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Mail an FC-MitgliedStefan Müller-Römers brisante Worte zur virtuellen Versammlung

Lesezeit 4 Minuten
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Stefan Müller-Römer auf der letztjährigen Mitgliederversammlung des 1. FC Köln

  • Wegen der Corona-Pandemie diskutiert der 1. FC Köln, ob die Mitgliederversammlung virtuell abgehalten muss.
  • Stefan Müller-Römer ist klar gegen eine digitale Variante.
  • Der Mitgliederrats-Chef findet in einem Schriftwechsel mit einem Mitglied dazu klare Worte.

Köln – Der 1. FC Köln hat zwar erst am Wochenende seinen Pflichtspielbetrieb aufgenommen, doch steht dem Verein bereits die alljährliche Mitgliederversammlung bevor, die laut Satzung „in den Monaten September, Oktober oder November“ stattzufinden hat. Angesichts der unklaren Pandemie-Entwicklung ist jedoch bislang offen, ob eine Versammlung im üblichen Rahmen der Lanxess-Arena stattfinden kann.

Der 1. FC Köln prüft derzeit die Möglichkeit, eine zumindest in Teilen virtuelle Mitgliederversammlung durchzuführen. Eine solche Versammlung bedeutete technologische Herausforderungen, vor diesen Hürden standen in diesem Jahr jedoch bereits zahlreiche Organisationen und Unternehmen, die ihre Hauptversammlungen digital abhalten mussten.

Technologische Bedenken bei Müller-Römer

Abgesehen von technologischen Bedenken erklärte Stefan Müller-Römer, der Vorsitzende des Mitgliederrats, zuletzt im „Express“: „Stimmungen und Reaktionen gehen bei einer Online-Versammlung völlig verloren, weswegen das nicht demokratischer ist, sondern das genaue Gegenteil davon.“ Die womöglich höhere Wahlbeteiligung einer virtuellen Veranstaltung sieht der 52-Jährige nicht unbedingt als Vorteil.

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Jörg Heyer, von 2016 bis 2019 Mitglied des Aufsichtsrats des 1. FC Köln und beteiligt an der Novellierung der FC-Satzung im Jahr 2012, hat Müller-Römers Sicht in einem Gastbeitrag für das Portal „geissblog.koeln“ als „völlig absurd“ bezeichnet: „Möglichst allen Wahlberechtigten die Stimmabgabe zu ermöglichen, liegt im Wesen und Interesse der Demokratie“, schreibt der Rechtsanwalt.

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Aus diesem Gedanken heraus richtete sich Ende August ein FC-Mitglied an den Mitgliederrat. Sie „gehöre mehrfach zur Risikogruppe (Alter, Vorerkrankungen)“, schrieb die 67-Jährige an das Gremium. Eine virtuelle Versammlung gebe ihr die Möglichkeit, „teilzunehmen und mein Stimmrecht auszuüben“, und weiter: „Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass allen Mitgliedern, die teilnehmen wollen, dies auch ermöglicht wird.“

Schon gut anderthalb Stunden später erhielt sie eine Antwort – von Müller-Römer. Man könne „über dieses Thema selbstverständlich diskutieren“, teilte der Anwalt mit, sie sei sogar ein gutes Beispiel dafür, einen Ausnahmefall zu prüfen. Allerdings stellte Müller-Römer auch fest: „Vereinsdemokratie lebt davon, dass man live mitmacht und sich auch die Mühe macht, eine MV zu besuchen.“ In der Satzung des 1. FC Köln sei schließlich „ganz bewusst eine repräsentative Demokratie angelegt, weil ein Verein nicht zu führen ist, wenn bei jeder Entscheidung jeder mitreden kann“.

Das Mitglied antwortete mit ein paar teils kritischen Anmerkungen und Nachfragen. „Mich hat die negative Haltung gegenüber unserer Mitgliedschaft gewundert“, erklärte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Wenig später meldete sich Müller-Römer erneut. Angesichts ihrer Sorgen fand der ehemalige Vereinsvorstand beruhigende Worte. Das Corona-Virus sei existent, doch solle man stets verhältnismäßig entscheiden: „Faktisch haben wir kein wirkliches Problem mit der Pandemie. Ich sehe die Gefahr nicht so groß, wie sie von Politikern wie Lauterbach im Fernsehen populistisch dargestellt wird.“

„Schön, wenn etwas käme“

Zur Frage nach dem Stand der Prüfung einer virtuellen Versammlung schreibt Müller-Römer, aus der „Verwaltung“ im Geißbockheim habe sich noch niemand bei ihm gemeldet: „Es wäre schön, wenn da mal etwas käme.“ Auf eine Nachfrage, ob er wirklich glaube, eine virtuelle Abstimmung könnte manipuliert werden, indem Mitglieder ihre Zugangsdaten weitergeben, antwortete Müller-Römer: „Also wenn ich lese, was in den Foren von den üblichen Verrückten und den bekannten Hetzern so geschrieben wird, dann habe ich zumindest in solche Gestalten kein Vertrauen.“ In seinen Ausführungen nannte Müller-Römer auch Stephan Engels, der „Lügengeschichten in die Welt“ setze. Der ehemalige FC-Profi und -Trainer hatte sich zuletzt öffentlich darüber beklagt, in seinem Bemühen um das Amt des Vizepräsidenten nicht ausreichend gehört worden zu sein. Anschließend hatten sich die Kölner Alt-Internationalen um Wolfgang Overath und Toni Schumacher in einem Brief an den Vereinsvorstand gewandt und ihre Sorgen über die Entwicklung des FC zum Ausdruck gebracht. Derartige Wortmeldungen seien auf einer Präsenzveranstaltung nicht denkbar, wenn da jemand „Unfug“ erzähle, „diszipliniert ihn die Versammlung mit entsprechenden Zwischenrufen“. Das habe in den vergangenen Jahren gut funktioniert und „Fake-News-Verbreiter“ abgehalten, sagt Müller-Römer.

Müller-Römer äußerte sich auch zur Geschäftsführung, die dem Verein gemeinsam mit dem alten Vorstand „die aktuell katastrophale finanzielle Lage eingebrockt“ habe. Doch auch mit Teilen der Mitgliederschaft ist er unzufrieden. Er habe „definitiv keine Lust mehr“, sagte Müller-Römer, sich diese „AfD-artigen Mitglieder anzutun“. Das seien „alles Verlierer, die noch nie wirklich etwas für den Verein getan haben. Die sollten den Verein einfach verlassen. Dann hätten wir endlich Frieden“, schreibt Müller-Römer am 31. August. Müller-Römer wollte sich zu seinen Aussagen nicht weiter äußern, da es sich um einen aus seiner Sicht vertraulichen Mailverkehr gehandelt habe.

Am Mittwochabend werden sich Vorstand, Geschäftsführung und die Alt-Internationalen in einem Restaurant unweit des Stadions zur Aussprache treffen. Müller-Römer ist nicht eingeladen.

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