecke sieht, die vor ihm liegt, sondern Kilometer für Kilometer abspult – und den 35., als wäre es der erste. „Wir schauen wirklich nur bis zum nächsten Spiel. Wir haben in der Hinrunde gezeigt, wie wir uns in der Liga festbeißen können, dass wir scheinbar übermächtige Gegner in Schwierigkeiten bringen können. Erst wenn das nächste Spiel abgearbeitet ist, schauen wir weiter“, sagt Gisdol.

Voraussichtliche Aufstellungen

1. FC Köln: Horn - Ehizibue, Bornauw, Czichos, Katterbach - Skhiri, Hector - Drexler, Uth, Jakobs - Córdoba. – VfL Wolfsburg: Casteels - Mbabu, Tisserand, Brooks, Roussillon - Guilavogui - Schlager, Arnold - Ginczek, Brekalo - Weghorst.  Schiedsrichter: Fritz (Korb).Wolfsburg?

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