Nach dem 1:2 gegen FehervarBaumgart lenkt den Blick auf Eintracht Frankfurt

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Steffen Baumgart und Verteidiger Jeff Chabot 

Köln – Steffen Baumgart befand sich am Freitagmittag genau auf der Grenzlinie zwischen zwei Spielen: Das Training mit seinen Spielern nach dem 1:2 gegen den FC Fehervar im Playoff-Hinspiel zur Conference League war beendet, „relativ ruhig“ sei es zugegangen, berichtete der Coach. Ruhig genug, um am Samstag schon wieder eine vollwertige Einheit zu absolvieren und noch Abläufe zu studieren, um gewappnet zu sein für die Bundesligapartie am Sonntag (15.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt. Er werde sich nun zur Besprechung mit seinen Assistenten zurückziehen, um Aufstellung und Kader für Sonntag zu diskutieren.

Nach der Einheit am Freitagvormittag hatte Baumgart ein paar Gespräche geführt. Nicht nur mit Jeff Chabot. Aber auch. Der Innenverteidiger, nach einer Pause im Bundesligaspiel gegen Leipzig (2:2) zum Duell mit Fehervar wieder in die Mannschaft rotiert, hatte beim Stand von 1:0 in der 20. Minute die Notbremse gezogen und dafür Rot gesehen. Anschließend hatte der FC noch vor der Pause zwei Gegentreffer kassiert und trotz zeitweiser drückender Überlegenheit vor 44 000 Zuschauern nicht mehr genug Offensivkraft entwickelt, um die Partie noch wenigstens auszugleichen.

Kritik an Chabot

Baumgart hatte schon gleich nach der Partie deutlich gemacht, dass er Chabots Entscheidung für das Foul falsch gefunden hatte. „Jeff ärgert es am meisten. Ich als Trainer muss den Jungs sagen, was man in diesen Situationen besser machen kann. Mitlaufen, den Druck aufrechterhalten, dem Torwart vertrauen. Es ist immer am wichtigsten, dass du mit elf Leuten auf dem Platz stehst“, beschrieb Baumgart.  Diese Sichtweise hatte er Chabot am Morgen danach gleich noch einmal erläutert.

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„Wir haben darüber gesprochen, was aus meiner Sicht der bessere Weg gewesen wäre. Wir sind in einem Fehlersport. Hinterher ist es leicht, zu sagen, was man anders hätte machen können“, sagte Baumgart. An der Mannschaftsleistung hatte er nichts auszusetzen gehabt.

Doch stand im zweiten Pokalspiel der Saison die zweite Ernüchterung. „Im Pokal und jetzt in der Conference League war es von den Ergebnissen her ärgerlich, von der Leistung her ist das etwas anderes. Wir haben es in beiden Spielen nicht geschafft, Lösungen zu finden“, sagte Baumgart.

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Der Coach vermutet in der Kölner K.o.-Schwäche mehr als den einen Aussetzer. „Wir können das gern an der Roten Karte aufhängen. Aber auch darin steckt ja mehr als nur Jeffs Aktion“, befand Baumgart. Er hätte Hübers’ üblen Stellungsfehler nennen können vor Chabots Tat oder auch die folgenden Fehler, die zu Fehervars Treffern geführt hatten. Doch bezog Baumgart das negative Ergebnis auch deutlich auf sich. „Ich betone gern, dass auch der Trainer Erfahrung sammeln muss. Es ist für mich ein Lernprozess. Wir haben es nicht geschafft, nach der Roten Karte so gut umzustellen, wie wir es beim nächsten Mal machen würden.“ Bereits am Donnerstagabend hatte er erklärt: „Da muss ich sagen, dass der Trainer noch lernen muss. Er hat noch nicht die Erfahrung, in diesen Situationen immer richtig zu reagieren.“

Das „nächste Mal“ sprach Baumgart nicht aus Versehen an. Besser als gestern, schlechter als morgen – die Philosophie eines Lernenden. Allzu drastisch waren Baumgarts Fehler allerdings nicht ausgefallen. Statt auf Chabots Rote Karte hin schlicht Luca Kilian einzuwechseln und beim Stand von 1:0 gegen den ungarischen Außenseiter einen Offensivspieler zu opfern, hatte er Jonas Hector aus dem Mittelfeld auf die Linksverteidigerposition zurückgeholt und Kristian Pedersen von links auf Chabots Platz im Zentrum beordert. Kein ganz falscher, aber ein überkomplizierter Gedanke. Seine Mannschaft hatte anschließend innerhalb von acht Minuten zwei Gegentreffer kassiert, weil sie in den entscheidenden Momenten nicht funktioniert hatte.

Kopf hoch, Analyse folgt

Vor dem Spiel beim Champions-League-Teilnehmer aus Frankfurt am Sonntag  gilt es nun, die Überzeugung zu behalten. „Die Jungs sind groß und erwachsen genug, damit es jetzt weitergehen kann.  Es geht jetzt darum, den Kopf hochzunehmen und zu analysieren, was gut war. Und noch mehr zu analysieren, was nicht gut war.“

Es werde bei der Eintracht nicht darum gehen, gut auszusehen, sondern erfolgreich zu sein. Weiterhin fehlen wird Mark Uth. Stürmer Steffen Tigges spielte zwar erstmals im FC-Trikot im Rhein-Energie-Stadion. Doch ob er ein Kandidat für die Startelf ist, ließ Baumgart offen. Das liegt auch an den Leistungen des Mannes, der zurzeit auf Tigges‘ Position spielt: Florian Dietz erzielte nach seinem Treffer in Leipzig auch gegen Fehervar ein blitzsauberes Stürmertor und zeigte in vielen Situationen, dass er nervlich in der Lage ist, auch unter dem Druck eines wichtigen Spiels vor großer Kulisse die Forderungen seines Trainers umzusetzen. Was eine starke Qualität ist. „Florian macht es sehr gut. Nicht nur wegen der Tore, sondern auch, wie er am Mann arbeitet.“

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