Machtkampf beim 1. FC KölnSpinner kontert Ritterbach-Aussagen

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Werner Spinner zwischen Toni Schumacher (l.) und Markus Ritterbach (r.)

  • Nach dem Rücktritt Werner Spinners als Präsident des 1. FC Köln erzählt Vizepräsident Markus Ritterbach Interna aus der Diskussion nach dem 2:1-Sieg gegen Ingolstadt.
  • Demnach soll Spinner gefordert haben, entweder Trainer Anfang oder die Geschäftsführung zu entlassen.

Köln – Nach dem Spiel des 1. FC Köln gegen den SV Sandhausen waren nicht nur die Fans der Kölner erschüttert, sondern auch ihr Präsident. Werner Spinner lag am Montag nach dem Spiel nach einem Sturz im Skiurlaub im Krankenhaus, als er eine Sprachnachricht an seine Kollegen im Vorstand schickte; an Toni Schumacher und Markus Ritterbach.

Er brauchte drei Anläufe, um sich per Nachrichtendienst Whatsapp mitzuteilen. Spinner war mit der Entwicklung der Mannschaft unzufrieden; schon seit einiger Zeit hatte er den Eindruck, dass Trainer Markus Anfang und Geschäftsführer Armin Veh nicht zusammenpassen könnten. Offenbar hatte Spinner für sich durchgespielt, man müsse entweder den Trainer oder den Geschäftsführer entlassen, um nachhaltig Erfolg zu haben. Er stehe allerdings gerade nicht zur Verfügung und überlasse eine Entscheidung daher seinen Vorstandskollegen.

Auslöser für Vehs Erklärung nach Ingolstadt-Spiel

Die Überlegungen des Präsidenten brachten Markus Ritterbach dazu, Armin Veh zu verständigen, das löste nach der Partie gegen Ingolstadt am Karnevalssonntag Armin Vehs Rede aus, in der er öffentlich erklärte, das Vertrauen zum Präsidenten verloren zu haben. Ob Ritterbach die Sprachnachricht weiterleitete oder Veh nur mitteilte, Spinner habe das Präsidium aufgefordert, Trainer oder Geschäftsführer zu entlassen, ist unbekannt. Klar ist, dass Spinner „Geschäftsführung“ sagte. Allerdings habe er damit nur den Sportchef gemeint, denn Alexander Wehrle macht er nicht für das Auftreten der Mannschaft verantwortlich.

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Im Interview mit der „Kölnischen Rundschau“ gab Vizepräsident Markus Ritterbach am Freitag an, er habe Spinners Botschaft als Aufforderung verstanden, „dass wir nach dem Spiel in Ingolstadt entweder Trainer Markus Anfang oder die Geschäftsführung entlassen sollten. Wen es treffen sollte, wollte er Toni und mir überlassen“, sagte Ritterbach.

Spinner verweist auf Schmadtke und Stöger

Spinner widersprach dem am Freitag. „Es ging mir nicht um eine Entlassung, selbst wenn das Wort gefallen ist. Sondern darum, eine Debatte anzustoßen.“ Seine Gedanken seien im Kontext mit der Erfahrung zu verstehen, die der Verein mit dem Geschäftsführer Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger gemacht hatte: „Wir haben uns nach der Abstiegssaison gefragt, an welchem Punkt wir hätten erkennen müssen, dass es zwischen Trainer und Geschäftsführer nicht mehr stimmte. Und wann wir hätten eingreifen müssen. Daher halte ich die Frage, ob Armin Veh und Markus Anfang miteinander funktionieren, für zentral. Mir ist allerdings bewusst, dass das Präsidium weder den Trainer noch den Geschäftsführer entlassen kann, denn dafür bräuchte es eine Entscheidung im Gemeinsamen Ausschuss, wo solche Themen hingehören. Es war ein Anstoß zu einer internen Debatte, und ich halte es für extrem schädlich, dass der Inhalt öffentlich gemacht wurde.“

Spinner hatte nach dem Abstieg mehrfach angedeutet, schon im Sommer 2017 nach der sensationellen Qualifikation für die Europa League daran gedacht zu haben, Trainer oder Geschäftsführer auszutauschen ­- oder gar beide. Doch sei ihm dieser Gedanke zu radikal erschienen. Später habe er sich vorgeworfen, nicht gehandelt zu haben. Offenbar hatte ihn diese Erinnerung angesichts des Spiels gegen Sandhausen eingeholt.

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Ritterbach erklärt Hintergründe

Indem Ritterbach die Inhalte einer Nachricht des Präsidenten über die Hierarchieebenen hinweg erst an den Geschäftsführer gegeben und nun öffentlich gemacht hatte, setzte er sich dem Vorwurf fehlender Integrität aus, offenbar bewusst: Ihm ging es darum, Schaden vom Verein abzuwenden: „Das ist uns völlig klar, darüber habe ich mit Toni Schumacher auch gesprochen. Wir sind uns aber einig, dass es jetzt an der Zeit ist, um nach draußen zu dokumentieren: Das sind die wahren Hintergründe. Deshalb haben wir das aus unserer Sicht klargestellt. Denn es ist auch der Zeitpunkt gekommen, an dem wir uns vor unsere Mitarbeiter stellen müssen, also vor unsere beiden Geschäftsführer. Das ist unsere Pflicht.“

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