Leihen statt KaufenCorona-Pandemie beeinflusst Transfers beim 1. FC Köln maßgeblich

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Markus Gidsol und Horst Heldt

  • Der 1. FC Köln versucht, seinen aufgeblähten Kader zu verkleinern und die Qualität gleichzeitig zu erhöhen.
  • Geld für Ablösen steht nicht zur Verfügung, die Vereine sind verunsichert.
  • Der Branche fehlen Zuschauer-Einnahmen, und niemand weiß, wie lange diese Phase anhalten wird.

Köln – Horst Heldt lächelte hinter seiner Schutzmaske, als er am Dienstagabend mit einer Nachfrage konfrontiert wurde. Gerade hatte Vincent Koziello beim portugiesischen Klub CD Funchal auf Madeira den medizinischen Test bestanden, womit klar war, dass der Mittelfeldspieler in der nächsten Saison nicht für die Kölner spielen wird, bei denen er noch bis 2022 unter Vertrag steht. Ob der Mittelfeldspieler verkauft sei oder nur verliehen, fragte ein Reporter. Doch gekauft wird im Profifußball derzeit kaum jemand, auch Koziello nicht. „Es ist ein permanentes Hin- und Herleihen“, sagte Heldt: „Das ist die Entwicklung zurzeit. Tauschen, leihen. Zurzeit ist es bei vielen so, damit sind wir nicht allein. Denn niemand weiß, wie es weitergehen wird.“

Kader in Bewegung

Man habe sich vor diesem Sommer die Frage gestellt, wie eine Transferperiode in der Corona-Zeit aussehen könnte, sagte der Kölner Sportchef. Nun hat die Branche ihre Antwort: Der Kaufrausch der vergangenen Jahre macht Pause.

In Koziellos Fall herrscht damit vorerst Klarheit; der nach wie vor übergroße  Kölner Kader für die neue Spielzeit ist um einen weiteren Profi reduziert. Der FC spart zwar einen Teil seines Gehalts, ist  aber weit davon entfernt, Koziello von der Liste zu haben – ganz davon abgesehen, dass die Kölner keine Ablöse mit Koziello erzielen,  für den sie vor anderthalb Jahren noch mehr als drei  Millionen Euro bezahlt haben.

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Dem Profifußball fehlen wegen der Corona-Pandemie Einnahmen aus dem Spielbetrieb, und bislang ist offen, wann sich das ändern wird. Mit jedem Heimspiel ohne Publikum entgehen den Vereinen siebenstellige Summen, die fest verplant waren. Doch bis zum 31. Oktober sind Großveranstaltungen ausgeschlossen. Die Vereine haben nun Schwierigkeiten genug,  ihre Budgets aufzustellen und die Personalkosten zu decken. Ablösesummen zu zahlen, ist da kaum vorstellbar, jedenfalls nicht für die Klubs unterhalb der Champions League. Und selbst die ganz Großen halten sich merklich zurück.

Große Verunsicherung

Beim 1. FC Köln ging es zuletzt vor allem darum, den Kader zu verkleinern. Birger Verstraete, Kingsley Schindler und Niklas Hauptmann sind bereits verliehen, weitere Abschiede auf Zeit werden folgen:  Louis Schaub spielt in den Planungen keine Rolle, auch Lasse Sobiech ist freigestellt, dasselbe gilt für Marcel Risse, der vor einem Engagement bei Viktoria Köln steht.

Jannes Horn ist zwar von seiner letzten Leihe zurückgekehrt, auch Frederik Sörensen wird wiederkommen. Doch ist fraglich, ob sie nach der Sommerpause für den FC in der Bundesliga auflaufen werden. Was alle eint: Transfererträge werden sie kaum erzielen. Für die FC-Verantwortlichen geht es vornehmlich darum, Kaderplätze und Gehalt für Verstärkungen freizumachen. Leicht wird das nicht, denn in der Liga herrscht große Verunsicherung.

Liga der leeren Kassen

Der Hamburger SV etwa würde gern Simon Terodde verpflichten, um die Aussichten auf die Rückkehr in die Bundesliga zu verbessern. Doch sind die Hanseaten derzeit nicht einmal in der Lage, Teroddes Gehalt zu stemmen. Dabei würde der Mittelstürmer nach einer enttäuschenden Saison gern noch einmal im Unterhaus auf Torejagd gehen, um sich den Zweitligarekord zu holen und einen weiteren Aufstieg zu verbuchen.

FC braucht Verstärkungen

Auch der FC kann bislang nur Leihen tätigen. Das würde sich allerdings ändern, sollte Jhon Córdoba den FC noch verlassen. Der Vertrag des Kolumbianers endet im kommenden Sommer, was den Spieler in eine gute Position bringt: Bleibt er noch ein Jahr in Köln, kann er im nächsten Jahr ablösefrei gehen, was sich positiv auf seinen Vertrag beim neuen Arbeitgeber auswirken würde. Córdoba könnte also noch eine Saison in Köln spielen und im nächsten Jahr wechseln, wenn sich die Lage insgesamt verbessert hat und das Geld wieder lockerer sitzt.

Leerstellen in der Offensive

Eine Ablösesumme in diesem Sommer, realistisch scheinen 15 Millionen Euro, würde dagegen dem 1. FC Köln Spielraum geben. Mark Uth zum Beispiel ist nach Schalke zurückgekehrt, und weil Schalke nicht das Geld hat, einen Ersatz für Uth zu kaufen, muss der Offensivspieler vorerst in Gelsenkirchen bleiben. Dabei ist ein Spieler wie Uth in Markus Gisdols Spielsystem dringend vorgesehen. Im Kölner Kader steht allenfalls Elvis Rexhbecaj, der Uths Part spielen könnte. Allerdings ist auch der nur aus Wolfsburg ausgeliehen – sein Engagement beim FC endet im Sommer 2021.

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